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Kontaktverbote wegen Corona Kontaktverbote wegen Corona: Wie Einzelhändler in Aschersleben auf die Lockerungen reagieren

Von Detlef Anders 20.04.2020, 12:25
Die leere Einkaufsstraße soll vorerst der Vergangenheit angehören.
Die leere Einkaufsstraße soll vorerst der Vergangenheit angehören. Frank Gehrmann

Aschersleben - Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie werden schrittweise gelockert. Darauf hatten sich die Bundeskanzlerin und die Regierungschefs der Länder in der vergangenen Woche geeinigt. Die MZ hat sich vor Ort umgehört.

Die Blumenhändler dürfen ab Montag wieder öffnen. Noreen Wagner, Inhaberin des Floristik-Fachbetriebes Blumen-Wagner Hinter dem Turm in Aschersleben, freut sich darüber. In den letzten Wochen hatte sie mit ihrer Mitarbeiterin aber mit Bestellungen über Fleurop trotz der Einschränkungen gut zu tun und keine Abbrüche. „Über Ostern haben wir viele Aufträge bekommen, weil die Leute nicht rauskommen.“ Sie verschickten dann halt Blumengrüße an ihre Verwandten.

Noreen Wagner will ihre Kunden im Abstand von zwei Metern bedienen

Ab Montag will sie zur Einhaltung des Zwei-Meter-Abstandes immer nur einen Kunden ins Geschäft lassen. Sie denkt, dass sich die Leute an die Regeln mittlerweile gewöhnt haben und Verständnis zeigen.

Die Autohäuser dürfen ab Montag auch wieder öffnen. In den letzten Wochen konnten die Autohäuser die Autos nur online verkaufen, „doch in der ländlichen Region ist das noch nicht so verbreitet“, weiß Jens-Wolfram Träger, Chef des Hoymer Autohauses Träger.

Doch auch wenn sein Autohaus ab Montag wieder geöffnet wird, glaubt er nicht an einen Kundenansturm. Er rechnet zwar mit weniger Umsatz, Skepsis und Zurückhaltung bei den Kunden, blickt aber immer noch optimistisch in die Zukunft. „Die nächsten Wochen werden zeigen, wie die Erwartungen erfüllt werden.“

Auch im Autohaus Träger in Hoym wollen die Angestellten auf Abstand achten

Die Abstandsregeln werden auch bei ihm eingehalten. Und da jeder Verkäufer ein eigenes Büro hat, ist das auch kein Problem. An der Annahme gibt es einen Scheibenschutz und Abstandsband auf dem Fußboden.

Der Buchhandel durfte in Sachsen-Anhalt in den letzten Wochen weiter geöffnet haben. Dennoch hatte sich die Thalia-Buchhandlung in Aschersleben wie auch manch anderes Buchgeschäft zuletzt entschieden, nur drei Stunden pro Tag zum Abholen und Bestellen von Büchern oder den Kauf vorhandener Bücher zu öffnen bzw. diese zu liefern, ist auf der Facebook-Seite nachzulesen.

Ein Stöbern in den Büchern war zum Schutz der Mitarbeiter und Kunden nicht gewollt. Die Bezahlung nur per EC-Karte möglich. Ab Montag soll wieder voll geöffnet sein. Ihre persönliche Meinung wollte die Filialleiterin weder auf schriftliche MZ-Anfrage noch vor Ort äußern. Sie verwies auch am Sonnabend auf die Thalia-Pressestelle.

Möbelhaus Max Schumann will Filiale in der Güstener Straße öffnen

Möbelhäuser dürfen ab Montag öffnen, wenn ihre Verkaufsfläche 800 Quadratmeter nicht überschreitet. Für das Möbelhaus Max Schumann heißt das, dass zwar die Filiale in der Güstener Straße in Aschersleben geöffnet werden darf, das Haupthaus in Hoym mit 3.500 Quadratmetern dagegen nicht.

„Das ist Wettbewerbsverzerrung weil wir in der Lage wären, auf so einer großen Fläche deutlich mehr Abstand zu gewähren als auf einer kleinen Fläche“, ärgert sich Raik Wenniges, der Juniorchef. „Wir sind sehr unzufrieden.“ Kleinere Küchenstudios, die die gleiche Warengruppe anbieten, wären jetzt im Vorteil. Obwohl das Möbelhaus eine Online-Beratung und virtuelle 3D-Küchenplanung anbietet.

Doch in der ländlichen Region würden die oft älteren Kunden darauf nicht zurückgreifen. Diese möchten die Möbel sehen und anfassen, weiß er. Elf Angestellten seien derzeit in Kurzarbeit. Die Montagen laufen zwar derzeit noch, doch aufgrund des Auftragsloches müssten diese dann später auch in Kurzarbeit.

Zumal es Unterbrechungen der Lieferketten gibt. Bis die Geschäfte wieder so laufen wie vor der Krise, könnte es Jahre dauern, fürchtet Wenniges. Aber er will mit seiner Firma kämpfen, so wie vor fünf Jahren, als das Möbelhaus in Hoym ein Opfer der Flammen wurde. „Mit viel Arbeit und viel Fleiß schaffen wir das.“

Die Friseure haben am Donnerstag die ersten Anrufe von Kunden erhalten, die Termine ausmachen wollten. Aufmachen dürfen Friseurgeschäfte aber erst ab 4. Mai unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen sowie unter Nutzung von persönlicher Schutzausrüstung.

Jasmin Klenke, vor zwei Jahren als jüngste Friseurmeisterin des Landes mit 23 Jahren in den Medien, nimmt Terminanfragen bereits entgegen. „Gott sei Dank, das hat lange genug gedauert“, sagt die Solo-Unternehmerin, die die Grundsicherung beantragen musste. Da sie bis Ende März geöffnet haben konnte, kennt sie sich mit dem Desinfizieren bereits aus. Sie will ab 4. Mai ihre Arbeitszeit verlängern.

Statt von 10 bis 18 Uhr vergibt sie die Termine jetzt von 7 bis 20 Uhr und will auch am Samstag von 8 bis 17 Uhr Haare schneiden und in Form bringen. Ihre Kunden haben schon Fotos von selbst geschnittenen Frisuren geschickt, die nun wieder professioneller Hilfe bedürfen. Es soll sich über die Terminsteuerung nie mehr als ein Kunde oder eine Kundin in ihrem Salon aufhalten, auch wenn sie vier Plätze und Abstand hat. Einfach um allen ein Gefühl der Sicherheit zu geben.

„Wir kontrollieren weiterhin die Einhaltung der Verordnung“

Das Ordnungsamt des Salzlandkreises muss sich um die Einhaltung der neuen Verordnung kümmern. Am letzten Donnerstag sollten die Landräte in einer Telefonkonferenz mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) über die Umsetzung der neuen Verordnung informiert werden.

„Wir kontrollieren weiterhin gemeinsam mit allen zuständigen Ordnungsbehörden von Polizei, Einheits- und Verbandsgemeinden die Einhaltung der Verordnung“, informierte Kreissprecher Marko Jeschor am Freitag. Die Kontrollen erfolgen verdachtsunabhängig sowie bei konkreten Hinweisen.

„Unsere Erfahrungen in den vergangenen Wochen haben gezeigt, dass sich die meisten Privatpersonen und Firmen an die Auflagen der Landesregierung halten. Außerdem stehen wir im engen Austausch mit den Firmen in der Region, um mögliche Fragen zu klären.“ (mz)