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Lesung in der Blasiikirche Lesung in der Blasiikirche: Schauspieler gibt Debüt als Erzähler

Von Rita Kunze 19.02.2003, 17:01

Quedlinburg/MZ. - Mit der Lesung am Dienstagabend gestalteten Hannelore Hoger und Joachim Król, zwei Hauptdarsteller des SAT-1-Filmes, der zurzeit in Quedlinburg gedreht wird, eine Benefizveranstaltung für die Kulturkirche. Damit will sich "der Film" bei den Quedlinburgern für ihre "wundervolle Unterstützung" bedanken, sagt Produzent Ivo Beck zu Beginn der Veranstaltung. Am Ende sind durch die Eintrittspreise 1 648 Euro in der Kasse, die die Produktion auf 2 000 aufrundet. Hinzu kommen weitere 273 Euro aus dem Glühweinverkauf.

Die Tassen mit dem dampfenden Wein in den Händen, lassen sich die etwa 200 Besucher in die Wildsche Fantasiewelt entführen. Mit ihrer Stimme verleiht Hannelore Hoger den Figuren unverwechselbaren Charakter und macht sie lebendig. Sie baut Spannung auf, lässt ihre Zuhörer mit staunen, hoffen, lachen - und betroffen sein.

Nach dieser wunderbar vorgetragenen, berührenden Geschichte erleben die Quedlinburger schließlich ein Debüt: "Das ist eine Premiere - Joachim Król liest", sagt der Schauspieler von sich selbst. Er habe nie die Einsamkeit des Vorlesers gesucht, sagt er und stellt fest, dass er für so etwas gar kein Repertoire hat. "Sie wissen ja nicht, wie so was ist", erklärt er humorig die Überredungskünste des Produzenten bei ein, zwei Flaschen Wein.

Nun sitzt Król also in der Kirche und liest vor. "Der Ausgestoßene" von Samuel Beckett hat er sich ausgesucht, und die Geschichte scheint wie geschaffen, um gerade von Joachim Król erzählt zu werden. Immer wieder blitzt trocken-schwarzer Humor auf, wenn der 45-Jährige mehr zu sein scheint als nur der Erzähler. "Das ist einfach nur schön", freut sich eine Zuhörerin über die Art, wie der Schauspieler dem Überdrüssigen, Hoffnungslosen Gestalt verleiht.

Schließlich kommt noch einmal Hannelore Hoger nach vorn, die für die erkrankte Natalia Wörner einspringt: "Ich würde noch eine Geschichte lesen. Oder sind Sie schon erfroren? Dauert drei Minuten", kündigt sie ihren Tucholsky-Text an. Die Zuhörer halten gern durch. Was sind schon kaum noch zu spürende Füße gegen eine wunderbar erzählte Geschichte?