Görlitzerin in Thailand Görlitzerin in Thailand: Träume nicht dein Leben

aschersleben/MZ - Khao Lak. Eine kleine Urlaubsregion an der Thailändischen Westküste. Allerdings verbindet man mit Khao Lak nicht nur Traumurlaube. Nein. Vielmehr ruft es Erinnerungen an eine der größten Naturkatastrophen aller Zeiten hervor - das Erdbeben im Indischen Ozean 2004. Das löste am 26. Dezember mehrere folgenschwere Tsunamis aus. Und diese Folgen waren verheerend. Über 200 000 Menschen fielen der Katastrophe zum Opfer, Millionen wurden Obdachlos. Auch Khao Lak wurde verwüstet. Und selbst heute, neun Jahre später, ist die Katastrophe noch nicht komplett überwunden. Doch die Provinz erholt sich langsam. Ihr wird neues Leben eingehaucht. Und ein aktueller Teil dieses Lebens, war im letzten Jahr noch Teil des Aufstiegsteams der Wildgänse: Elisabeth Günther.
Tränenreicher Abschied
Ihr fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden: „Es zerreißt einem das Herz, wenn man sieht, wie viele Leben hier zerstört wurden“, sagt sie zögerlich. Elisabeth Günther lebt derzeit in Thailand, in Khao Lak, einem geprägten Ort: „Man trifft so viele Betroffene, das macht die Bilder im Kopf noch unfassbarer. Die Tragik bekommt wirklich Gesichter“, sagt sie. Doch so unwirklich es klingt - Elisabeth Günther lebt in Khao Lak derzeit ihren Traum. „Ich wollte schon immer im Ausland arbeiten“, so die gebürtige Görlitzerin.
„Durch den Handball war ich aber immer sehr eingespannt.“ Gegen Ende ihres Studiums im vergangenen Jahr wurde ihr aber klar, dass sie ihren Traum verwirklichen will. Und so verabschiedete sich die 23-Jährige im Juli erstmals in ihrem Leben vom Handballsport. Denn Handball hat in Thailand nicht das hohe Maß an Popularität wie in Deutschland. „Thailänder können mit Handball überhaupt nichts anfangen“, sagt sie lachend. Generell seien die Einwohner „eher nicht so sportbegeistert“. Einzig der Nationalsport, Thaiboxen, löst bei den Einheimischen Euphorie aus. „Das habe ich mir allerdings noch nicht angesehen“, so Elisabeth Günther. „Ich arbeite teilweise zwölf vis vierzehn Stunden am Tag, da bleibt nicht viel Zeit.“ Nicht viel Zeit, um die kulturellen Gepflogenheiten Thailands kennenzulernen.
Doch Zeit, um die Spiele und Ergebnisse des HC Salzland zu verfolgen, nimmt sie sich immer: „Da halte ich mich über Internet auf dem Laufenden“, so die Linksaußen. Doch es ist nicht vorwiegend der Handballsport, der ihr fehlt. Nein: „Am meisten fehlt mir das Gänseleben. Die Mädels sind einfach meine zweite Familie.“ Und dass es auch für die anderen Wildgänse nicht einfach sein würde, Elisabeth Günther aus dem Stall ziehen zu lassen, zeigte sich beim Abschied im Juli: „Damals wurden sehr viele Tränen verdrückt.“
Zukunft noch ungewiss
Und die „Familie“ hält zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten. Denn für Elisabeth Günther war vor allem die Weihnachtszeit schwierig: 12 000 Kilometer von der Heimat entfernt, Temperaturen bis zu 30 Grad Celsius und Palmen statt Tannen. Sicher, es gibt Schlimmeres. Doch weihnachtliche, familiäre Stimmung kam nicht auf. Bis ein Paket aus Deutschland in Khao Lak eintraf: „Die Mannschaft hat mir zu Weihnachten einen Kalender gebastelt“, sagt Elisabeth Günther. „Das war wirklich eine Wahnsinnsüberraschung.“ Bis August müssen beide Seiten noch ausharren. Dann läuft ihr Saisonvertrag aus. Die Rückkehr nach Deutschland, zu ihren Wildgänsen, wartet. Wie es danach weitergeht, darauf will sich Elisabeth Günther noch nicht festlegen. Doch wie auch immer sie sich entscheiden wird - die Unterstützung aus dem Stall der Wildgänse hat sie sicher.