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Kabarett-Festival in Aschersleben Kabarett-Festival in Aschersleben: Publikum im Ausnahmezustand

Von Marie Luise Graichen 05.11.2018, 10:37
Parodist Florian Schroeder widmet sich in seinem Eröffnungsprogramm den großen Problemen dieser Welt: von der Politik bis hin zu Helene Fischer. Und erntet dafür beim Ascherslebener Kabarett-Festival die Lacher.
Parodist Florian Schroeder widmet sich in seinem Eröffnungsprogramm den großen Problemen dieser Welt: von der Politik bis hin zu Helene Fischer. Und erntet dafür beim Ascherslebener Kabarett-Festival die Lacher. Thomas Tobis

Aschersleben - Angela Merkel. Jogi Löw. Horst Seehofer. Die alte Zeit geht zu Ende und die neue ist noch nicht da, findet Florian Schroeder. Am Wochenende nahm der bundesweit bekannte Kabarettist und Parodist in Aschersleben auf satirische Art volle Fahrt auf und versetzte das Publikum im vollbesetzten Bestehorn-Saal in den „Ausnahmezustand“.

Geniale Mitstreiter der großen Kabarettszene

Denn es sind immer geniale Mitstreiter der großen Kabarettszene, die seit nunmehr vierzehn Jahren das deutschlandweite Lachsalven-Festival in Aschersleben eröffnen. Gemeinsam mit Heiko Röhl als Vorstandsvorsitzenden der Bundesvereinigung Kabarett und Oberbürgermeister Andreas Michelmann.

Florian Schroeder hatte viele Fragen, viel Diskussionsstoff und noch mehr Antworten im Gepäck. Bekannt als Garant für feinstes Kabarett, begnadeter und redegewandter Moderator und Parodist, spannte er in knapp drei Stunden den Bogen von der großen Weltpolitik bis zu den kleinen Begebenheiten des Alltags. Der „Ausnahmezustand“ - so der Titel seines Programms - herrscht, das sei sicher. Für ihn als Mitbürger und Kabarettist sei das aber der Normalzustand.

Was ist nun mit Merkel?

Und was ist nun mit Merkel? Wer wird der Nachfolger und wird es besser werden? Kommt vielleicht der „frische, dynamische, jugendliche Friedrich Merz“ als Erneuerer der CDU? Was wird aus der SPD, der „Gute-Laune-Partei“ Die Grünen und wie schneidet die AfD ab, mit der keiner will? Wort und Mimik der Politiker mit Hilfe von Einblendungen aus Originalauftritten beantworteten die Fragen selbstredend.

Redegewand, frech und überzeugend kamen die Argumente und auch die Pointen. Viel Zeit zum Nachdenken blieb dem Publikum nicht. Bei den zuweilen tiefgründigen Analysen bis in das Philosophische hinein mussten die Zuhörer schon bei der Sache bleiben, denn auch gelegentliche Gedankenhemmnisse entgingen Schroeder nicht. Das ließ er gerne durchblicken.

Publikum gehört zu den Guten

Insgesamt bekam das Publikum viel Lob. Es sei schön, gebildet und immer auf der richtigen Seite. Damit gehöre es automatisch zu den Guten. Das dankt das Publikum nicht nur mit vielen Heiterkeitsausbrüchen, sondern auch mit viel spontanem Beifall.

Der gebürtige Badener redete nicht bloß über Probleme, sondern auch über Lösungen und stellte die zentralen Fragen: Wie kommt das Böse in die Welt? Oder war es schon immer da? Und wie kriegen wir es da wieder raus? Fast drei Stunden auf der Bühne reichten aus, um umfänglich Beispiele anzubieten - von der Feindschaft zwischen Baden, Schwaben und Sachsen über Helene Fischer bis hin zur wissenschaftlichen Interpretation von Liedern.

Ring frei für die Konfrontation

Und warum lassen sich die Männer eigentlich vorschreiben, wie sie in der Bahn sitzen sollen? Und warum stehen die Frauen überall in der Pole-Position? Ist es wirklich so? Also raus aus den Kuschelecken und Ring frei für die Konfrontation, findet Schroeder. Die Zeit war fortgeschritten und noch immer waren Fragen zum Ausnahmezustand offen.

Wer könnte es besser lösen als „Markus Lanz“ am runden Tisch? Mit wunderbar parodierten Antworten von beispielsweise „Christian Lindner“ und „Marcel Reich Ranicki“ gab es die ernüchternde Antwort des Abends: „Das Böse gibt es nicht, es gibt Grautöne - und das ist richtig.“ (mz)