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Hochwasser vom April 1994 Hochwasser vom April 1994: Unterschrift für den grünen Damm

Von Kerstin Beier 17.04.2014, 12:25
Wulf Stubbe begrüßt die Teilnehmer.
Wulf Stubbe begrüßt die Teilnehmer. Gehrmann Lizenz

Gatersleben - Ein blauer Strich markiert den Pegel. Die Selke hatte am 13. April 1994 den gesamten Marktplatz in Gatersleben unter Wasser gesetzt. Und nicht nur den. An 95 Prozent aller Grundstücke hatte das Wasser genagt und Schäden in Millionenhöhe angerichtet: an privaten Häusern, kommunalen Einrichtungen und im Institut. Bei fast allen Gaterslebenern liefen die Keller voll, bei vielen Familien in tiefer gelegenen Häusern zum Beispiel am Kapellenteich waren auch die Wohnungen betroffen. Fotos, an eine Tafel mitten auf dem Marktplatz gepinnt, zeigen: Landunter in Gatersleben.

„Das waren schlimme Tage“, sagt eine Teilnehmerin an einer kleinen Gedenk-Demo, zu der die Bürgerinitiative Gatersleben gestern eingeladen hatte. Wulf Stubbe, der die Teilnehmer begrüßte, umreißt das Ziel der Veranstaltung mit klaren Worten: Nicht nur erinnern wolle man sich, sondern auch „Druck machen“ für besseren und effektiveren Hochwasserschutz.

Denn auch 20 Jahre nach dem verheerenden Hochwasser, das alle Selke- und Wipper-Anrainer hart getroffen hatte, sei bis auf ein paar innerörtliche Maßnahmen wie die Hochwasserschutzmauer und die Erneuerung des Wehres in Gatersleben nicht viel passiert.

Deshalb hatten die Initiatoren Unterschriftenlisten ausgelegt, die dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) und dem Ministerium zugeleitet werden. Die Unterzeichner fordern mit ihrer Unterschrift das grüne Rückhaltebecken bei Meisdorf. Ein Projekt, das der Landesbetrieb seit vielen Jahren auf der Tagesordnung hat und gegen das Bürgerinitiativen und Umweltverbände Sturm laufen. Sie befürchten eine Zerstörung des einzigartigen Landschaftsbildes im Selketal und favorisieren kleinere Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel den Ausbau der Harzteiche.

„Ich sehe die Argumente der Gegner sehr kritisch“, so Stubbe, der sich seinen Sinn für den Umwelt- und Naturschutz nicht absprechen lassen, aber dennoch das Leben und das Eigentum der Menschen geschützt sehen will. Der Landesbetrieb habe eindeutig erklärt und nachgewiesen, dass die Harzteiche, selbst wenn sie leer sind, nur etwa 30 Prozent des 94er Hochwassers aufnehmen könnten - weil die Teiche am Rande des Einzugsgebietes der Selke und im oberen Bereich liegen. Aus Sicht der Bürgerinitiative bietet nur das Zusammenspiel von örtlichen Maßnahmen und der geplanten Rückhaltebecken einen relativ guten Schutz. „Viele haben Jahre gebraucht, die Schäden zu beseitigen“, so Stubbe, und auch Frank Rümenap erinnert sich an dramatische Tage, als das Wasser in der Ballenstedter Straße einen halben Meter hoch stand und die Tante aus ihrem Haus in Sicherheit gebracht werden musste. „Das Wasser kam rasend schnell“, berichtet er. Das Tempo, mit dem die Selke aus dem Harz herunterstürzt, lasse kurzfristige Vorsorgemaßnahmen kaum zu. 1994 habe das eindrucksvoll gezeigt. (mz)

Unterschriftensammlung im vergangenen April
Unterschriftensammlung im vergangenen April
Gehrmann Lizenz