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Letzte Ruhe unter Eichenbäumen

Von PETRA KORN 06.05.2009, 16:35

MEISDORF/MZ. - Eingerichtet wurde der Waldfriedhof bei Meisdorf (Stadt Falkenstein / Harz). Er ist der erste Ruheforst in Sachsen-Anhalt und der erste Waldfriedhof im Bundesland, der sich auf kirchlichem Grund und Boden befindet.

Der Waldfriedhof bietet die Möglichkeit, die Asche von Verstorbenen in einem Areal mit einem mehr als 150 Jahre alten Eichenbestand bestatten zu lassen (die MZ berichtete).

Bischof Axel Noack verwies in seiner Ansprache darauf, dass in unserer Gesellschaft auch der Umgang mit den Toten und mit dem Sterben schwieriger geworden sei. Der Trend sei lange zu anonymen Gräbern, zu Bestattungen auf grünen Wiesen gegangen - nicht zuletzt auch, weil alte Menschen oft selbst erklärt hätten, niemandem zur Last fallen zu wollen. Doch das Leben sei vom Anfang bis zum Ende zu schützen. Und: "Wie eine Gesellschaft mit den Toten umgeht, das hat unmittelbare Wirkung auf die Lebenden." Aber man könne die Augen nicht verschließen vor kulturellen Veränderungen. "Das müssen wir bewusst gestalten."

Wenn es mit dem Ruheforst Bestattungen unter Bäumen gebe, an welchen Namensschilder angebracht werden, was "das Anonyme ein bisschen aufhebt" - "dann ist das ein guter Weg", sagte der Bischof. "Ich glaube wirklich, dass Trauer einen Platz braucht, einen Ort, zu dem man gehen kann", unterstrich Axel Noack. "Anonym funktioniert das nicht." So soll der Ruheforst ein Ort der Trauer sein, aber auch ein Ort der Hoffnung, die "man am Grab zum Ausdruck bringen" und an der man "auch festhalten muss".

Ein Zeichen dafür sind wohl auch die beiden Bergahorn-Bäume, die Axel Noack, Gabriele Lättig, Jost Arnold, Geschäftsführer der RuheForst GmbH, und Kirchenförster Ralf Ziesenhenne gemeinsam pflanzten.

Der "Ruheforst Harz-Falkenstein" ist der 33. Ruheforst bundesweit, sagte Jost Arnold. Der Geschäftsführer bedankte sich bei allen, die sich für den Waldfriedhof bei Meisdorf bemüht haben. Dazu zählen unter anderem der Bischof, die Kirchenämter, die Kirchliche Waldgemeinschaft Wippra, der Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Falkenstein Harz und der Landkreis Harz. Mit diesem Waldfriedhof möchte die RuheForst GmbH individuelle Bestattungsmöglichkeiten in der Natur anbieten, sagte der Geschäftsführer. Dass hier ein Andachtsplatz eingerichtet wurde, ist ein Zeichen dafür, "dass wir die christlich orientierte Bestattung favorisieren", unterstrich Jost Arnold. Dazu gehörten ebenso die Namenstäfelchen, welche zudem mit einem Kreuz oder einem Bibelvers versehen werden könnten, die individuelle Zuordnung jeder Ruheplätze, die Ruhebiotope genannt werden. Das Recht auf die Nutzung eines solchen Ruhebiotops wird für 99 Jahre vergeben, erläuterte Ralf Ziesenhenne, der zuständige Kirchenförster, bei einem Rundgang durch das Waldgebiet, das derzeit auf einer Größe von fünf Hektar als Ruheforst ausgewiesen ist. Hier gibt es zur Zeit 230 Ruhebiotope; in einem Biotop können bis zu zwölf Beisetzungen erfolgen. Die ersten Bestattungen sollen in der übernächsten Woche erfolgen. Und das Interesse an dieser Form der letzten Ruhestätte "ist groß", weiß Christian Hellberg, der für neue Standorte zuständige Mitarbeiter der RuheForst GmbH.

Interessenten haben die Möglichkeit, sich bei einer Führung mit Kirchenförster Ralf Ziesenhenne zu informieren. Die nächste Führung findet am kommenden Mittwoch ab 13 Uhr statt.

Informationen zum kirchlichen Waldfriedhof bei Meisdorf auch im Internet unter: ruheforst-harz-falkenstein.de