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Freibad-Sanierung Freibad-Sanierung: Ein neues Modell für Thale?

Von Stephan Neef 11.10.2002, 16:48

Thale/MZ. - Im alten Sommerbad könnten "die gestellten Qualitätsforderungen nicht erfüllt werden, weil die Badewasserkörper ohne Aufbereitungsanlage betrieben, die Desinfektion und das Abtragen der Schwimmschicht manuell erfolgen", hieß es in einer Stellungnahme. Das amtliche Fazit: "Eine umfassende Sanierung des Freibades oder ein Neubau muss mittelfristig erfolgen". Jetzt will die Stadt erneut den Erholungsort-Status beantragen, doch die vor fast 75 Jahren erbaute Badeanstalt zeigt sich noch immer im alten Gewand.

Studien gab es inzwischen mehrfach, zuletzt das Konzept eines regenerativen Badeteiches, der nur 750 000 Euro kosten würde und schon deshalb bei Verwaltung und Abgeordneten auf viel Gegenliebe stieß. Die zuvor favorisierte Erlebnis-Becken-Landschaft eines altmärkischen Planungsbüros, das sich mit dem Umbau des Harzgeröder Freibades einen Namen machte, hätte dagegen über drei Millionen Euro verschlungen. Knapp 1,1 Millionen Euro würde die "naturnahe Badelandschaft" kosten, die beide Modelle kombiniert und jetzt - in einer Sondersitzung des Bauausschusses - von der Planungsgruppe Hildesheim vorgestellt wurde. Die bisherige Wasserfläche sei mit 1 785 Quadratmeter "in Bezug auf das Einzugsgebiet erheblich überdimensioniert", stellten die Niedersachsen fest.

Eine Sanierung bzw. Modernisierung wäre schon angesichts der zur Verfügung stehenden Geldmittel nur "bei erheblich verringerter Wasserfläche" möglich. Nichtschwimmer- und Planschbecken (510 bzw. 225 Quadratmeter) sollten deshalb zugeschüttet, im 1 050 Quadratmeter großen Schwimmerbecken ein "Wasserflächenprogramm für Schwimmer, Nichtschwimmer und Kleinkinder eingerichtet" werden. Die Schwimmer müssten sich mit 525 Quadratmeter zufrieden geben, hätten aber zwei 50-Meter- und vier 25-Meter-Bahnen. Ein Steg trenne den Schwimmer- vom 395 Quadratmeter großen Nichtschwimmerbereich, der 130 Quadratmeter umfassende Kleinkindbereich würde mit Natursteinen abgegrenzt.

Das vorhandene Becken soll zwar in seinen Umrissen aufgenommen, aber so umgestaltet werden, dass es nicht mehr als Kunstbecken erkennbar ist, sondern "wie ein in die Natur eingebundener Teich wirkt". Dafür sorgen unter anderem der "großvolumige Schwallwassergraben, der die organische Form des Beckens ausbildet" und breite Pflanzstreifen bzw. Schilfgürtel, die bis an den Graben heranreichen, der zum Teil durch Holzstege überdeckt ist. Zusätzliche Attraktionen wie Wasserfall oder Sprungfelsen seien genauso möglich wie eine spätere Becken-Erweiterung.

Das Modell verbinde die Vorteile einer klassischen Beckenanlage mit hygienisch einwandfreiem Wasser mit dem optisch gefälligen Bild eines kleinen Natursees, sagen seine Erfinder. In Beckennähe entstünde ein neues Technik-Gebäude mit Filteranlage.

Als wartungsarme und langlebige Alternative für die Folien-Beschichtung des Betonbeckens stellten die Hildesheimer eine Edelstahl-Auskleidung vor. Sie sei aber nur dann finanziell vergleichbar, wenn die Wasserfläche nochmals drastisch reduziert werde - auf 560 Quadratmeter. Trotzdem müsste die Stadt 200 000 Euro mehr berappen.

Die jährlichen Betriebskosten gaben die Planer mit 133 000 Euro an, 90 000 Euro seien Personalkosten. Selbst bei "sozialen Eintrittspreisen" - genannt wurden Tageskarten zwischen 1,80 Euro und 2,80 Euro - könnten Einnahmen von 127 000 Euro erzielt werden, das Defizit würde 6 000 Euro betragen. Nach Fragen zu einer Teil-Überdachung verwiesen die Planer auf eine kleine, andernorts bewährte "Wärmehalle mit Ausschwimmkanal", die zugleich Sanitäranlagen, Umkleide-Kabinen und Schwimmmeister-Dienstsitz aufnehmen könnte. Schließlich sei auch der jetzige Sozialtrakt sanierungsbedürftig.