Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Aschersleben Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Aschersleben: Stadtratsvorsitzende von einst und heute erinnern sich

Aschersleben - Einen Kommentar der besonderen Art gab die Kammerphilharmonie Ascania. Denn die Musiker leiteten die Festveranstaltung zum Jahrestag der Deutschen Einheit im Bestehornhaus mit den Hymnen der beiden deutschen Staaten ein: verhalten und sparsam instrumentiert die Hymne der untergegangenen DDR, danach kraftvoll intoniert vom gesamten Orchester die Hymne des gesamtdeutschen Landes.
Für 25 Jahre Arbeit im Stadtrat ist Norbert Ptaszynski mit einer Ehrenurkunde und einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt ausgezeichnet worden. Auf 15 Jahre ehrenamtliche Arbeit im Ascherslebener Stadtrat können auch Detlef Gürth, Horst Hartleib, Andreas Knoche, Dorothee Mücksch, Gerlinde Oertel, Frank Seifert, Lutz Schubert und Axel von der Heyde zurückblicken. 20 Jahre dabei sind Christine Klimt, Regina Koblischke, Heinz Schmidt und Nora Schneider.
Die Festveranstaltung sollte nicht nur ein Vierteljahrhundert deutscher Einheit würdigen sondern auch daran erinnern, dass die Kommunen ihre Geschicke ebenso lange selbst bestimmen. Deshalb war es eine gute Idee, neben dem aktuellen Stadtratsvorsitzenden Thomas Leimbach auch die „Ehemaligen“ sprechen zu lassen. Als Mann der ersten Stunde sprach Norbert Ptaszynski von den anfangs fehlenden Erfahrungen mit der kommunalen Selbstverwaltung. Ausdrücklich erinnerte er noch einmal an die Amtshilfe, die oft aus der Partnerstadt Peine kam und die auch zu dieser Festveranstaltung Vertreter entsendet hatte. „Damals konnten wir noch nicht ahnen, was uns erwartet“, sagte er und meinte damit nicht nur die Länge mancher Sitzung.
Die längste währte, so erinnert er sich, von 13 bis 22 Uhr. In die Amtszeit von Heinz Schmidt fielen so wichtige Ereignisse wie der Umzug des Polizeireviers in die Innenstadt, die Entwicklung des Gewerbegebietes und die hitzig geführten Debatten um das Ballhaus. Dass das Rathaus „beamtenfrei“ bleiben soll, konnten die Stadtratsmitglieder nicht durchsetzen - die entsprechenden Stellen mussten nach einem Einspruch des Oberbürgermeisters am Ende doch ausgewiesen werden. Das persönliche Fazit des langjährigen Stadtrats: „Die meisten Entscheidungen erwiesen sich als richtig“. Das sieht auch Horst Hartleib so. In „seine“ Zeit fiel die Fertigstellung der Laga-Flächen, die letzten Steine seien einen Tag vor Eröffnung angeliefert worden. Die Entscheidung, den Zaun um die Flächen als Schutz vor Vandalismus zu belassen, verteidigt er ausdrücklich.
Der viel diskutierte Zaun kann als Beispiel dafür dienen, dass nicht alle Beschlüsse allen gefallen. „Die Last ungeliebter Entscheidungen haben viele über Jahre getragen“, so Dorothee Mücksch in der Rückschau auf Steuer- und Gebührenerhöhungen. Sie weiß um die Verantwortung, das Große Ganze zu sehen und wie schwer es manchmal ist, Stadtrat zu sein. Sie wünscht den aktuellen und künftigen Volksvertretern Gerechtigkeit und Weisheit in dem Wissen, dass es „die absolute Gerechtigkeit nicht geben kann. Aber das heißt ja nicht, dass man sich nicht darum bemühen muss.“ Thomas Leimbach denkt, dass „wir in den nächsten Jahren vielleicht mehr bewirken müssen, als wir uns heute zutrauen“. Die größte Herausforderung werde darin bestehen, die Stadt für Außenstehende attraktiv zu machen. „In dieser Stadt soll jeder glücklich werden können“, sagt er. Er erinnert an die Kinder der Stadt, die weggegangen sind, um ihr Glück woanders zu suchen. „Dafür kommen nun andere Kinder aus anderen Ländern“, sagt er, und es werde darauf ankommen, das Gemeinsame und nicht das Trennende zu betonen. (mz)