Zoo ohne Einnahmen Keine Einnahmen im Zoo Aschersleben wegen Corona: "Tiere notzuschlachten ist für mich keine Option" sagt Zooleiter Alexander Beck

Aschersleben - Es ist eine Horror-Meldung, die gerade durch die Nachrichten geistert: Der geschlossene Tierpark in Neumünster denkt wegen der Corona-Krise und fehlender Einnahmen laut darüber nach, seine eigenen Tiere zu schlachten und an die Raubtiere zu verfüttern.
Und hat dafür sogar schon einen Notfall-Schlachtplan aufgestellt. Gibt es eine solche Liste auch in Aschersleben? „Tiere notzuschlachten, ist für mich keine Option“, wehrt Zooleiter Alexander Beck kopfschüttelnd ab. Auch jetzt nicht, wo klar ist, dass der Zoo mindestens bis Anfang Mai weiter geschlossen bleiben muss.
Mindestens 40.000 Euro Umsatz sind dem Zoo Aschersleben in vier Wochen entgangen
Klar haben auch die Ascherslebener sehr unter den geschlossenen Zootüren zu leiden. Mindestens 40.000 Euro fehlen der Einrichtung allein durch die entgangenen Eintrittsgelder der vergangenen vier Wochen. „Und da sind noch nicht die Führungen mit eingerechnet, die Verluste durch Pachteinnahmen oder dem Verkauf von Souvenirs und Postkarten“, zählt der Zooleiter auf.
Doch eine solch drastische Maßnahme, die eigenen Tiere zu verfüttern, solle es nicht geben. „Corona ist für mich da kein Grund“, sagt Beck und erklärt: „Das wäre zu kurzfristig gedacht.“ Denn am Ende würde die Einrichtung, wenn die Tiere fehlen, an Attraktivität einbüßen und sich so ins eigene Fleisch schneiden.
Zudem gibt es in Aschersleben auch überhaupt keinen Grund für solche Überlegungen. „Der Kühlraum ist von der Eingangstür bis hinten voll“, sagt Beck. Eine halbe Tonne Hühnchen, 300 Kilogramm Ente. Dazu Rind. „Gerade ist eine Lieferung mit Putenhälsen gekommen.“
Die acht Groß- und die 20 Kleinkatzen sind also gut versorgt. „Wir brauchen etwa eine Tonne Fleisch im Monat für unsere Raubtiere“, rechnet der Zoochef vor. Auch mit Stroh und Heu sei die Einrichtung gut eingedeckt. Ebenso mit Trockenfutter. „In den nächsten sechs bis acht Wochen besteht da also gar keine Gefahr.“
„Wir brauchen etwa eine Tonne Fleisch im Monat für unsere Raubtiere“
Doch natürlich macht sich das fehlende Geld auch in Aschersleben bemerkbar. Spenden an die Aschersleber Kulturanstalt (Aka), die für den Zoo zuständig ist, können da helfen. Ob etwa Futterpatenschaften, wie sie derzeit der Zoo in Halle vergibt, auch in der Eine-Stadt möglich wären, will die Aka derzeit prüfen.
„Die beste Möglichkeit, uns zu helfen, ist im Moment aber der Kauf einer Jahreskarte“, erklärt Alexander Beck. „Das ist eine direkte Unterstützung und die Leute haben selbst auch noch etwas davon“, findet der Zoochef.
Eine solche Karte kostet für Erwachsene 26 Euro, für Kinder 16 Euro, für Familien 60 Euro, für Schüler acht, für Sozialpass-Besitzer 12,50 und für Hunde 15 Euro. „Wir sind nämlich einer der wenigen Zoos, die Hunde reinlassen“, erklärt Beck und weiß, dass viele der Besucher dieses Angebot auch gern nutzen.
„Die beste Möglichkeit, uns zu helfen, ist der Kauf einer Jahreskarte“
Wenn der Zoo denn wieder geöffnet wird. „Wir wissen ja nicht, wie es weitergeht. Klar ist, dass der Zoo erst einmal bis zum 3. Mai geschlossen bleibt. Dann müssen wir sehen, was beschlossen wird.“ Der Zoo-Geburtstag, der traditionell am 1. Mai gefeiert wird, sei so allerdings definitiv gestorben.
„Wir haben ja immer noch gehofft, dass wir unsere Pforten vorher wieder öffnen dürfen und hatten schon alles vorbereitet“, gibt der Zooleiter zu. Aber nun hätten die Ascherslebener alles abgesagt: Verpflegung, Unterhaltung, die Aktionen.
OB Michelmann bedauert die Entscheidung, dass Zoos nicht öffen dürfen
„Ich finde es schade, dass die Zoos nicht öffnen dürfen und wir auf weitere Entscheidungen nach dem 30. April warten müssen“, erklärt Oberbürgermeister Andreas Michelmann. „Meiner Meinung nach bietet der Zoo in Aschersleben – so wie auch die anderen in Mitteldeutschland – ausreichend Platz, damit die Besucher die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten können. Ich hoffe sehr, dass wir unseren Zoo ab 4. Mai öffnen können.“
Doch das Leben im Zoo geht trotzdem weiter. Gerade eben sind die kleinen Japanwachteln geschlüpft, die eine Osterattraktion werden sollten... (mz)
