Hoymer Maler in Quedlinburg : Hoymer Maler in Quedlinburg : Dietrich Genau und der Münzberg

hoym/Quedlinburg - Kleine geduckte Häuser - Fachwerk, rote Ziegeldächer - und mittendrin thront das mächtige Schloss von Quedlinburg. Dieser Ausblick direkt vom Münzenberg hatte den Hoymer Heimatmaler Dietrich Genau schon 1953 fasziniert, nun hat er ihn aufs Papier gebannt. „Ich male gerade an einer neuen Serie“, erzählt der fast 80-Jährige, der inzwischen vier Bilder vom Münzenberg fertig hat.

„Ich habe mich nämlich schon immer für Quedlinburg interessiert, bereits mit 14, 15 Jahren, allein der Name und dann die Historie“, begründet der Hoymer, warum er auch künstlerisch gern in seiner Nachbarstadt tätig wird. Dort hatte er erst vor kurzem den Schlossberg gezeichnet. Nun will er sich dem Münzenberg widmen.

„Der wurde schon immer stiefmütterlich behandelt“, findet Genau und weiß, dass es sogar Zeiten gab, als Münzenberger als Schimpfwort benutzt wurde. „Dort sollen einst Gaukler, Musiker und Taschendiebe zu Hause gewesen sein“, erzählt der Maler und hat von einer Geschichte gehört, wobei den Neugeborenen früher eine Münze und eine Schnapsflasche hingehalten wurden. „Und das, wonach das Kind griff, diesen Lebensweg schlug es dann ein.“

Doch trotz oder gerade wegen des nicht ganz so guten Rufes, hat Dietrich Genau irgendwie sein Herz daran gehängt. „Das erste Mal war ich Anfang 1953 da, da war ich mitten im dritten Lehrjahr“, erinnert sich der Rentner. Damals hatte er von seinem Meister ein altes Betriebsfahrrad geschenkt bekommen. „Das war völlig verrostet, hatte keine Reifen und auch andere Teile fehlten. Reparieren war zu teuer, zum Wegschmeißen war es aber zu schade, fand mein Meister. Und weil er wusste, dass ich ein Bastler bin, gab er es mir.“

Genau outet sich als Aschenkuhlen-Fan. „Da gab es nach dem Krieg so viele Ersatzteile“, erzählt er und berichtet, dass er auch das Farblager von seinem Großvater übernommen hatte. Das Rad bekam er da schnell wieder mobil. Und brachte auch den Farblack seines Großvaters auf. „Den nannte man Eisenlack und der musste vier Wochen trocknen.“

Als er später auf der Straße das Fahren ausprobierte, stand sein Meister an der Ecke und blickte neidisch auf das restaurierte Fahrrad. Seine erste richtige Tour führte den radelnden Genau aber nach Quedlinburg zum Münzenberg.

„In Hoym kannte ich keine Einbahnstraßen und als ich dann dort gefahren bin, habe ich mich immer gewundert, warum mir die Leute alle zuwinken. Damals dachte ich: Was für ein freundliches Volk! Heute weiß ich, dass sie mir gedroht haben“, lacht der Maler.

Vom Münzenberg selbst war Genau 1953 recht enttäuscht. „Kleine Häuschen, die damals sehr verwahrlost waren. Doch dann erreichte ich das Plateau, und der Ausblick entschädigte für alles.“ Inzwischen sehe es dort aber weitaus hübscher aus, nickt Genau, der sich nun auf Wanderschaft durch die engen Gässchen begeben hat, Treppenaufgänge und steinerne Terrassen anschaute, um sich für seine Bilder inspirieren zu lassen. Und natürlich diesen gigantischen Ausblick einfangen musste, der ihn noch immer fasziniert.

Fertiggestellt hat er in seiner bevorzugten Malweise - eine Mischtechnik, bei der er auf kolorierten Federzeichnungen Licht in die Fenster zaubert und so anheimelnde Akzente setzt - schon vier Bilder. Aber es sollen noch ein paar mehr werden.

Das geht allerdings aufgrund persönlicher Probleme im Moment nicht mehr so schnell wie früher. „Wo ich sonst zwei Tage an einem Bild gemalt habe, brauche ich nun drei bis vier Wochen“, gesteht der Hoymer. Dafür freut sich der Heimatmaler, dass das Bernburger Rathaus Interesse an seinen Bildern angemeldet hat. „Sie wollen eine Ausstellung machen“, erklärt er und überlegt schon, welche Werke er dafür auswählen kann. (mz)