Feierlichkeiten in Warnstedt Feierlichkeiten in Warnstedt: Gewässer-Pflege mit Brüssler Musik
Warnstedt/MZ. - Petra Wernicke steht unter (Termin-)Druck, ein Krisengespräch jagt das andere. "Nitrofen fordert mich im Moment", gestand Sachsen-Anhalts neue Landwirtschafts- und Umweltministerin, als sie mit 20-minütiger Verspätung das Warnstedter Schützenhaus "Zum Jordan" erreichte.
Der Saal war mit kommunalpolitischer Prominenz gefüllt. Landräte und viele Bürgermeister, aber auch Landwirte, Forstbeamte und Wasserwirtschaftler wollten mit der CDU-Politikerin das zehnjährige Bestehen des Unterhaltungsverbandes Selke/Obere Bode feiern.
Nicht nur für die Verbandsgründer ist Wernicke eine "alte" Bekannte: Im September 1991 hatte die gebürtige Ascherslebenerin erstmals das damalige Landesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten übernommen - zwei Monate später wurde per Gesetz die Bildung jener Verbände initiiert, die fortan für Pflege und Ausbau der (Fließ-)Gewässer 2. Ordnung verantwortlich waren.
Im Frühjahr 1992 formierte sich der Unterhaltungsverband Selke/ Obere Bode, der Warnstedter Bürgermeister Günter Freist leitete den Gründungsausschuss und wurde am 3. Juni 1992 - im Rahmen der ersten Mitgliederversammlung - zum Verbandsvorsteher gewählt. Warnstedt wurde auch erster Verwaltungssitz des Verbandes, bevor die Geschäftsstelle zwei Jahre später nach Quedlinburg umzog. Freist ist seit Mai 1995 zudem Vize-Präsident des in Hannover residierenden Wasserverbandstages, der für Bremen, Niedersachsen und für Sachsen-Anhalt zuständig ist. Kein Wunder, dass Warnstedts Gemeindeoberhaupt nun auch Gastgeber dieser Jubiläumsfeier war.
"Sie leben in geordneten Verhältnissen", teilte Wasserverbandstag-Präsident Leenert Cornelius den Anwesenden mit. Und meinte vor allem den "sparsamen, effektiven Umgang" mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Seit 1996 sind die Verbandsbeiträge stabil, der Hebesatz von damals zehn Mark je Hektar musste bis heute nicht mehr erhöht werden. "Das ist eine ganz enorme Leistung", lobte Cornelius.
Die vom Verband betreuten Fließgewässer hätten eine Gesamtlänge von 631 Kilometer und eine Einzugsfläche von 83 000 Hektar, zwei Drittel entfielen auf den Landkreis Quedlinburg, weiß Landrat Wolfram Kullik (SPD). Das Sichern eines reibungslosen Wasserabflusses sei auch für den Hochwasserschutz von herausragender Bedeutung, zudem bemühe sich der Verband um die Ökologisierung der Gewässer.
Ökologische Aspekte werden im Zusammenhang mit der Durchsetzung von EU-Rahmenrichtlinien und der Entwicklung eines europaweiten Gewässer-Verbundsystems künftig eine weit größere Rolle spielen, kündigte Wernicke an. Und nannte eine "Entkoppelung von Auen" und die Schaffung naturnaher Seitenräume. "Die Musik kommt aus Brüssel", fasste Cornelius zusammen. Sie wird auch dem Unterhaltungsverband Selke/ Obere Bode neue Aufgaben bescheren, ahnt Freist.