Leute von nebenan Leute von nebenan: Wechsel im Beruf aus Liebe zum Granit
Reinstedt/MZ. - Am 2. September 1976 gründeten er und sein Vater Franz Beyer das Unternehmen, das seitdem seinen Sitz am Witteanger in Reinstedt hat. "Doch ich musste erst einen anderen Beruf erlernen. Durfte kein Steinmetz werden, so wurde ich eben Maschinenbauer. Dabei habe ich meinem Vater, der Steinmetz von Beruf war, immer gern über die Schulter geschaut. Erst auf dem zweiten Bildungsweg klappte es mit dem Steinmetz. Das war 1987", erinnert er sich.
Die Auftragslage zu DDR-Zeiten sei immer gut gewesen. "Doch manchmal fehlte das Material. Wir haben dann zum Teil Altmaterialien aufgearbeitet", erinnert sich Beyer. Wartezeiten von bis zu zwei Jahren auf einen Grabstein seien da völlig normal gewesen. Heute kann man innerhalb von zwei bis vier Tagen einen Stein bekommen. "Natürlich kommt es hier ganz auf den Kundenwunsch an."
Nicht nur mit der Materialbeschaffung - Grabsteine sind aus Granit oder Marmor - gab es seinerzeit Schwierigkeiten. Um seinen Transporter, zum Beispiel, musste Beyer lange kämpfen und Maschinen gab es nur mit Beziehungen. "Auch die Leute im Zementwerk habe ich manchmal bestochen, nur um Material zu bekommen. Aber es gab immer einen Weg und eine Lösung", berichtet er lächelnd. Heute ist es umgekehrt - Material gibt es, aber nicht jeder Kunde kann sich alles leisten. Trotzdem hat Beyer alle Hände voll zu tun; eine 70-Stunden-Woche ist gar nicht so selten.
Seit dem Tod seines Vaters 1996 führt Lothar Beyer das Geschäft allein weiter. Heute hat er drei Gesellen, und seine Frau und seine Tochter arbeiten ebenfalls im Unternehmen mit. Während Tochter Nicole für die Buchhaltung und die Zweigfiliale in Bernburg verantwortlich ist, ist seine Frau Karin die gute Seele des Hauses.
"Sie nimmt die Kundentermine entgegen, organisiert, putzt Steine und kocht den Kaffee", lobt er seine Frau. Die Tasse darf nicht fehlen beim Kundengespräch im neuen Büro. Diese Gespräche dauern ein Weilchen und manchmal gehen ihm die Schicksale seiner Kunden schon zu Herzen. "Und da muss man ihnen viel Zeit lassen."
Für die Gravierungen und Ornamente ist ein Bildhauer zuständig. Lothar Beyer ist für die Schriften verantwortlich. Diese werden mit einem Sandstrahlgebläse eingearbeitet. Zusätzlich sind in dem Unternehmen auch Schalen, Leuchten und Vasen aus Marmor und Granit für die Gräber erhältlich. Grabpflege und Bepflanzungen gehören ebenfalls zum Service-Angebot.