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Luftsport in Aschersleben Luftsport in Aschersleben: Neue Perspektiven auf leichten Flügeln

Von Kerstin Beier 27.04.2014, 16:10
Viel dran ist nicht an einem solchen Segler, doch es braucht seine Zeit, bis der Pilot ihn sicher beherrscht.
Viel dran ist nicht an einem solchen Segler, doch es braucht seine Zeit, bis der Pilot ihn sicher beherrscht. Frank Gehrmann Lizenz

Aschersleben/MZ - Das Wetter passt: Sonnenschein, blauer Himmel, ein laues Lüftchen. Wolfgang Lieder, Chef des Luftsportvereins Ostharz, hat trotzdem noch zwei Wünsche: Ein paar Kumuluswölkchen wären noch schön - wegen der Thermik. Und er hofft auf ein paar Interessenten, die das Angebot eines Schnupperkurses an diesem Sonnabend annehmen. Denn der Verein kann ein paar neue Mitglieder gebrauchen.

Die Segelfliegerei ist kein elitärer Sport. Eine Frage des Geldes ist das Fliegen nicht, betont Vereins-Chef Wolfgang Lieder. Wer sich entscheidet, Mitglied zu werden, muss allerdings Zeit mitbringen. Denn wer segelnd in die Luft gehen möchte, der ist auf die Hilfe von anderen Vereinsmitgliedern angewiesen. Zudem muss die vereinseigene Technik regelmäßig gewartet werden.

Der Luftsportverein Ostharz hat sein Domizil auf dem Flugplatz an der Güstener Straße. An fast jedem Wochenende sind Vereinsmitglieder auf dem Gelände anzutreffen, Schnupperflüge sind immer möglich.

Im Moment sind es etwa 40 Männer und Frauen, die das Fliegen als schönste Sache der Welt für sich entdeckt haben. Einige sind noch Lernende, andere fliegen schon allein. Doch das Fliegen ist nicht nur schön, sondern auch aufwendig. „Die Fliegerei ist ein Mannschaftssport, alleine ist man hier nichts“, erklärt Lieder. Denn beim Segelfliegen braucht es stets hilfreiche Geister an der Winde oder für den Rücktransport des Fliegers zum Startpunkt.

"Von oben sieht alles viel schöner aus"

Zudem erfordern auch das Fliegenlernen selbst und die Wartung und Pflege der vereinseigenen Maschinen einiges an Zeit und persönlichem Einsatz. Inzwischen sind die ersten Neugierigen eingetroffen. Sie haben aus der Zeitung oder übers Radio vom Schnuppertag erfahren. Unter ihnen Gerhard Feilke und sein 14-jähriger Sohn Albrecht. Während der Vater schon geflogen ist, ist Albrecht gespannt auf das Gefühl, 400 Meter über der Erde zu schweben - ohne jegliches Motorengeräusch, begleitet allein vom sanften Rauschen des Windes. „Von oben sieht alles viel schöner aus als von unten“, findet jedenfalls Wolfgang Lieder, den das Fliegervirus als Kind erfasst hat und der mit 19 Jahren schon Fluglehrer war.

Der Fluglehrer, der sich heute um die Gäste kümmert, ist Ausbildungsleiter Jürgen Kraneis. Im Schulungsraum erläutert er allgemeinverständlich die Strömungsverhältnisse der Luft, die das Gleiten des Flugzeugs überhaupt erst möglich machen, erklärt das Prinzip der Thermik und zeigt die Funktion des Rettungsfallschirms, der für jeden Piloten obligatorisch ist. Schon während der theoretischen Einführung wissen fünf Teilnehmer, dass sie die Gelegenheit nutzen und gemeinsam mit Jürgen Kraneis eine zehnminütige Segelflugrunde drehen werden.

Und so passen sie natürlich besonders gut auf, als der Fluglehrer draußen am Segler die Instrumente, Hebel, Griffe und deren Funktion erklärt - wenngleich sie beim Fliegen gar nichts tun müssen, sondern einfach genießen dürfen. Unter denen, die sich wenig später die Gurte anlegen lassen, ist der 59-jährige Rolf Frahm. „Das hier habe ich mir schon ewig vorgenommen und immer wieder verschoben“, sagt er, ehe der hinter ihm sitzende Fluglehrer die Plexiglas-Kanzel schließt und das Zeichen zum Start gibt. Als Rolf Frahm eine Viertelstunde später wieder festen Boden unter den Füßen hat, bekommt er das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht. Alle anderen, die mitgeflogen sind, übrigens auch nicht.

Ausbildungsleiter Jürgen Kraneis erklärt die Instrumente.
Ausbildungsleiter Jürgen Kraneis erklärt die Instrumente.
Frank Gehrmann Lizenz
Im Schulungsraum zeigen Ausbildungsleiter Jürgen Kraneis und Vereinsmitglied Norbert Otto Karten, mit denen sich Piloten orientieren.
Im Schulungsraum zeigen Ausbildungsleiter Jürgen Kraneis und Vereinsmitglied Norbert Otto Karten, mit denen sich Piloten orientieren.
Frank Gehrmann Lizenz