Harzer Bergtheater Thale Harzer Bergtheater Thale: Emotionaler Ostrock statt alter Briefmarke
Thale/MZ. - Den Auftakt des dreistündigen Konzertes bestimmten fast bombastische Klänge, die vor 25 Jahren für Anerkennung und Fans sorgten: Die Klassik-Adaption von Mussorgskis "Nacht auf dem kahlen Berge". Die langen Haare der Musiker sind grau geworden, doch auch im 40. Jahr ihres Bestehens leuchten die "Sterne" mit gewohnt kraftvollen und leisen Liedern. Besonders herzlich begrüßt wurde Reinhard Fißler, der seit vier Jahren an einer unheilbaren Muskellähmung leidende Sänger. Auch wenn er sich allein nicht mehr auf der Bühne bewegen kann, trug Fißler mehr als einmal zu Gänsehautatmosphäre bei. Später brachte Ralf Schmidt, der in den achtziger Jahren der Band eingängigen Popsongs zum Erfolg verhalf und heute als IC Falkenberg solistisch arbeitet, jugendlichen Schwung mit. Doch stehende Ovationen des Publikums erntete Fißler, als er singend "Also was soll aus mir werden" fragte. Der Sänger im Rollstuhl und die Fans hatten Tränen in den Augen.
Werther Lohse hatte seine seit 30 Jahren bestehende Band Lift mit neuen Musikern vor einiger Zeit verjüngt. Die alten zeitlosen poetischen Liebeslieder waren sein Erfolgsrezept des Abends: "Nach Süden", die "Tagesreise" oder "Am Abend mancher Tage" wurden gern mitgesungen. Sehr gut kam Yvonne Fechners Geigenspiel an.
Der Stil der Dresdner Band electra wurde in den Siebzigern durch die Querflöte von Bandchef Bernd Aust und die hohe Stimmlage von "Mampe" Peter Ludewig geprägt. Aust blies wieder den "Türkischen Marsch", während Ludewig den "Grünen Esel" besang. Allerdings kam der frühere Schlagzeuger nur für wenige Lieder auf die Bühne, die sonst Stephan Trepte prägte. Die "Sixtinische Madonna" gehörte genauso zu den Höhepunkten wie "Tritt ein in den Dom".
Die Bands wechselten sich immer wieder ab und weckten gemeinsam zum Finale Emotionen. "Und wie bleibt der Name, wenn Geschichte er nicht schreibt", heißt es im "Kampf um den Südpol". Nach 30 bis 40 Jahren im Musikgeschäft sind die drei Bands dabei, Geschichte zu schreiben. "Das ist handgemachte Musik und spricht mich mehr an als das, was man im Radio hört", lobte André Reisberg aus Aschersleben. Der 21-Jährige kennt die Musik aus dem Plattenschrank der Eltern. "Damit sind wir groß geworden", freute sich Hans-Jürgen Meie aus Quedlinburg. Einige werden gestern wieder alte Amiga-Platten aufgelegt haben.