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Macht um sich kein Gewese

Von Peter Rosenhahn 09.06.2006, 19:58

Hoym/MZ. - Beruflich begonnen hat die verheiratete Mutter zweier Kinder und zweimalige Oma vor 40 Jahren als Hilfsschwester im Krankenhaus Aschersleben. An diese Zeit schloss sich eine Ausbildung zur examinierten Krankenschwester an. Dann war sie im Schloss Hoym und anschließend in der Hoymer Landarztpraxis tätig.

Als sie jetzt die MZ-Rose bekam, war ihr das so geheuer nicht. "Was ich tue, ist meine Pflicht", sagte sie. Also nichts da mit Heroismus im Alltag, mit Wind und jedem Wetter, mit Nacht und Nebel, Aufopferung und Selbstlosigkeit. Nur Pflicht eben. Deshalb bitte kein Gewese, keinen Schmus, gab die Geehrte höflich, aber deutlich zu verstehen.

Früher allerdings, vor 20, 30 Jahren, da war das auch für sie so selten nicht, denn zwei Jahrzehnte Vertretung als Gemeindeschwester, nachts Erste-Hilfe-Fälle, Wunden versorgen, Verbände anlegen, mit dem Moped durch Hoym wie im DDR-Fernsehen "Schwester Agnes" - also auch Schwester Inge war kolossal gefordert. Derart, dass in Hoym viele heute noch sagen: Inge, die ist so wie ein halber Arzt.

In ihrer Heimatstadt kennt sie alle derart gut, um aus Ähnlichkeiten schließen zu können, aha, Müller, Meier, Schulze, Lehmann, Lange... Deshalb Krößners auch schrieben: "Sie kennt alle - Kinder, Kindeskinder, Omas, Opas, Krankengeschichten, Eigenarten, Schicksale."

Als die beiden Ärzte 1991 aus Sachsen nach Hoym kamen, kannten sie weder Lehmann noch Lange. Und auch die andern nicht. Schwester Inge hingegen, mit

Hoymer Selkewasser getauft, wusste um alles und alle Bescheid und half so den Neuangekommenen, beruflich wie privat Fuß zu fassen. Neu in der Praxis waren eines Tages auch Heidrun Giersdorf und Conny Buder, Kolleginnen von Inge Martinius, Schwestern also. Sie erhielten von der Erfahreneren so manchen Tipp.

Doch wie fasste die ihr Tagwerk oben zusammen? - "Was ich tue, ist meine Pflicht." Kurz und bündig, ohne Schmus. Und so gibt sie dann auch das an sie gerichtete Lob ihrer beiden Chefs zurück, wenn sie sprichwörtlich befindet: "Wie der Herre, so ´ s Gescherre." Aber Einsatz ist eben trotz all ihrer Bescheidenheit nicht zu übersehen. Bei Schwester Inge, in Hoym. Tatsächlich - ohne Gewese, ohne Schmus!