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Fachhochschule Polizei Fachhochschule Polizei: Angehende Polizisten können sich bewerben

Von uwe kraus 07.02.2014, 20:10
Vadim Guzikov fängt im März das Studium an der Fachhochschule Polizei in Aschersleben an.
Vadim Guzikov fängt im März das Studium an der Fachhochschule Polizei in Aschersleben an. gehrmann Lizenz

aschersleben/MZ - Vor zwei Jahren reihte sich der heute 23-jährige Vadim Guzikov schon einmal in die Schar jener ein, die ein Studium an der Fachhochschule Polizei am Stadtrand von Aschersleben beginnen wollten. „Ich bin mit dem Leipziger Abitur in der Tasche quasi aus dem Kalten zum Eignungstest angereist.“ Er gehörte zu jenen Bewerbern, die nicht durchkamen. „Zwei Jahre später gibt es dann eine neue Chance“, erklärt Kriminalhauptkommissarin Kirsten Försterling, Dezernatsleiterin Auswahldienst/Berufsinformation der Fachhochschule.

Nicht ohne Vorbereitung möglich

Vadim Guzikov denkt, dass der Test so ganz ohne Vorbereitung nicht zu schaffen ist. „Wer so ein Verfahren noch nie durchlaufen hat, für den wird es verdammt schwer.“ Er hat die Zwischenzeit gut genutzt. „Es gibt spezielle Bücher, mit denen man sich vorbereiten kann“, erläutert der Noch-Student der Mathematik an der TU im sächsischen Freiberg, der zum 1. März an die Ausbildungseinrichtung nach Aschersleben wechselt. Schließlich bestand er vor drei Monaten den Eignungstest und wird in der Laufbahngruppe II, 1. Einstiegsamt, wie es im Behördendeutsch heißt, an der Fachhochschule der Polizei ein dreijähriges Studium mit dem Ziel, als Polizei-Kommissar ins Berufsleben einzusteigen, aufnehmen. „Mathe war immer Plan B, mein Traum immer der Polizeidienst.“ Wenn es klappt, will er später zur Kriminalpolizei oder in die Landesbereitschaftspolizei. Mit ihm beginnen im kommenden Monat 63 junge Frauen und Männer einen neuen Lebensabschnitt.

Mit Migrationshintergrund

Sein Name verrät, die familiären Wurzeln von Vadim Guzikov liegen nicht in Deutschland. „Als ich neun Jahre alt war, zogen wir nach Deutschland. Ich komme aus Aserbaidschan, meine Muttersprache ist Russisch. Die habe ich auch bis hin zum Abitur-Leistungskurs gepflegt. Zu Hause spreche ich mit meinen Eltern auch Russisch.“

Unterdessen läuft sein Einbürgerungsverfahren. Doch ein Bewerber mit Migrationshintergrund bei der Polizei? Noch nicht überall in Deutschland sind nach seinen Erfahrungen die Zugangsbedingungen so gut wie in Sachsen-Anhalt, wo man dabei eine Vorreiterrolle einnimmt und, vom Innenministerium initiiert, offen um solche jungen Menschen wirbt.

„Wie viele Bewerber mit Migrationshintergrund zur Polizei im Land wollen, wird nicht erfasst. Sie absolvieren wie alle anderen das Aufnahmeverfahren und werden genauso behandelt wie sie“, erklärt Kriminalhauptkommissarin Kirsten Försterling.

Zahlen können täuschen

Die Dezernatsleiterin zählt zur Einstellung zum 1. September immer so 900 Bewerber für die Laufbahngruppe II und 700 für die Laufbahngruppe I, zum 1. März etwa 500. „Wir sind schon gut gesegnet mit Bewerbungen. Die Zahlen klingen mordsmäßig, aber schnell halbiert sich das ohne unser Zutun durch Nichterscheinen oder Nichtausfüllen von Unterlagen. Da spüren wir schon, wie intensiv der Wunsch verfolgt wird, Polizeibeamter zu werden.“ Später bei den Tests erkenne mancher Bewerber, dass es doch nichts für ihn sei. Im ersten Testteil gibt es ein Deutsch-Lückendiktat, am Computer einen Intelligenzstrukturtest, in dem es quer durch alle Gebiete geht und die Sportprüfung. „Die ist der leichteste Teil“, denkt Kirsten Försterling. „Weil da ganz klar Jahre zuvor bekannt ist, was da an Disziplinen mit Werten und Noten erwartet wird. Viele unserer künftigen Studenten trainieren lange darauf hin. Einige besuchen unsere Tage der offenen Tür, um sich gezielt sportlich zu testen.“ Viele Jugendliche kommen schon rechtzeitig, um sich mit den Eignungskriterien und -tests vertraut zu machen. Das letzte Wort spricht später der Polizeiärztliche Dienst.

Großteil der Bewerber aus Sachsen-Anhalt

Die Beamten auf Widerruf, Frauen wie Männer, die ihre Polizei-Ausbildung oder das Studium in Aschersleben absolvieren, stammen meist aus acht bis zehn verschiedenen Bundesländern. „Der Großteil sind aber schon Landeskinder“, weiß Kirsten Försterling. Diese verfügen über klare Vorstellungen und die entsprechende Einstellung, so dass sie beinah 100-prozentig ihre Ausbildung abschließen. Zwar gibt es keine Übernahme-Garantie, aber momentan sei der „Einstellungskorridor“ so, dass sich keiner der jungen Leute um die Zeit danach sorgen müsse.

Bei Dezernatsleiterin Försterling liegen unterdessen schon wieder neue Unterlagen. „Das Verfahren für beide Laufbahngruppen zum 1. September, wo wir es erfahrungsmäßig wieder mit sehr vielen frischen Schulabgängern zu tun bekommen, läuft. Aber auch für die Einstellung zum 1. März 2015 werden schon Bewerbungen angenommen.“ Das Team um Kirsten Försterling begibt sich immer wieder zu Veranstaltungen vor Ort, berät in den Arbeitsagenturen und auf vielen Berufsmessen. „Wenn Schulen es möchten, kommen wir rausgefahren. Im Stephaneum sind wir traditionell einmal im Jahr zu Gast.“ Wichtig sei, den Mädchen und Jungen das Berufsbild des Polizeibeamten in dessen ganzer Breite vorzustellen. Schließlich sollen sie rechtzeitig wissen, was sie erwartet: Ein abwechslungsreicher Beruf, der die ganze Frau und den ganzen Mann fordert.