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Integration in Aschersleben Integration in Aschersleben: Jamal will das Seepferdchen schaffen

Von Harald Vopel 30.08.2016, 15:43
Trockentraining an Land in Sachen Brustschwimmen. Georg Bösel (r.) erklärt, wie es richtig gemacht wird.
Trockentraining an Land in Sachen Brustschwimmen. Georg Bösel (r.) erklärt, wie es richtig gemacht wird. Frank Gehrmann

aschersleben - Dienstagvormittag im Ascherslebener Freibad: Die Sonne erwärmt langsam die noch nachtkühle Luft, während das 21- Grad-Wasser wohl etwas länger brauchen wird, um vielleicht ein oder zwei Grad zuzulegen. Eine einzelne Schwimmerin zieht ihre Bahnen.

Sie sei Stammgast, komme fast täglich und absolviere meist 100 Bahnen am Stück, weiß Rettungsschwimmer Georg Bösel von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Wernigerode, die im Auftrag des Sport- und Freizeitcenters Ballhaus für die Sicherheit im Ascherslebener Freibad zuständig ist.

Um Bösel hat sich eine kleine Gruppe Jugendlicher versammelt. Alle zwischen 16 und 18 Jahre alt. Und alle Kandidaten für die Seepferdchen-Prüfung, die einen Tag später stattfinden soll. Um das einfachste allgemeine Schwimmabzeichen zu erwerben, muss dann jeder von ihnen einen Sprung vom Beckenrand ins Wasser zeigen, einen Gegenstand vom Grund holen und eine Strecke von 50 Meter schwimmen. Eigentlich wären nur 25 Meter gefordert, aber Bösel legt hier etwas drauf. Schließlich seien diese Seepferdchen-Kandidaten keine kleinen Kinder mehr, die ansonsten ums „Seepferdchen“ kämpfen.

Sie kommen aus Eritrea, Somalia und Gambia, sind vor den Bürgerkriegen in ihren Heimatländern geflüchtet und werden jetzt von Mitarbeitern des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums (BBRZ) Aschersleben betreut. Sie sollen demnächst ein Berufsvorbereitungsjahr absolvieren. Dafür müssen sie zwar nicht schwimmen können, aber Jamal, Mamodou, Hailekilos und die anderen wollen es unbedingt lernen. In ihrer Heimat gab es dazu keine Gelegenheit.

Als die Afrikaner vor Tagen das Freibad besuchten, war Rettungsschwimmer Bösel gleich aufgefallen, dass sie nicht schwimmen konnten. Und er hatte - in Absprache mit der Ballhaus-Leitung als Betreiber des Freibades - den Jugendlichen und deren Betreuern angeboten, einen Seepferdchen-Kurs mit abschließender Prüfung zu organisieren.

Die Jugendlichen waren begeistert, man wurde sich einig, und alle legten sich ins Zeug. Knapp eine Woche - jeden Tag eine Stunde - wurde unter Anleitung von Rettungsschwimmer Georg Bösel und dessen Kollegen von der DLRG Aschersleben, Matthias Mädel, trainiert. Am Dienstag war dann so etwas wie Generalprobe. Auch wenn mancher gewollte Kopfsprung noch als Bauchklatscher endete und sich zeigte, dass kein Kandidat in Kürze zum ausgemachten Langstreckenschwimmer avancieren wird, dürfte der erfolgreichen Seepferdchen-Prüfung nichts im Wege stehen.

(mz)