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«Ferkelchen» macht Namen alle Ehre

Von Elfi Schurtzmann 21.10.2004, 17:47

Schackenthal/MZ. - Richard Klodwig junior erzählt, dass es seinen Vater Anfang der 30er Jahre nach Schackenthal verschlagen hat. Das Haus in der Lindenallee war groß genug, um zwei Gewerben Platz zu bieten. Auf der rechten Seite wurde die Bäckerei eingerichtet, auf der linken die Gaststätte. "Als mein Vater 1963 einen Schlaganfall erlitt und die Bäckerei nicht mehr weiterführen konnte, haben wir den Laden verpachtet. Meine Mutter hat die Wirtschaft erst privat, später in HO-Kommission betrieben", erinnert sich Klodwig. Als Mutter Klodwig dann ihren wohl verdienten Ruhestand antrat, übernahmen Christa und Richard, der 1986 geheiratet hatte, die Gaststätte. Für die junge Frau, die in Güsten in der Gastronomie großgeworden ist, war dies keine Hürde, wie sie berichtet.

Mit der Wende 1989 / 90 kamen auf die Klodwigs auch die ersten Veränderungen zu, die der Familie so einige schlaflose Nächte bescherten. Die HO gab es nun nicht mehr und die Behörden erließen Auflagen für einen Weiterbetrieb. "Diese Auflagen konnten wir einfach nicht erfüllen. Sowohl im Küchen- als auch im Sanitärbereich hätten wir in Größenordnungen investieren müssen", beschreibt Frau Klodwig die Situation.

So entschloss sich die Familie, das Lokal für ein Jahr zu schließen. Man gewann Zeit, um alles nach und nach so herrichten zu lassen, dass es einer Kontrolle standhalten konnte. Parallel zum Gaststättenbetrieb hatte Christa Klodwig 1990 einen so genannten Tante-Emma-Laden eröffnet, wo sie Waren des täglichen Bedarfs anbot.

Doch der erhoffte Boom blieb auch hier aus. Nach vier Jahren, 1994, schloss sie den "Miniladen" schweren Herzens wieder, weil die Geschäfte schlecht gingen und die Schackenthaler über Land zum Einkauf fuhren oder die mobilen Händler nutzten, um sich zu bevorraten, blickt Christa Klodwig etwas traurig zurück.

Nach der Umbauphase wurde im August 1994 Wiedereröffnung der Gaststätte gefeiert. Und wie kam es zu dem Namen "Ferkelchen", denn früher war es doch die "Linde", oder? "Ja, das ist richtig. Wie der Name eigentlich entstanden ist, weiß ich heute nicht mehr so genau", sagt Richard Klodwig, der seiner Frau unter die Arme greift. Das Geld sitzt bei den Leuten nicht mehr so locker. So blieb Richard Klodwig kein anderer Ausweg, als sich vor zwei Jahren arbeitslos zu melden. Aber wenn seine Frau ihn braucht, ist er zur Stelle und hilft, wo er kann. Die Gaststube mit ihren 30 Plätzen macht dem Namen "Ferkelchen" alle Ehre. Überall, wo man hinschaut, sitzen die rosaroten Schweinchen. Es ist keineswegs kitschig, aber lustig anzusehen. Das hinter dem Gastraum liegende "Jagdzimmer" verfügt noch einmal über 40 Plätze. Platz für Familienfeiern aller Art bietet die Wirtschaft und auch an Ruhetagen, vorherige Absprachen erbeten, stehen die Wirtsleute gern für ihre Gäste am Tresen, versichert die Chefin, die in ihrer Freizeit gern mit der Familie Radtouren in die nähere Umgebung unternimmt. Und wer lieber zu Hause feiern möchte, den versorgt Christa Klodwig mit dem Partyservice. Alles, was dazu gehört, werde auch nach Hause geliefert, sagt die Chefin.

Überhaupt ist den Klodwigs die Familie sehr wichtig. Tochter Andrea wohnt mit ihrem Mann und den zwei Kindern auch in Schackenthal. Brauchen die Eltern Hilfe, sind die jungen Leute zur Stelle, freuen sich die Großeltern. "Das war so, als wir in diesem Sommer unser Zehnjähriges gefeiert haben. Weihnachten und zum Jahresausklang werden sie uns unterstützen", hofft Christa Klodwig.

Dass sich die Gäste im "Ferkelchen" wohl gefühlt haben und ihnen das Essen, auf Wunsch gibt es auch schon mal Spanferkel, geschmeckt hat, das kann man im Gästebuch, das die Klodwigs, wie eingangs erwähnt, bei Renovierungsarbeiten gefunden haben, nachlesen.