Leserärger Leserärger: Hermes-Bote legt Paket vor der Tür ab
Aschersleben/MZ. - "Das ist eine Frechheit", schimpft Willi Winkelhaus. Zweieinhalb Stunden war der Ascherslebener am Mittwoch nicht zu Hause. Zweieinhalb Stunden, in denen sein Paket geklaut hätte werden können. Im Beutel hing es an der Außenklinke der Haustür. Auf dem Markt, wo viel Publikumsverkehr herrscht. Ein Nachbar brachte die Sendung, nachdem er sie entdeckt hatte, ins Haus, deponierte sie vor des Bestellers Wohnungstür. Und der war alles andere als angetan von der unpersönlichen Zustellmethode, die seiner Meinung nach potenzielle Langfinger auf den Plan ruft: "Kurz vor Weihnachten ist ein Paket verloren gegangen. Jetzt kann ich mir auch erklären, warum", wettert Winkelhaus. Umgehend nahm er Kontakt zu Hermes auf, telefonierte sich vom Paketshop zum Verteilzentrum, vom Verteilzentrum in die Hamburger Zentrale.
Weil seine Recherche dort ins Leere lief, wandte er sich an die MZ. Die hakte nach - mit verblüffendem Ergebnis: "Der Zusteller hat ordnungsgemäß gehandelt. Er darf das Paket ablegen", erklärt Claudia Schanz, Hermes-Pressereferentin. Beim Nachbarn klingeln? Eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten werfen? Das muss er nicht. Nicht, wenn es der Versender nicht anders wünscht. Aber das sei "eher die Ausnahme", so Schanz. Weltbild habe jedoch den Logistik-Dienstleister mit einer vereinfachten, der sogenannten quittungslosen Zustellung beauftragt. Das heißt: Die Auslieferung erfolgt ohne Unterschrift. Und ist der Empfänger nicht da, gibt es auch keine persönliche Übergabe. So wie im Fall Winkelhaus.
Die quittungslose Zustellung gelte aber nur bei "kleineren Lieferungen - einzelnen Büchern oder CDs", sagt Jürgen Pfeifle, Pressereferent bei der Verlagsgruppe Weltbild. "Große Lieferungen lassen wir über Hermes standardmäßig mit Quittung zustellen", erklärt er. Ein Risiko bestehe für die Kunden nicht, so Pfeifle, denn der Versandhandel haftet, "kommt das Paket weg". Kunden die mit der quittungslosen Zustellung dennoch ihre Probleme haben, das mitteilen oder sich beschweren, für die würde der Versand auf DHL umgestellt werden - "ohne Mehrkosten", so der Sprecher.