"Ich werde euch finden!" "Ich werde euch finden!": Hausbesitzer wehrt sich gegen Vandalismus

Aschersleben - „Crew“ steht in dicken weißen Lettern neben der provisorischen Eingangstür. Drumherum noch einige undefinierbare Graffiti-Übungen. Viele Vorhängeschlösser, Stacheldraht, Mauern und Holzplatten haben die Einbrecher offenbar nicht davon abgehalten, die einstige Ramdohr-Villa an der Promenade zu verunstalten. Jetzt hat sich ihr Besitzer André Blechschmidt eine ungewöhnliche Maßnahme einfallen lassen, um des Vandalismus Herr zu werden.
„An die Vandalen! Ich werde euch nicht jagen, aber ich werde euch finden!“
Seit rund zwei Wochen prangen überall an den „Einstiegsmöglichkeiten“ zu der leerstehenden Villa aus dem 19. Jahrhundert gelbe Blätter mit einem nicht ganz ernst gemeinten Aufruf. „An die Vandalen! Ich werde euch nicht jagen, aber ich werde euch finden!“, kündigt Blechschmidt darauf zunächst an.
Und dann rät er den Einbrechern, ihn doch künftig anzurufen, wenn sie ein Bier auf seinem Grundstück oder gar in seiner Villa trinken wollen. „Ich habe einen Schlüssel, dann braucht ihr eure überschüssige Kraft nicht an meinem Eigentum auszulassen“, lautet seine Begründung. Zuletzt betont der Eigentümer der leerstehenden Villa, dass dort ohnehin „nichts zu holen“ sei und er Sachspenden gerne annehme.
Angerufen wurde André Blechschmidt nicht, seitdem er die Zettel ausgehängt hat
Angerufen wurde Blechschmidt seither nicht – aber es sei auch nicht noch einmal eingebrochen worden, erzählt er. Aber die bisherigen Fälle haben deutliche Spuren hinterlassen. „Beim letzten Mal haben sie die Mauer eingetreten“, erzählt Blechschmidt, auch eine Säule zum Treppenaufgang der Villa sei zerstört worden.
Hinzu kommen zahlreiche Graffiti-Schmierereien. „Ich könnte das natürlich jedes Mal meiner Versicherung melden – aber irgendwann wird es denen auch zu viel“, ärgert sich Blechschmidt. Auch, wenn die Einbrecher nicht viel kaputtmachen könnten – es bedeute jedes Mal wieder neue Arbeit für ihn. Ihm fehle vor allem der Respekt der Leute vor fremdem Eigentum.
Zuletzt hätten sich die Vandalen zum Biertrinken in der Garage der Villa niedergelassen. Dort haben sie sich eine kleine Bank aus herumliegenden Balken gebaut und sogar die leeren Flaschen einfach liegengelassen. „Sie haben auch versucht, die Tür aufzubrechen“, sagt Blechschmidt. Es seien auch schon Leute wirklich in die Ruine eingedrungen, hätten nach Wertvollem gesucht und nichts gefunden.
Die 1883 erbaute Villa in Aschersleben steht seit fast 30 Jahren leer
Weil Blechschmidt selbst einmal in seiner „Villa Blechi“, wie er sie nennt, leben möchte, ärgert ihn dieser Umgang besonders. Viel lieber wäre es ihm, wenn die Jugendlichen ihre Kraft nutzen würden, ihm beim Wiederaufbau und der Sanierung der Villa zu helfen, statt sinnlos zu zerstören. In der Villa, die 1883 erbaut wurde, herrscht unterdessen Tristesse.
Seit fast 30 Jahren steht das Haus leer, zuletzt hatten die Siebenten-Tags-Adventisten hier ihren Sitz. Seit 2016 gehört die Villa Blechschmidt, der daraus wieder ein Wohnhaus machen möchte. Fenster habe das Haus schon lange keine mehr – das sei aber auch gut so, so gebe es auch keine Feuchtigkeit in dem Gemäuer.
„Es ist ein Grundproblem der Gesellschaft, dass alle machen, was sie wollen“, beklagt Blechschmidt, vor allem seien die Strafen zu gering, um „Ordnung und Sicherheit wiederherzustellen“.
Der 56-Jährige verteidigt seine Villa deshalb nun mit eigenen Mitteln und auf kreative Art. Und einen kleinen Erfolg hat er mit seinen Hinweiszetteln schon erzielt: Die Polizei habe die Ermittlungen noch einmal aufgenommen, und seither sei auch nichts mehr passiert. „Sogar die Zettel hängen noch“, freut sich Blechschmidt. (mz)
