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Pflanzenkrankheit Langes Holz bei Freckleben: Warum Menschen den Wald meiden sollten

Von Harald Vopel 12.03.2019, 06:58
Marcel Hänsgen hat die kranken Bäume entdeckt und Alarm geschlagen.
Marcel Hänsgen hat die kranken Bäume entdeckt und Alarm geschlagen. Frank Gehrmann

Freckleben - Der Sommer 2018 hinterlässt Spuren. Und das sind keine guten. Die langanhaltende Hitze und Trockenheit haben offenbar dazu beigetragen, dass sich jetzt in einem Waldstück in Freckleben – dem sogenannten Langen Holz – die Rußrindenkrankheit breit gemacht hat. Die befällt ausschließlich Ahornbäume und tauchte zum ersten Mal im Jahr 2010 in Deutschland auf.

Als der Frecklebener Marcel Hänsgen vor einer Woche in dem betroffenen Waldstück, das zu seiner Jagdpacht gehört, unterwegs war, fielen ihm zahlreiche Ahornbäume auf, die nicht so aussahen, wie sie eigentlich sollten. Hänsgen, der selbst ein Forstunternehmen führt, schätzt, dass rund 300 Bäume einem Pilz namens Cryptostroma corticale zum Opfer gefallen sind.

Die Rußrindenkrankheit wird durch dessen Sporen verursacht. Damit wären die Bäume zum Absterben verurteilt, sagt Hänsgen. Das könne recht schnell gehen oder aber auch mehrere Jahre dauern. So lange wollte Hänsgen aber nicht warten. Vielmehr war Eile geboten.

Marcel Hänsgen informierte Landesforstbetrieb Ostharz

Der Frecklebener informierte umgehend den Landesforstbetrieb Ostharz. Das Heimtückische sei nämlich, dass die Rußrindenkrankheit auch dem Menschen gefährlich werden könne. Die Pilzsporen – werden sie eingeatmet – können schwere Entzündungen der Lungenbläschen auslösen, begleitet von Reizhusten, Fieber, Atemnot und Schüttelfrost. Besondere Vorsicht sei unter anderem bei Sturm geboten.

Der Leiter des Forstbetriebes Ostharz, Hans Christian Schattenberg, hat sich inzwischen des Problems angenommen. Viel Erfahrung habe man mit dieser Baumkrankheit allerdings noch nicht, gibt Schattenberg zu.

Vertreter von Forstbetrieb und Naturschutzbehörde wollen sich die Schäden ansehen

Das weitere Vorgehen will er in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Salzlandkreises bei einem Vor-Ort-Termin am Mittwoch festlegen. Müssen die Bäume gefällt werden, braucht es eine Sondergenehmigung des Landkreises.

Dass eine Baumfällung auch für die Forstarbeiter kein normaler Einsatz wäre, zeigt, dass die Arbeiten unter Atemschutz und Körpervollschutz erledigt werden müssen. Selbst der Abtransport der gefällten Bäume erfordere besondere Vorsichtsmaßnahmen, erklärt Marcel Hänsgen.

Chef des Forstbetriebs rät von Spaziergängen ab

Auch ein Verbrennen vor Ort wäre aus Sicherheitsgründen nicht möglich, heißt es beispielsweise in einer auf der Internetseite des Regierungspräsidiums Hessen veröffentlichten Arbeitsanweisung zum Umgang mit einem von der Rußrindenkrankheit infizierten Baumbestand.

Den Menschen empfiehlt Hans Christian Schattenberg, das betroffene Waldstück, durch das ein bei Spaziergängern und den Frecklebener Kita-Kindern beliebter Wanderweg führt, vorerst zu meiden. Auch, wenn man das Betreten des Forstes derzeit niemandem verbieten könne.

Im Salzlandkreis ist das Auftreten der Rußrindenkrankheit der erste Fall seiner Art. Allerdings sei sie bereits an den Trockenhängen des Wippertals bei Sandersleben und im Naturschutzgebiet Pfaffenbusch aufgetreten, heißt es aus der zuständigen Behörde des Landkreises.

Und weiter: „Einigkeit herrscht zwischen dem Salzlandkreis und dem Landesforstbetrieb bereits jetzt darüber, dass die Fällarbeiten im Langen Holz in Freckleben aus Gründen der Gefahrenabwehr so schnell wie möglich durchgeführt werden müssen.“ (mz)