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"Ich finde das ganz toll was sie da tun" Jugendforum Aschersleben: Jugendliche bekommen beim Müll-Sammeln im Fluss Eine viel Unterstützung

Von Regine Lotzmann 12.08.2019, 13:38
Viele junge Leute packen beim Arbeitseinsatz mit an, der vom Jugendforum Aschersleben organisiert wurde. Sie räumen entlang der Eine auf.
Viele junge Leute packen beim Arbeitseinsatz mit an, der vom Jugendforum Aschersleben organisiert wurde. Sie räumen entlang der Eine auf. Frank Gehrmann

Aschersleben - Bretter, Scherben, Automatten, sogar ein altes Staubsauger-Rohr holen die jungen Leute aus der Eine, um ihre Stadt ein bisschen schöner zu machen. Es ist eine Aktion, die ankommt. Nicht nur bei den jungen Leuten selbst, sondern auch bei den Passanten.

„Eine Reinigung“ hatten die Mitglieder des Ascherslebener Jugendforums den Flussputz spaßeshalber genannt und dazu alle Jugendklubs der Stadt, den Elf-Verein und die Angler eingeladen.

Gekommen sind an diesem Sonnabendvormittag viele Helfer. Bewaffnet mit blauen Müllsäcken ziehen sie los, um den Fluss, den Uferbereich, angrenzende Parks und Spielplätze sauberzumachen.

„Es ist gut, etwas für die Umwelt zu tun“, sagt die 14-jährige Thia Unger

Wie die 14-jährige Thia Unger, die mit ihrer Freundin Lea Gothe zum Treffpunkt geradelt ist. „Wir haben im Jugendverein Elf selbst eine Ökogruppe und dachten, es wäre gut, etwas für die Umwelt zu tun“, begründen sie ihren Einsatz.

Dem schließt sich auch Ralf Wiedenbeck an, der gemeinsam mit Tom Michael Pech vom Jugendklub „Wassertormühle“ gekommen ist und gerade eine alte Einlegesohle aus dem Gras zieht.

Pech ist zudem Angler, da ist er mit doppeltem Eifer dabei. „Denn das hier“, zeigt er auf den Bereich der Eine, wo Lachs- und Forellenfische gefangen werden dürfen, „ist Salmoniden-Strecke und die soll ja auch sauber sein.“

Orry Weigelt vom Jugendforum weiß, wie anstrengend das Müllsammeln ist. Nach zwei, drei Stunden gehe das ständige Bücken auf den Rücken. „Unser Ziel ist es deshalb nicht, alles sauber zu bekommen, sondern zu schauen, wie weit wir es schaffen“, sagt der junge Mann, der die Aktion als eine Art Startschuss, als Ansporn sieht.

Das Jugendforum will in der Kommunalpolitik mitmischen und etwas für die Heimat tun

Weigelt ist schon von Anfang an dabei, seit im Juni 2017 auf Initiative des Stadtjugendpflegers Uwe Rothe das Jugendforum gegründet wurde. Ein Zusammenschluss von jungen Leuten, die in der Kommunalpolitik mitmischen wollen und auch was für ihre Heimat tun.

Unterstützung gibt es dafür von der Feuerwehr der Stadt, die gleich eine Übung aus dem Flussputz macht - mit Abstieg ins Gewässer und Absicherung der Einsatzkräfte. Denn die Uferböschungen sind teilweise steil. Bei der Übung geht es vor allem um das Bergen von Verletzten.

„Erst vor zwei Jahren ist ein Rollstuhlfahrer in die Eine gestürzt“, erinnert Ortswehrleiter René Knoblauch. „Da mussten wir nicht nur den Verunglückten retten, sondern auch uns selbst sichern und den Rollstuhl wieder hochbekommen.“ Beim Flussputz sind es größere Müllstücke, die die Feuerwehrleute nach oben ziehen.

Doch auch die Jugendlichen stehen mit „baade Baane inne Aane“ - auf Hochdeutsch „mit beiden Beinen in der Eine“ - und machen damit einem Ausspruch aus alten Zeiten Ehre, wo noch „aschersläwwerisch“ gesprochen wurde. Nur dass sie dabei auch noch Müll aus dem Wasser holen.

Am Ende sind, so bilanziert Orry Weigelt, allein acht Müllsäcke voller Glas zusammengekommen und 15 bis 20 Säcke voll mit Müll. Den Container dafür hat der Bauwirtschaftshof zur Verfügung gestellt. Gefahrenstoffe, wie Farbeimer, Batterien, Lack und Spray, werden extra entsorgt.

Die Passanten, die den jungen Leuten bei ihrer Arbeit zuschauen, sind begeistert. „Ich finde das ganz toll, was sie da tun, ich bewundere das“, sagt eine ältere Frau, die gerade mit ihrem Mann spazieren geht. Auch Ilona Stöcker zollt ihren Respekt. „Früher als Kinder waren wir noch in der Eine baden, das war so in den 50er Jahren“, erinnert sich die 69-Jährige. „Und im Winter, wenn der Fluss zugefroren war, sind wir übers Eis nach Hause gelaufen.“ Doch schon in den 60er Jahren konnte man nicht mehr in die Eine, erzählt sie weiter. „Da lagen Eimer drin, Kochtöpfe und Scherben.“ (mz)

Die jungen Leute vom Jugendforum - erkennbar an den weißen Jacken und T-Shirts - verteilen die Müllsäcke, die es zu befüllen gilt.
Die jungen Leute vom Jugendforum - erkennbar an den weißen Jacken und T-Shirts - verteilen die Müllsäcke, die es zu befüllen gilt.
Frank Gehrmann
Auch die Feuerwehr hilft mit bei der Aktion vom Jugendforum Aschersleben und macht eine Übung daraus.
Auch die Feuerwehr hilft mit bei der Aktion vom Jugendforum Aschersleben und macht eine Übung daraus.
Frank Gehrmann