Sammelleidenschaft Karl-Heinz Wandelt zeigt in seiner Handwerkerstube in Aschersleben rund 170 Christbaumständer
Ob herkömmliche Holzkreuze, gusseiserne, geschmiedete oder zusammenklappbare Baumständer - der leidenschaftliche Sammler hat sie alle.

Aschersleben/MZ - „O Tannenbaum, o Tannenbaum! Wie treu sind deine Blätter.“ Das Lied hat man unweigerlich im Kopf, wenn Karl-Heinz Wandelt in der Ascherslebener Fleischhauerstraße an einem seiner historischen Weihnachtsbaumständer die Spieluhr startet. Dann dreht sich auf dem Ständer die Halterung für den Weihnachtsbaum im Kreis und gleichzeitig kommt aus dem rund 120 Jahre alten Christbaumständer Musik aus der innen versteckten Spieluhr. Er hat mehrere der 1879 patentierten mechanisch aufziehbaren Christbaumhalterungen mit Spieluhren. Bereits früher eine absolute Rarität - und heute noch ein Hingucker.
Der 64-Jährige hat in den letzten Jahren über 200 Christbaumständer gesammelt. Einst wurden sie von fachlich versierten Handwerkern hergestellt. Manche stammen aber auch aus der Massenproduktion. Gerade um die Weihnachtszeit lohnt es sich, einen Blick in seine Handwerker-Stube in der Fleischhauerstraße zu werfen. Am besten nach telefonischer Voranmeldung, denn regelmäßige Öffnungszeiten gibt es nicht, da er einst vergeblich an Wochenenden wartete.
Karl-Heinz Wandelt interessiert sich für fast jedes Handwerk. Wann immer es geht, besucht er Museen. Wandelt war einst Raketentechniker, leitete Werkstätten, baute nach der Wende als Unternehmer Spielplätze, wurde dann Metallbauer und arbeitet nun schon seit 18 Jahren als Berufsschullehrer in Magdeburg.

Exponate aus Mägdesprung
Sein erster Weihnachtsbaumständer sei ein zusammenbaubarer Metallständer gewesen, erzählt er und zeigt das gute Stück. In der Anbauwand sei er demontiert und verpackt oft nur schwer zu finden gewesen. Weihnachtsbaumständer waren oft simple Massenware. Wie viel schöner die Baumhalter sein können, entdeckte er auf Flohmärkten. Natürlich hat Wandelt auch Christbaumständer, die unweit von Aschersleben, in der Mägdesprunger Eisenhütte, gegossen wurden. „Ich liebe einige Christbaumständer aus Mägdesprung und habe sogar mehr als die Mägdesprunger“, berichtet er stolz. Er würde gern aus Mägdesprung eine Gussform bekommen, um zu erklären, wie aus einem Haufen verflüssigtem Metall sowas Tolles entstehen kann.
Als sein schönstes Stück bezeichnet Karl-Heinz Wandelt einen einst verrosteten Christbaumständer, den ein Malermeister farblich restauriert hat. Diese Kombination von Farben finde man sonst nicht, verrät er die Besonderheit. Hirschkäfer, Fuchs, Hase und Wildschwein zieren ihn.
Die Ständer beeindrucken die Leute
Karl-Heinz Wandelt, leidenschaftlicher Sammler
Die Sammler von Christbaumständer sind eine größere Gemeinschaft, weiß er. Manche haben Fotobücher mit ihren Sammelstücken herausgegeben. Die meisten der historischen Weihnachtsbaumständer sind Eisenguss-Exemplare. Manche lassen sich auch auseinanderbauen und somit verkleinern. Einige sind bronziert, andere lackiert.
„Die Ständer beeindrucken die Leute“, weiß er. Karl-Heinz Wandelt erklärt, wie sich die Leute einst Gedanken gemacht haben, ihren Christbaum zu verankern. Einige Ständer sind klein und haben an den Ecken Bohrungen, durch die Schrauben in Holzdielen oder auf Holzplatten gedreht werden konnten, so dass die Bäume nicht umkippten.

Wandelt erzählt, dass die Menschen früher, als sie noch keine Blumentöpfe kannten, sich in der oft traurigen Zeit des Winters die Natur in Form von grünen Zweigen in die Wohnstuben holten. Mispel-Beeren, Engel und Textzeilen aus Weihnachtsliedern finden sich als Motive auf den Christbaumständern. „Egal ob mit viel Farbe oder wenig Farbe, das ist so, wie es jeder selbst mochte“, sagt der Sammler. Im Fenster hat er zwei Christbaumständer aus Plastik stehen - einen als offenen Geschenkesack und einen als Weihnachtsmann-Schlitten. Sie sind erst rund 30 Jahre alt. Modernere Weihnachtsbaumständer sind für größere Stammdurchmesser gemacht.
Holz und Eisenguss
Dass antike Ständer für kleine Stammdurchmesser gebaut wurden, begründet der Sammler mit dem Standort auf Möbelstücken. Wandelt hat auch herkömmliche Holzkreuze, gusseiserne, geschmiedete oder zusammenklappbare Christbaumständer. Sogar ein Ständer mit Wasserbehälter und Granitsteinchen außen aus DDR-Produktion ist dabei.

Bei den Ständern aus Eisenguss mit drei Füßen gebe so viele Unterschiede, dass kaum einer dem anderen ähnelt, berichtet Wandelt begeistert. „Das ist schon cool, was die sich damals überlegt haben“, findet er. Bei Haushaltsauflösungen oder auf Flohmärkten kaufte er oft ein. Bei Ebay nach schlechten Erfahrungen nie.
Manche der alten Weihnachtsbaumständer musste der Sammler restaurieren, aus drei kaputten einen ganzen machen, alte Gewinde wegschleifen und Schraubverbindungen herstellen. Wandelt macht alles selbst. Etwa 170 Christbaumständer besitzt er heute. Einige hat er schon weggegeben. „Ich kenne Sammler, die haben Tausende. Da ist das Einfamilienhaus in Frankfurt am Main von oben bis unten voll“, weiß er.
Erfolge in Riesa und Staßfurt
2013 hat Karl-Heinz Wandelt im Ascherslebener Stadtmuseum 50 seiner Christbaumständer in einer Weihnachtsausstellung gezeigt. 2014 waren sie im Staßfurter Stadt- und Bergbaumuseum zu sehen. Gern erzählt Wandelt von einer Ausstellung im Schlossmuseum in Riesa. Gleich 60 wurden „in einer ganz traumhaften Ausstellung in riesigen Räumlichkeiten mit zeitlichen Zuordnungen vom Jugendstil bis zur Gegenwart gezeigt“. Verbunden mit weiteren Weihnachtsexponaten. „Ganz Riesa war begeistert“, hat er erfahren. Besucher hätten sogar die Weihnachtslieder der Spieluhr mitgesungen.
„Das ist einfach was Tolles, weil die einfach den Zeiten entsprechen. Da kann man seine Freude daran finden“, sagte er zu seiner Motivation. Lange wird Wandelt seine Ausstellung aber nicht mehr in der Fleischhauerstraße haben. 20 Ständer will er mit in seine Neubauwohnung nehmen, vielleicht möchte ein Museum einige als Dauerleihgabe haben, überlegt er. Oder eines seiner Kinder sagt, es hätte Platz. Wandelt möchte sich neuen Herausforderungen stellen. „Ich habe auch eine Sammlung von Handwerker-Hämmern. Jedes Gewerk hat unterschiedliche Hämmer.“