Flächennutzungsplan Flächennutzungsplan: Plötzlich ist ein Biotop im eigenen Garten
Bad Suderode/MZ. - Chris Sachse ist sauer. Hinter seiner Autowerkstatt in der Bad-Suderöder Gartenstraße liegt ein Biotop. Eigentlich sei die alte Kirschplantage mal eine gute Einnahmequelle gewesen, gesteht der Werkstattchef. Die Familie Sachse hatte sogar jahrzehntelang zusätzlich das heutige Wohngebiet "Steigerbreite", das bis Mitte der achtziger Jahre eine Kirschplantage war, bewirtschaftet. Doch seit der Wende pflückt niemand mehr die Süßkirschen im Garten der Familie Sachse. Sie fallen einfach auf die Wiese und verschimmeln.
Doch nicht das ist der Grund für Sachses Unmut. Durch die Feststellung des Landkreises, dass die Streuobstwiese ein Biotop ist und damit unter besonderem Schutz steht, sind rund 4 000 Quadratmeter seines Grundstücks vor sechs Jahren "plötzlich wertlos geworden". "Wenn die Gemeinde irgendwann einmal beschließen sollte, das Gebiet im Flächennutzungsplan als Bauland auszuweisen, wäre ich sofort bereit gewesen, es zu verkaufen", bekennt der Unternehmer.
Doch gegen den Schutzstatus eines Biotops kann er nichts machen, musste er erfahren. Zwar hat die Familie Sachse, Eigentümer des Grundstücks ist Vater Klaus, gegen die Biotop-Feststellung im Flächennutzungsplan der Gemeinde erneut Bedenken eingelegt. Aber auch der Gemeinderat musste in der Sitzung konstatieren, dass es nicht möglich ist, dagegen vorzugehen.
"Wir können es nur zur Kenntnis nehmen", meinte Bürgermeister Gert Sauer (FDP) und berichtete von einem weiteren Fall in der Stecklenberger Straße. Dort habe jemand für 38 000 Mark ein Grundstück als Bauland gekauft und als er die Bauvoranfrage stellte, "wurde sie abgeschmettert", weil das Grundstück ein Biotop sei. "Die haben die 38 000 Mark umsonst ausgegeben", stellte Sauer fest und stieß damit bei den Abgeordneten auf Unverständnis.
Die Nutzung der Flächen hat sich verändert, bestätigte Erhard Kachel (SPD). Doch wenn das von Verwaltungsamtsleiter Holger Thiele genannte Naturschutzgesetz des Landes solch einen besonderen Schutz auch für Flächen in den Ortslagen vorsehen, "muss man versuchen, politische Mehrheiten zu finden um solche Dinge zu ändern." Vor elf Jahren hätten die Bürger auch gesagt "Wir sind das Volk", meinte Kachel und forderte , dass sich die Gemeinde nun auch für die Bürger stark machen sollte. Das Gesetz müsse an die veränderten Bedingungen angepasst werden. Der Gemeinderat stimmte schließlich trotzdem mit drei Gegenstimmen und einer Enthaltung dem bloßen "zur-Kenntnis-nehmen" des fehlenden Widerspruchsrechtes des Biotops im Garten der Familie Sachse zu.
Der Abwägung weiterer Bedenken gegen den bereits vor zwei Jahren beschlossenen Flächennutzungsplan - meist hatten Biotopdarstellungen nicht den Vorstellungen des Landkreises entsprochen - wurde entsprechend der Empfehlungen des Verwaltungsamtes zugestimmt. Die Bauleitplanung der Gemeinde kann Gert Sauer zufolge nun dem Regierungspräsidium zur Genehmigung vorgelegt werden. Nach der Genehmigung und Bekanntmachung ist der Plan rechtsverbindlich.