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Grundschule Frose Grundschule Frose: Erst saniert und dann gestrichen

Von marion pocklitz und Marko Jeschor 03.06.2013, 11:38

Bis vor wenigen Tagen suchte das Kultusministerium noch einen neuen Schulleiter für die Grundschule in Frose. Die Stelle war laut Ausschreibung „ab sofort unbeschränkt besetzbar“. Nun ist aber klar, dass es die Schule bald nicht mehr geben wird. Die Türen sollen schon ab den Sommerferien im nächsten Jahr geschlossen werden. Für immer. Das kündigte die Bürgermeisterin der Stadt Seeland, Heidrun Meyer, auf MZ-Nachfrage an. Hintergrund sind die vom Land geplanten Mindestschülerzahlen. Weil die auch von der Hoymer Grundschule bald nicht mehr erfüllt werden können, soll auch diese Einrichtung ab dem Schuljahr 2017/2018 geschlossen werden. Ein entsprechender Stadtratsbeschluss muss noch gefasst werden, auch das Landesschulamt muss den Plänen noch zustimmen.

„Der Stadtrat hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärt Heidrun Meyer. Das Land fordert ab dem Schuljahr 2014/2015 mindestens 60 Schüler pro Einrichtung. Ab 2017/2018 sollen es sogar 80 Schüler pro Schule sein. Bleibt alles, wie es derzeit ist, wären zu diesem Zeitpunkt alle Schulen im Gebiet gefährdet. „Wir wollten die Zeit bis dahin nicht verstreichen lassen und dem Land die Entscheidung nicht überlassen“, so Meyer.

In den vergangenen Monaten hatten Verwaltung und Stadtrat hinter verschlossenen Türen alle Einrichtungen überprüft. Dabei spielten neben Schülerzahlen auch der Zustand der Schulen oder die Verkehrsanbindung eine Rolle. „Und dann mussten wir als Stadtrat erst einmal eine Entscheidung treffen, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen“, so Meyer. Der Sozialausschuss-Vorsitzende Carlo Scholz betont: „Es war die schwerste Empfehlung, die je im Stadtrat ausgesprochen worden ist.“ In Frose wären laut der Bürgermeisterin 2014/15 nur 49 Kinder zur Schule gegangen. Hoym kann laut Prognosen die Mindestzahl von 80 im Schuljahr 2017/18 nicht aufbringen. Die derzeitige Schülerzahl von 66 wird nicht wesentlich steigen.

Auf die geplante Schließung der Hoymer Einrichtung reagierte Schulleiterin Sigrid Stucki geschockt. „Das hätte sich keiner träumen lassen“, sagte sie der MZ. Es herrsche große Traurigkeit im Kollegium. Stucki kritisierte zugleich die Bürgermeisterin. „Ich hätte mir gewünscht, früher in den Entscheidungsprozess eingebunden zu werden.“ So hätte man noch pädagogische Aspekte einfließen lassen können und wäre womöglich zu einer anderen Entscheidung gekommen. Froses Schulleiter Hans-Jürgen Teuke hatte dagegen mit der Schließung gerechnet. „Es war kein ordnungsgemäßer Unterricht möglich“, beschreibt er die Situation. Für vier Klassen seien zum Teil nur drei Lehrer da gewesen. Auch die räumlichen Bedingungen seien nicht optimal, so Teuke, der die Einrichtung seit zwei Jahren kommissarisch leitet.

Nach den derzeitigen Plänen sollen die Schüler aus Frose dann nach Nachterstedt fahren, um dort unterrichtet zu werden. In Hoym sollen die Kinder dagegen bis zur endgültigen Schließung eingeschult werden. „Wir werden sie nicht auslaufen lassen. Dagegen hat sich der Stadtrat entschieden“, so Meyer. Die Schließung der Hoymer Schule ist auch deswegen tragisch, weil diese erst 2004 nach einer umfangreichen Sanierung neu eröffnet worden ist.

Die Gaterslebener Schule hat Bestand und soll künftig die Schüler aus Friedrichsaue und Schadeleben aufnehmen. Denn noch lernen diese Kinder in der Grundschule in Neu Königsaue. Doch der Vertrag mit der Stadt Aschersleben läuft zum Schuljahr 2014/15 aus. „Und diesen können wir beim besten Willen nicht verlängern. Wir brauchen diese Schüler, um unsere Grundschulen halten zu können“, sagt das Seeland-Ortsoberhaupt. Mit den beiden Schulstandorten, Nachterstedt und Gatersleben, hofft der Stadtrat, in den nächsten fünf Jahren der Schulentwicklungsplanung des Landes stand- halten zu können. „Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir keine Grundschule angefasst. Aber man hat uns förmlich die Pistole auf die Brust gesetzt“, macht Meyer klar.