Interview mit einem Drogenabhängigen Interview mit einem Drogenabhängigen: «Die Angst nimmt man dabei einfach mit in Kauf»
Aschersleben/MZ. - Sie sind jetzt knapp 20 Jahre alt. Wann und wie hat das mit dem Drogenkonsum angefangen?
Peter G.: Ich war zwölf oder 13 Jahre alt. Da habe ich bei einem Kumpel Haschisch mit der Wasserpfeife geraucht. Das war ein richtig schönes Gefühl. Als ich zehn Mark hatte, habe ich mir von meinem Kumpel Haschisch besorgen lassen und eine Weile Haschisch geraucht. Nach und nach haben wir dann auch Ecstasy, LSD, Speed und andere Drogen genommen.
Wie sind Sie denn so in die Abhängigkeit von Heroin geraten?
Peter G.: Ich glaube es war vor zwei Jahren als ich das erste Mal Heroin genommen habe. Erst ganz wenig, dann wurde es immer mehr. Weil meine Nase völlig kaputt ist, spritze ich seit drei Wochen jeden Tag ein Gramm Heroin.
Was kostet das Heroin und wo besorgen Sie sich das?
Peter G.: Ein Gramm Heroin kosten zwischen 55 und 60 Euro. Im Asylantenheim in Bernburg kann man fast alle Drogen kaufen. Die Schwarzafrikaner drängen einem das Zeug regelrecht auf. Sie nehmen auch Videorecorder, Fernseher und anderes in Zahlung. Fahrräder nur mit Verkaufsquittung, weil sie von der Polizei laufend kontrolliert werden.
Woher hatten sie das viele Geld?
Peter G.: Zuerst von meinen Eltern. Ab Anfang des Jahres zumeist durch Diebstähle. Ich bin in die Kaufhallen gegangen und habe eine Kleinigkeit eingekauft. Als die Kassiererin die Kasse geöffnet hat, habe ich in die Kasse gegriffen und bin mit dem Fahrrad geflüchtet. Das ist zehn Mal gut gegangen.
Hatten Sie keine Angst erwischt zu werden?
Peter G.: Doch. Aber die Angst nimmt man dabei einfach mit in Kauf, wenn die Entzugserscheinungen größer werden.
Sie sollen auch eine Rentnerin beraubt haben.
Peter G.: Ja, das war am vergangenen Donnerstag. Ich war vorher bei der Polizei, weil ich eine Flasche Whisky gestohlen hatte. Von der Polizei bin ich auf den Markt zur Sparkasse gelaufen, weil meine Mutter Geld abheben wollte. Sie war aber nicht in der Sparkasse. Ich merkte aber, dass ich dringend einen Schuss gebrauchte. In der Sparkasse habe ich dann eine ältere Frau beobachtet. Ich habe sie bis zur Bahnhofsbrücke in der Heinrichstraße verfolgt und ihr dann die Handtasche weggerissen. Dass sie dabei verletzt wurde, wollte ich nicht. Mit den 410 Euro bin ich gleich zum Bahnhof gelaufen und habe mir in Bernburg für 280 Euro 15 Gramm Heroin, zwei Gramm Kokain und in der Apotheke zehn Einwegspritzen gekauft. Nach dem ich mich zu Hause gespritzt hatte, bin ich wieder nach Bernburg gefahren, um auch für das restliche Geld auch noch Drogen zu kaufen.
Wie zeigt sich bei ihnen die Abhängigkeit vom Heroin?
Peter G.: Es beginnt mit Schweißausbruch und Zittern am ganzen Körper. Später folgen dann krampfähnlich Zustände.
Fragt in der Apotheke keiner, wozu Sie die Spritzen gebrauchen?
Peter G.: Nein.
Haben Sie einmal daran gedacht einen Beruf zu lernen?
Peter G.: Ja! Ich habe aber nur den Abschluss der neunten Klasse, da kriegt man schwer eine Lehrstelle. Aus dem berufsvorbereitenden Jahr hat man mich nach einem halben Jahr rausgeschmissen, weil ich drogenabhängig bin.
Sie haben sich jetzt fest vorgenommen, eine Drogentherapie zu machen. Was ist der Grund für ihren Entschluss?
Peter G.: Mein Körper hat schon viel Schaden genommen. Das kann nicht so weiter gehen. Außerdem habe ich meine Eltern finanziell sehr geschädigt. Und wegen der Diebstähle will eines Tages nicht im Gefängnis landen.