Kabarettfestival Kleinkunstpreis geht an "Herkuleskeule" aus Dresden: Auszeichnung beim Kabarettfestival in Aschersleben

Aschersleben - Das 29. Festival der Bundesvereinigung Kabarett ist am Wochenende über die Bühne gegangen. Wobei das nicht ganz korrekt ist - denn wie immer waren es gleich mehrere Bühnen im Bestehornhaus, auf denen Profi- und Amateursatiriker unter großem Interesse des Ascherslebener Publikums ihre Programme zeigten. Seit Jahren gehört es zur guten Sitte, dass Oberbürgermeister Andreas Michelmann und die Bundesvereinigung am Eröffnungsabend den Kleinkunstpreis der Stadt Aschersleben verleihen.
Kleinkunstpreis der Stadt Aschersleben geht an die „Herkuleskeule“ aus Dresden
Dieser ging in diesem Jahr an die „Herkuleskeule“ aus Dresden. An ein Ensemble also, das so bekannt und beliebt ist wie kaum ein anderes im Land. Vereinsvorsitzender Heiko Röhl lobte die „Herkuleskeule“ für ihr ausgeprägtes satirisches Denken.
Was nichts anderes bedeute, als „das Ideal zu verteidigen“ und sich in die Auseinandersetzungen der Zeit zu begeben. Die „Herkuleskeule“ zeichne sich aber auch durch Mut aus. Den Mut nämlich, einen neuen Ansatz zu verfolgen.
Exemplarisch dafür steht der Titel eines der aufregendsten Stücke von Wolfgang Schaller und Peter Ensikat: „Auf dich kommt es an, nicht auf alle!“ Zu den Vorzügen der „Herkuleskeule“ gehöre es, nicht „auf die da oben“ zu schimpfen, sondern Zusammenhänge bewusst zu machen.
Die „Herkuleskeule“ schimpft nicht „auf die da oben“, sondern mache Zusammenhänge deutlich, sagt Heiko Röhl
Röhl erinnerte in seiner Laudatio auch an eine der größten Auszeichnungen, die das Ensemble in seiner Geschichte erfahren hatte: 1969 musste das Programm „Wo leben wir denn“ durch eine Neufassung ersetzt werden. Und heute?
Als mehrere deutsche Kabarettensembles vor der Sachsenwahl mit der Initiative „Blau machen ist keine Alternative - Deutsche Kabarettensembles machen drei Kreuze“ ein Zeichen setzten, war die „Herkuleskeule“ dabei. Zudem sei das Ensemble stets eng mit der Kabarett-Amateurbewegung verbunden - auch dafür steht der Kleinkunstpreis der Stadt Aschersleben.
Mit dem Programm „Freibier wird teurer“ eröffneten die Geehrten das Festival dann auch im ausverkauften Haus. „Wenn es politisches Kabarett gibt, dann hier“, zitiert das Programmheft eine Eintragung im Gästebuch. Und dies könnten wohl alle im Publikum unterschreiben.
Kabarettfestival wird mit Programm „Freibier wird teurer“ eröffnet
Birgit Schaller, Hannes Sell und Jürgen Stegmann forderten die Zuschauer mit kluger Gesellschaftskritik und unterhielten sie - unterstützt von Jens Wagner am Klavier und Volker Fiebig am Schlagzeug - mit originellem musikalischen Können.
Thematisch ließen sie kaum etwas aus und hangelten sich von Extremismus und Fremdenhass über Social Media und Klimaschutz, Ost-West-Verhältnis bis hin zu künstlicher Intelligenz und Waffenindustrie. Beim Kanon „Allen geht es gut, aber allen geht es schlecht.
Keiner weiß Bescheid, aber alle haben Recht“ war dann auch das Publikum zum Mitmachen aufgefordert. Und das Programm endete mit einem Rap, in dem es heißt: „Wir haben’s nur mal angedacht ... nun denken Sie den Rest.“ Nach Hause ging das Publikum in dem Bewusstsein, dass der Kleinkunstpreis einen absolut würdigen Platz gefunden hat. (mz)
