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Keine geschlossene Tür an Heiligabend

Von STEPHAN JUNGHANNS 22.12.2008, 17:22

ASCHERSLEBEN/MZ. - "Ich musste an den Weihnachtsfeiertagen mal zu einer älteren Dame. Als die Tür offen war, merkte sie, dass sie sich in der Etage geirrt hatte, denn wir standen vor einer leeren Wohnung", schmunzelt Miezal. Zusammen mit Albrecht Becker verschafft er seit vielen Jahren den meist verzweifelten Menschen wieder Zugang zu ihren Wohnungen. Auch an Feiertagen wie Heiligabend ist es für die Arbeitskollegen "völlig normal" zu arbeiten, denn das sei ja schließlich ihr Job, zeigen sich die beiden unbeeindruckt.

Seit 17 Jahren steht Albrecht Becker nun schon vor verschlossenen Türen und übt den Beruf eines Schlüsseltechnikers aus. Vor zehn Jahren wagte er dann den Schritt in die Selbstständigkeit und arbeitet seitdem auch an den Weihnachtsfeiertagen. "Das ist nichts Besonderes für mich, denn irgendjemand muss den Leuten ja helfen", erklärt der 60-Jährige. Sein Kollege Uwe Miezal, der mittlerweile seit fünf Jahren im Schlüsselgewerbe tätig ist, stimmt ihm nickend zu. Die beiden verbringen ihre Feiertage zwar gern im Kreis der Familie, doch wenn das Telefon klingelt, müssen sie sich eben sofort auf den Weg machen. "Da bleibt auch mal der Löffel in der Suppe liegen", verdeutlicht Becker den Bereitschaftsdienst. Die Familien müssen dann jedoch nicht mit dem Essen warten, denn die beiden wissen vorher nie genau, wie lange der Einsatz dauert. "Jede Tür ist anders. Man kann vorher nie genau sagen, wie lange die Öffnung dauert und welches Werkzeug dafür benötigt wird", so Becker. Außerdem müssen zusätzlich noch Notfallprotokolle ausgefüllt und anschließend mit den Personalien der Kunden verglichen werden, damit auch nur den Besitzern der Zutritt zur Wohnung ermöglicht wird. Und das dauert eben seine Zeit, wissen die beiden Fachmänner aus Erfahrung.

Neben Tür- und Autoöffnungen bieten die beiden auch Reparaturarbeiten jeglicher Art an, die mit Schlössern zu tun haben, wie beispielsweise an Briefkästen. Durch die jahrelange Erfahrung weiß Albrecht Becker, dass es viele schwarze Schafe in seiner Berufsbranche gibt. Deshalb rät er auch allen Leuten, immer einen örtlichen Schlüsseldienst zu rufen, damit die Anfahrtskosten nicht zu hoch werden. Und ein paar aufmunternde Worte hat er auch noch für all diejenigen, die irgendwann einmal vor verschlossener Tür stehen: "Das passiert jedem. Auch der Schlüsseldienst hat sich schon mal ausgeschlossen."