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Laptopklasse in Nachterstedt Laptopklasse in Nachterstedt: Bildungsprojekt entwickelt sich zum Flop

Von marko jeschor 13.01.2014, 18:58
Die Laptops werden an der Sekundarschule in Nachterstedt nach wie vor nur selten genutzt.
Die Laptops werden an der Sekundarschule in Nachterstedt nach wie vor nur selten genutzt. gehrmann Lizenz

nachterstedt/MZ - Erst fehlte monatelang der Internetzugang, nun sind die notwendigen Lehrmaterialien online nur unzureichend abrufbar. Das Projekt „Operation 21 - Laptopklasse“ an der Sekundarschule in Nachterstedt entwickelt sich immer mehr zu einem Flop. Bereits vor anderthalb Jahren an der Einrichtung eingeführt (die MZ berichtete), können die Schüler noch immer nicht richtig mit den Geräten arbeiten - sowohl im Unterricht als auch zu Hause. Grund sind jetzt fehlende Administrator-Rechte. Damit ist nicht nur die Datenübertragung äußerst schwer, auch die alltäglichsten Arbeiten, etwa zu Hause einen Drucker anzuschließen, um Hausaufgaben auszudrucken, werden zu einer schier unüberwindbaren Hürde für die Schüler.

Gespräch hat nichts gebracht

Zeigten die Eltern der betroffenen Schüler anfangs noch Verständnis für die Probleme, schließlich handelt es sich um ein Pilotprojekt im Salzlandkreis, ist der Frust mittlerweile groß. „Wir haben den Hals voll“, nimmt Nadine Rödel kein Blatt mehr vor den Mund. Das Projekt sei bislang nicht so verlaufen, wie es die Schulleitung versprochen habe, so Rödel. Ihre Tochter ist eine der Schülerinnen in der sechsten Klasse, die mit einem solchen Laptop arbeiten sollen. Nach wie vor müsse sie Schulbücher schleppen, hinzu komme nun das Gerät, das den Ranzen zusätzlich schwerer mache, so die Mutter. Außerdem werde die Technik in nur wenigen Unterrichtsstunden genutzt. „Wir wollen, dass Lehrer und Schüler aktiv damit arbeiten“, fordert Rödel. Sie hatte nach eigener Aussage bereits im vergangenen Jahr das Gespräch mit der Klassenlehrerin gesucht. Passiert sei seitdem aber nichts.

Ihr Ärger ist durchaus nachvollziehbar, schließlich hatte nicht etwa der Landkreis als Schulträger die 550 Euro teuren Geräte angeschafft, sondern die Eltern selbst. Nun besitzen sie zwar ein Gerät, aber keine Rechte. Schulleiter Erik Heim kann die Kritik der Eltern verstehen. Er räumte auf MZ-Nachfrage ein, dass Unterrichtsmaterialien von den Verlagen, mit denen man zusammenarbeite, noch nicht online vorliegen. Er selbst nutze den Laptop im Fach Geografie jedoch häufig. Generell könne er aufgrund einer langen Krankheit nichts zu den Problemen sagen. Er verwies stattdessen an die Mathelehrerin Christine Weißbart.

Sie sprach ebenfalls von vielen, kleinen Problemen, „die mittlerweile zu einem großen geworden sind“. Nicht nur, dass Kinder die Laptops mitunter zum Unterricht auch vergessen würden, alle noch so kleinen Veränderungen müssten mit dem Landkreis abgesprochen werden. „Dabei vergeht oft eine Woche.“ Jedoch weiche die Vorstellung der Eltern hinsichtlich der Nutzung der Geräte auch vom Konzept der Schule ab. Es gehe zunächst darum, den Schülern den sicheren Umgang mit dem Laptop beizubringen, erklärte die Lehrerin. Dass Kollegen weniger mit dem Laptop arbeiten würden als andere, liege mitunter auch am Fachlehrerwechsel. „Alle sind bemüht, den Laptop einzusetzen.“

Beim Förderverein der Schule kennt man die Probleme natürlich auch. Der Vorsitzende Tim Hase sagte, der Landkreis habe die Arbeit mit den Laptops erschwert. „Die Sicherheitsvorkehrungen im Harzkreis und auch in Halle sind nicht so streng wie im Salzlandkreis.“ Man sei davon ausgegangen, dass alles reibungslos verlaufe, so Hase, der selbst als Lehrer in Halle unterrichtet. Er bedauere, dass sich das Projekt nicht so entwickelte wie gedacht. „Damit bleiben viele Möglichkeiten ungenutzt.“ Hase hofft trotz der bislang unerfreulichen Entwicklung, dass sich die Probleme irgendwann lösen werden. „Der Landkreis sollte ein Interesse haben, alle Schulen im Kreis mit der entsprechenden Technik auszurüsten.“

Höchstens Bedienfehler

Beim zuständigen Landkreis heißt es, der Laptop solle nicht unterrichtsfüllend eingesetzt werden. „Dass sich Eltern über den mangelnden Einsatz im Unterricht beschweren, ist weniger auf die technische Umsetzung, als viel mehr auf die pädagogische Anwendung zurückzuführen“, teilte Pressesprecherin Ingrid Schildhauer Montagnachmittag auf eine entsprechende Anfrage mit. Und dass keine Drucker installiert werden können, sei so gewollt. Dafür stehe in jedem der Modell-Klassenräume ein Drucker zur Verfügung. Daten könnten über eine vorhandene WLAN-Insellösung übertragen werden. „Probleme in der Anwendung können somit höchstens noch auf Bedienfehler zurückzuführen sein.“