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Gewerbegebiet Aschersleben Gewerbegebiet Aschersleben: Fiberweb steht vor dem Aus

Von regine lotzmann 12.03.2014, 09:19
Die Firma PGI Fiberweb soll schließen.
Die Firma PGI Fiberweb soll schließen. frank gehrmann Lizenz

aschersleben/MZ - Für die 55 Beschäftigten der Ascherslebener PGI Fiberweb war es ein unerwarteter Schock. Am Freitag wurde ihnen verkündet, dass der Betrieb offensichtlich schließen wird, sie ihren Job verlieren. „Mit der Begründung, den Standort Berlin damit zu retten“, erzählt eine der Mitarbeiterinnen, die nun vor dem beruflichen Aus steht.

„Die ganze Aktion hat eine Viertelstunde gedauert“, zuckt auch einer ihrer Kollegen die Schultern und meint: „Alle waren total entsetzt. Vor allem, weil es noch bis vor ein paar Tagen den Anschein hatte, dass es hier weiterläuft.“

„Hier“, das ist ein Betrieb, den es bereits seit 1996 im Gewerbegebiet von Aschersleben gibt, der Vliesstoffe und Erzeugnisse daraus herstellt und dessen Besitzer in den vergangenen Jahren mehrfach gewechselt haben. Laut Belegschaft wurde das Unternehmen erst Mitte November von der PGI - der weltweit agierenden Polymer Group Inc. - übernommen, die Desinfektionstücher, Hygiene- und medizinische Artikel herstellt.

Auf Euphorie folgt Ernüchterung

„Das ganze geschah mit großer Euphorie“, erinnert sich ein Mitarbeiter. Bei der Untersuchung der Wirtschaftlichkeit habe sich die Firmenleitung nach seinem Wissen allerdings entschlossen, ein Produkt aus dem Sortiment zu nehmen, das schwerpunktmäßig in Aschersleben hergestellt werde: ein bestimmter Vliesstoff mit Kunststofffläche für Dachunterspannbahnen. „Und ohne das würde unsere Auslastung vielleicht bei 40 Prozent liegen, deshalb wird der Standort wohl geschlossen.“

Wann genau, das weiß niemand der Angestellten. „Zuerst müssen noch die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen.“ Der will sich aber vorerst nicht zu diesem Thema äußern. „Dazu möchte ich noch keine Auskunft geben, das muss erst offiziell sein“, entschuldigte sich Betriebsrat Mario Fauska.

Zwei bis drei neue Unternehmen sollen es sein, die sich künftig in jedem Jahr in Aschersleben auf den Gewerbeflächen der Kernstadt ansiedeln. Das hatte Oberbürgermeister Andreas Michelmann am Tag der offenen Tür der Stadt öffentlich angekündigt.

Ein Ziel, bei dem es allerdings schade ist, wenn gleichzeitig Unternehmen schließen. Zu dem anstehenden Verlust der Fiberweb wollte sich der OB jedoch noch nicht äußern. Diese Tatsache sei ihm noch nicht bekannt. (hv/gin)

Auch der Ascherslebener Werksleiter könne nichts zur Schließung sagen. Dafür PGI-Pressesprecher Georg Schmitt, der die Aussagen der Mitarbeiter gestern auch von offizieller Seite aus bestätigte. „Am Freitag hat es in Berlin und Aschersleben Betriebsversammlungen gegeben, in denen bekannt gegeben wurde, dass sich das Unternehmen aus dem Bereich Roofing - also der Dachunterspannbahnen - zurückziehen wird.“ Auf die Frage nach dem Warum, erklärte Schmitt, dass nach der Betriebsübernahme geschaut wurde, was Sinn mache, was es wert sei zu übernehmen und was eben nicht. Für eine der Mitarbeiterinnen ist dagegen klar: „Wir wurden gekauft und nun zerschlägt man uns!“

Alle Arbeitsplätze in Gefahr

Welche genauen Auswirkungen der Rückzug aus dem Dachunterspannbahnen-Geschäft haben wird, könne Schmitt zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen. „Fest steht aber, dass es Arbeitsplätze kosten wird - sowohl in Aschersleben als auch in Berlin.“ Nur der dritte PGI-Standort in Deutschland, der sich in Leipzig befindet, sei nicht davon betroffen. Aschersleben aber umso mehr: „Ich befürchte, dass der Betrieb dort ganz geschlossen wird“, erklärte der Pressesprecher auf MZ-Nachfrage und weiß: „Für die Region dort ist es eine Hiobsbotschaft.“

Das seien betrübliche Nachrichten für Aschersleben, nickte Georg Schmitt. Über den Zeitrahmen könne er aber noch nichts sagen, zuerst müsse mit dem Betriebsrat gesprochen werden.

„Die Idee ist es aber, die Geschäftsaktivitäten in Berlin zusammenzufassen - das Ergebnis ist jedoch noch offen.“