Fischer-Gaudi startet wieder im Morgengrauen

Falkenstein/Harz/MZ. - Traditionell wird am Pfingstwochenende in Reinstedt (Stadt Falkenstein / Harz) zum Vereinsfest eingeladen. Der Höhepunkt dabei: das Grabenfischen, das am Pfingstmontag um 7 Uhr im Mühlgraben startet.

"Grabenfischen hat in Reinstedt eine lange Tradition", weiß Rüdiger Szobries, Schriftführer beim Verein der Grabenfischer. Schon im 16. Jahrhundert begaben sich am dritten Pfingsttag junge Burschen, mit Netzen ausgerüstet, in den Mühlgraben. Die von ihnen gefangenen Fische wie Gründlinge, Ellritzen oder Schmerlen, wurden in der Gemeindeschänke gekocht und unentgeltlich an die Gäste abgegeben. Am Nachmittag erschienen die Mädchen und Burschen, festlich gekleidet, auf dem Platz beim Geiler Hübeler, wo reichlich für frischen Trunk gesorgt war und in freier Natur das Tanzbein geschwungen wurde.

Heute ist das alles ein bisschen anders, sagt Rüdiger Szobries. Die Grabenfischer treffen sich zu morgendlicher Stunde an der Wieselsbrück, um das Fischen zu bereden, ehe sie dann gemeinsam zum Mühlgraben am Witteanger gehen. Im Graben wird dann in Dreierreihen neben- und hintereinander, meist kniend oder fast liegend, versucht, den Fisch mit den Händen zu fangen. Am Ende der Formation sind Fischer, die über Siebe verfügen, darauf bedacht, keinen Fisch nach hinten entwischen zu lassen. Wird ein Fisch gefangen, ertönt der Ruf "Eimer". Nach einer zurückgelegten Strecke von rund 700 Metern sind die Fischer am Ziel. Fischkönig wird, wer den größten Fisch gefangen hat.

Meist durchgefroren und mit blutigen Knien ziehen die Fischer entlang der Selke zum Gasthaus des "Prinzen von Anhalt". Hier wird sich aufgewärmt, gewaschen und umgezogen. Alle bereiten sich auf den Fischerumzug vor, der durch die gesamte Ortschaft bis zur Mehrzweckhalle führt. "Mit ordentlicher Blasmusik, schwingenden Tanzbeinen und einem gelegentlichen Schluck lassen wir den Tag unter dem Motto: ,Wer das Grabenfischen nicht kennt, hat einiges verpennt' ausklingen", so Rüdiger Szobries.