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Firmen der Region Firmen der Region: Spritzteile reisen um die Welt

Von Detlef Horenburg 18.01.2002, 16:00

Quedlinburg/MZ. - In der Produktionshalle ist es hell, sauber und ziemlich leise. Nur das Summen von Motoren und kurzes Zischen verrät, dass nahezu alle 18 Spritzgießautomaten der Nokutec-Kunststofftechnik GmbH dennoch in Betrieb sind. Über Transportbänder purzeln ständig schwarze, braune oder graue Kunststoffteile in Auffangbehälter.

Je nach Art und Ausführung entstehen hier im thermoplastischen Spritzgießverfahren aus bis zu 350 Grad heißer Kunststoffmasse zum Teil komplexe Präzisionsteile mit einem Gewicht von 0,05 bis 260 Gramm. Wie lange solch ein Vorgang dauert und wie viele Teile während eines Arbeitsganges entstehen, hängt schließlich von ihrer Größe und Kompliziertheit ab. "Das ist unterschiedlich, je nach Wandstärke und Gewicht benötigen wir zwischen sieben Sekunden und teilweise über eine Minute", weiß Maschinenbaumeister Torsten Engel. Er gehört mit Diplomingenieur Eberhard Gröhlich als Geschäftsführer der Nokutec Kunststofftechnik GmbH zu den Firmengründern und Inhabern.

Das Quedlinburger Unternehmen hat seit der Wende eine turbulente, aber auch erfolgreiche Geschichte hinter sich. Nokutec ging aus dem einstigen Mertik-Plastteilzentrum im Jungfernhohlweg hervor. Hier wurden seit Ende 1986 technische Kunststoffteile für Programmsteuerungen von Waschmaschinen und Kleintemperaturwächter für Kühl- und Gefriergeräte hergestellt. Während der Privatisierungsphase von Mertik in den Jahren 1992/1993 gab es seitens der neuen Leitung kein Interesse mehr an der Fortführung dieser Abteilung. Das Ende des Plastteilzentrums schien besiegelt, zumal es damals fünf Bewerber gab, die zwar am Erwerb der Immobilie am Jungfernhohlweg interessiert waren, aber nicht an der Fortführung der Kunststoffteilefertigung, sind sich heute beide Geschäftsführer sicher.

So blieben im November 1992 von den einst 16 Mitarbeitern der Abteilung nur Eberhard Gröhlich und Torsten Engel übrig. Gemeinsam beschlossen sie, sich nicht in ihr vermeintliches Schicksal zu fügen, sondern selbst die Initiative zu ergreifen und eine eigene Firma zu gründen. Kurz darauf gab es bereits die ersten Gespräche mit der Berliner Treuhandgesellschaft. Diese gab den beiden Noch-Mertik-Mitarbeitern nach unzähligen Gesprächen schließlich ihre Chance.

Um die vorhandenen Kontakte und Aufträge aufrechtzuerhalten, billigte die Berliner Treuhand ein, dass sie allein die Produktion weiterführten. Parallel zur Schichtarbeit arbeiteten beide intensiv an einem tragfähigen Firmenkonzept. "Die folgenden neun Monate bis zur Privatisierung der Abteilung waren hart", erinnern sich beide Geschäftsführer. So wurden die damaligen zehn Spritzgießautomaten von beiden teilweise rund um die Uhr in Betrieb gehalten. Monatsweise wurden die Arbeitsverträge verlängert, denn Einstellungen durften auf Grund der unklaren Situation nicht erfolgen.

Schnell stellte sich heraus, dass die für den Firmenneustart notwendige Kapitaldecke fehlte. Also suchten sie nach geeigneten Investoren, die ihnen das notwendige Vertrauen entgegenbrachten und ihr Konzept unterstützten. "Wir wissen bis heute noch nicht, wie wir das gepackt haben", blicken die Nokutec-Chefs achselzuckend zurück.

Geeignete und ehrliche Partner fanden die Quedlinburger schließlich in Ralf Friedrichs und Stefan Rath. Als damalige Junior-Chefs, der gleichnamigen 350 Mann-Firma aus dem nordrhein-westfälischen Extertal, wollten sie zusammen mit den Quedlinburgern das unternehmerische Risiko tragen. Gemeinsames Ziel war es, in Quedlinburg einen juristisch eigenständigen soliden Betrieb zu errichten und keine weitere verlängerte Werkbank im Osten Deutschlands zu haben.

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Spritzteile reisen um die Welt - Teil 2