Garten- und Ambiente-Ausstellung Garten- und Ambiente-Ausstellung: 100 Aussteller bei LebensArt-Messe Aschersleben

Aschersleben - Der Regen ist in feinen Niesel übergegangen, doch der Boden ist schon aufgeweicht. „Mmhhh, das Wetter hätte besser sein können“, schaut Julika Solcher in den wolkenverhangenen Himmel hinauf und zieht den Kragen ihres blaukarierten Regencapes ein wenig höher. „Es kommen weniger Leute. Die haben einen Schirm in der Hand und können gar nicht richtig schauen“, bedauert sie ein bisschen, dass das Wetter zur diesjährigen LebensArt-Messe nicht das beste ist.
Doch die Leute, die sich schon auf die Garten- und Ambiente-Ausstellung - die inzwischen fünfte in Aschersleben - gefreut haben, zieht es trotzdem in den Stadtpark. Auch zu Julika Solcher, die inmitten von lustigen, buntbemalten, windschiefen Vogelhäuschen steht. Die kommen als Fliegenpilz, Leuchtturm, Liebesnest daher. „Wir haben das an Hundertwasser angelehnt“, berichtet sie von einer kleinen Werkstatt in Langensteinbach bei Rothenburg ob der Tauber, in der mehrere Leute die ausgefallenen Behausungen bauen. „Denn so ein Vogelhaus kann ja auch ein Objekt im Garten sein.“
Davon gibt es an diesem Wochenende wieder viele. Rund 100 Aussteller aus dem ganzen Land haben ungewöhnliche Dekorationen, farbenprächtige Blumen, Gartengeräte oder duftende Leckereien mitgebracht. So, wie der Gewürzhandel „Gallone“ aus Bad Liebenwerda in der Niederlausitz. Der hat kleine Schälchen mit Balsamico, Pestos und Dips vorbereitet, in die die Gäste Weißbrotwürfel tunken. „Wir produzieren das alles selbst“, deutet Daniel Dames mit weiter Armbewegung auf die Köstlichkeiten.
Kräutermischungen, Öle und Essig, wie ein Nuss-Creme-Balsamico, ein Lauch-Mandel-Pesto, Senf-Dill-Dip oder eine Cranberry-Creme. Die Leute kosten und können sich kaum entscheiden. „Am begehrtesten sind Zaziki, Bruschetta und Granatapfel“, verrät Dames, der im Gewürzhandel angestellt ist.
An jeder Ecke etwas Besonderes
Zu kosten gibt es an anderen Ständen auch Käsespezialitäten und Eierlikör, Ascherslebener Hofbräu und Trockenfrüchte, Schinken und Eisgekühltes. Kühlung könnte, wenn es denn heiß wäre, auch der aufgebaute Whirlpool bieten, in dessen Mitte formschön Sektgläser drapiert stehen.
Ein Stückchen weiter prangt ein Hortensien-Farbenmeer. „Die haben wir selber gezüchtet“, berichtet Leopold Martin Vierengel von der gleichnamigen Gärtnerei, die zwischen Augsburg und München angesiedelt ist. Die Blüten sind mehrfarbig, changieren von Pink ins Violette, vom Grün ins Blau, stets umgeben von einem zarten weißen Rand.
„Man findet leider immer was“
Diese Sonderfarben hinzubekommen, sei eine langjährige Arbeit gewesen, gesteht der Gärtner und meint: „Hortensien - das ist unsere Spezialität.“ 20.000 davon produzieren sie im Jahr. Nach Aschersleben hat er aber auch noch andere Pflanzen mitgebracht. „Winterharte Stauden.“ Wie Löwenmäulchen oder die Schwarzäugige Susanne.
Organisiert wird die LebensArt-Messe vom Lübecker Veranstalter „Das AgenturHaus“. In Aschersleben gibt es die Ausstellung zu Garten, Wohnen und Lifestyle bereits zum fünften Mal. Als Kulisse dient dafür der Stadtpark, der 20.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stellt.
„Die Open-Air-Messe hat sich zu einem wahren Besuchermagneten entwickelt, der Gäste aus nah und fern in die älteste Stadt Sachsen-Anhalts zieht“, freut sich Ascherslebens Oberbürgermeister Andreas Michelmann. „Tausende Besucher genießen es, das vielfältige Pflanzenangebot und die neuesten Trends der Gartentechnik zu sehen, sich Ideen für Dekorationen und Gestaltung daheim zu holen und gleichzeitig Mode, Musik und kulinarische Spezialitäten zu erleben“, weiß Michelmann.
Projektleiter Christoph Riebe vom AgenturHaus ist erfreut über die positive Resonanz dieser Messe. Auch von Seiten der 100 Aussteller, die immer wieder gern nach Aschersleben kommen.gin
„Man findet leider immer was“, winkt Reinhard Kunert lachend ab. Der Hoymer ist mit seiner Frau zur LebensArt gekommen und hat gerade doch etwas gekauft. „Eine Kuhschelle“, öffnet er seine Tüte. „Die ist in einer Farbe, die ich noch nicht habe“, verrät er, warum er trotz gegenteiligen Vorsatzes doch schwach geworden ist. Und schaut weiter. Schwach werden viele Messe-Besucher auch bei Klaus und Karla Tancho. „Wir versuchen, jedes Jahr etwas anderes mitzubringen“, verrät das aus Holland kommende Ehepaar.
Das hat eine riesige Armee aus Schildern mit witzigen Sprüchen, schmiedeeisernen Haken und Türklopfern, verschnörkelten Vogelkäfigen und Messingtieren in allen Größen und Formen aufgebaut. Von kleinen Weinbergschnecken über schnurrende Katzen bis hin zu kraftvollen Hengsten. „Neu sind dieses Mal die Elefanten“, zeigt Karla Tancho die Rüsseltiere.
Handgemachte Strandkörbe
In Aschersleben sind die beiden Niederländer jedes Jahr dabei. Von Anfang an. „Ich finde es so schön hier“, erklärt Karla Tancho und meint dabei nicht nur das Messegelände, sondern auch die Stadt. Die hat sich das Paar nämlich schon in Ruhe angeschaut und schwärmt von den schönen alten Gebäuden. „Es ist nur ziemlich früh alles zu“, schmunzelt Klaus Tancho. Und schiebt ein „Es ist aber außergewöhnlich.“ hinterher.
Außergewöhnlich ist auch der kleine Rasenmäher, der ein Stück weiter seine Kreise zieht. Der sieht nämlich aus wie ein Marienkäfer. „Cool“, staunt ein kleines Mädchen und würde das Teil am liebsten gleich mitnehmen.
Gebaut nach Kundenvorgaben
Zu groß zum Mitnehmen sind die Strandkörbe, von denen Benjamin Rinelli gerade den Regen abwischt. „Wir sind ein Familienunternehmen, das seit 13 Jahren Strandkörbe baut - und alles selbst macht, bis hin zur Lieferung“, berichtet der Angestellte der Strandkorb-Manufaktur aus Emmertal bei Hannover. „Wir bauen nach Kundenvorgaben, haben vier verschiedene Breiten, können auf Wunsch auch Bullaugen einbauen...“ Als Besonderheiten nennt er die Gasdruckdämpfer, die das Verstellen des Oberkorbes leichter machen, und ein Mäusegitter.
„Das ist unterhalb des Korbes angebracht, damit sich kein Getier einnistet“, erklärt er gerade einem jungen Mädchen. Denn die Körbe sind wetterfest und können das ganze Jahr draußen stehen. „Das ist alles Handarbeit, drei bis vier Wochen brauchen wir für einen Korb“, erzählt Rinelli und berichtet von hochwertigem Plantagen-Teakholz, das kontrolliert angebaut wird.
Das mögen auch die Ascherslebener. „Wir verkaufen hier immer ganz gut, auch die Ausstellungsstücke, die sind begehrt.“ Viele Kunden haben auch Anke und Michelle Steiniger vom „Alten Lager 3“ aus Markkleeberg. „Wir verkaufen alles, was Frauen lieben: Leinenkissen, Tücher, Deko, Pflanzen“, zählt Tochter Michelle auf auf und ihre Mutter sucht gerade bei den Vintagefarben ein besonderes Blau heraus. Wenn es das schon am Himmel nicht gibt, dann doch wenigstens bald am Nachtschrank der Kundin. (mz)




