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Karneval in Warnstedt Karneval in Warnstedt: «Inge» sagt der Bütt endgültig Tschüss

12.02.2002, 16:35

Warnstedt/MZ/cv. - Abschied von einem Urgestein des Karnevals. Inge Nowoitnik aus Blankenburg, allen Narren ein Inbegriff von Witz und Scharfsinnigkeit in der Bütt, verabschiedete sich mit ihrem 40. Bühnenjubiläum von ihrer aktiven Karnevalslaufbahn. Das Publikum begann zu toben als "Inge" zur Abschiedstour in die Warnstedter Bütt trat.

Zusammen mit ihrem Mann Willi ist sie immer für eine Überraschung gut. Aus früheren Zeiten bestens bekannt als Urzeitmensch, Pionier, zwei vom anderen Stern oder frisch Operierte aus der Schwarzwaldklinik, kamen sie dieses Jahr als falsches Prinzenpaar auf die Bühne. Inges innigster Wunsch ging so doch noch in Erfüllung: "Alles und jeden habe ich in der Bütt vertreten, und in 40 Jahren kommen einiges zusammen, doch Prinz und Prinzessin, das war immer mein Traum."

Prinz Inge und seine Prinzessin Tausendschön, alles würden sie anders machen als unsere Politiker, unsere Lehrmeister in den Schulen oder die Räuber von Finsterwalde. "In der heutigen Zeit ist es einfacher zu kritisieren und die Probleme ins Büttenlicht zu rücken, aber ich denke auch gerne an die alten Zeiten zurück. Die Zensur zur DDR-Zeiten war manchmal ganz schön heftig und ich weiß heute noch jede gestrichene Zeile", schwärmt Inge Nowoitnik. Aber es geht ihnen genau wie allen, der Mensch wird nicht jünger und um so mehr fiel der Abschied in diesem Jahr schwer. Unzählige Male nahmen sie zum Dank ihre Orden in Empfang. In diesem Jahr wurde die Ehre dem Prinzenpaar Prinz Heiko, dem Ersten, und seiner Prinzessin, die Erste, zuteil. Am vergangenen Sonnabend wurde der Höhepunkt der fünften Jahreszeit mit der 36. Sitzung des Karnevalsvereins Warnstedt eingeleitet.

Wenn sich die Mitglieder des Vereins sonst mit schnittiger Schützenuniform präsentieren, zeigten sie sich als Elferrat im leuchtenden Rot und führten durch das Programm. Die 60 Mitwirkenden auf der Bühne und im Backstagebereich haben mit Fantasie und handwerklichem Geschick Kostüme, Lieder, Tänze und die Büttenreden entworfen und bühnenreif inszeniert.

Es wurde so ziemlich alle Themen aufs Korn genommen, die zum Nachdenken oder Schimpfen anregten. Ereignisse, die zum Lachen oder eher zum Weinen gewesen sind, nichts wurde ausgelassen. Da ging es um das Gerangel in Politik, um Probleme in den heimischen Ehebetten und Wohnzimmern, Brustwiegerei in der Öffentlichkeit. Das "Warnstedter Tageblatt" klärte das unwissende Publikum über lieb gewordene Angewohnheiten der Westerhäuser Männer auf. Prompt reagierten diese passend mit einer Büttenrede über den harten Kampf um ihre Gleichberechtigung.

Nichts und niemand blieb verschont. Bei den Gästen blieb kein Auge trocken, angesichts des bissigen Humors. Eine bunten Abwechslung im Programm boten die Tanzgruppen. Ein Muss zu jeder Karnevalssitzung ist natürlich das Männerballett. Hoch umjubelt, mit schweißtreibenden, luft- und kraftraubenden Pirouetten und Hopsern präsentierten sich die Krankenschwestern von Warnstedt. Zum Umfallen um Luft ringend, kamen die Tänzer(innen) der lautstarken Aufforderung des Publikums zu einer Zugabe "gerne" nach. den es jedes Jahr mit seiner Familie einmal nach Warnstedt zieht, um das närrische Treiben mitzuerleben.

Vom jüngsten Mitglied des Vereins, der 12-jährigen Schülerin Maria Schütte, bis zu den "Kindern" der ersten Stunde, dem 72 Jahre jungen Schuhmachermeister Günther Lehning, seinem Kollegen Werner Trautewein und dem Karnevalspräsidenten Bernd Röbbeling, trafen sich alle ein- bis zweimal die Woche, um das Programm einzustudieren.

Dazu Bernd Röbbeling gegenüber der MZ: "Der Gast merkt von den Anstrengungen und Mühen nichts, und das ist gut so. Doch für alle ist es Schwerstarbeit, Familie und Karneval unter einen Hut zu bringen." So ist es nicht verwunderlich, dass zum großen Teil ganze Familien auf der Bühnen stehen und im Programm mitwirken. Der zum Bersten gefüllte Saal der Gaststätte "Zum Jordan" dankte es mit guter Laune und reichlich Beifall.