Wie bei "Bares für Rares" Experten bewerten im Ascherslebener Museum private Schätze

Aschersleben - Der immaterielle Wert eines Familienerbstücks kann viel höher sein als der tatsächliche. Diese Erfahrung bestätigte sich für Manuela Rockmann im städtischen Museum Aschersleben. Mitgebracht hatte die junge Frau ein Stillleben, das von einem vergoldeten Holzrahmen umgeben war. „30 Jahre hing das Bild bei meinen Großeltern über dem Esstisch; nun hängt es bei mir“, erklärte sie dem Auktionator vom Auktionshaus Breitschuh in Quedlinburg, Henry Thurisch, und dem Antik- und Trödelkenner Bernd Hübner.
„Es ist auch kein Gemälde, sondern ein Druck“, nahm Hübner die Lupe zur Hand und zeigte auf verräterische Druckpunkte. „Hängen bleibt es trotzdem“, meinte die Frau und machte schnell Platz für den nächsten.
Ascherslebener Museum: Experten schätzen antike Stücke
Rudi Krake aus Oppin hatte extra zum Schätzen der privaten Schätze einen Zinn-Krug mitgebracht. Vielleicht ist er wertvoll, hegte der 80-Jährige eine schwache Hoffnung. Der Krug samt Deckel enthielt sogar mehrere Initialen. Oben auf dem Deckel ein „M. C.“ und auf dem Krughals ein „B. H.“.
Hübner suchte aber vergeblich nach einem entscheidenden Detail, das nicht vorhanden war: dem Stempel beziehungsweise einer Prägung, die Aufschluss über Hersteller und Stadt gab. Das war damals üblich.
Üblicherweise fand sich dieser Stempel auf der Unterseite des Bodens. Doch dort fand Hübner in diesem Fall nichts. „Hier, schauen sie“, zeigte Thurisch auf die im Vergleich zum übrigen Zinn viel zu helle Unterseite des Kruges. Womöglich, schätzten die beiden Experten, wurde der Boden bereits einmal ausgetauscht.
Zinngefäß aus dem 18. Jahrhundert: Mehr ideeller als monetärer Wert
Das wäre bei einem Krug aus dem 18. Jahrhundert wohl nicht weiter verwunderlich. Auch wenn der Wert weit unter 50 Euro für das Zinngefäß liegt, stehe fest: Der Krug bleibt bei Krakes. Denn es ist ein Erinnerungsstück an die älteste Gaststätte in Halle, die Gosenschänke. Von dort bekam die Familie das Utensil.
Auch eine Familie aus Groß Schierstedt kam mit Hoffnung auf wertvolle Löffel. Kenner sprechen von Spatenlöffeln. Die von Familie Plath stammen aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. In schlichter Machart wurden dort die Geburtsdaten der Kinder als Stichelgravur verewigt. „Das waren Taufgeschenke“, erzählte Thurisch den Interessenten.
Zu den wertvollsten Stücken, die die beiden Experten zum Denkmalstag begutachten durften, zählten goldene Taschenuhren aus dem Jahr 1900 und 1890. Allein der Goldwert hätte bei einer Uhr rund 400 Euro betragen. Wertmindernd kommen No-Name-Produkte und Beschädigungen daher. „Der Sammler von heute“, setzte Hübner an, „möchte Historisches am liebsten in nagelneuem Zustand“.
Museum Aschersleben: TV-Sendung „Bares für Rares“ beschert mehr Kunden
Bei Sammlern seien derzeit militärische Sachen wie etwa Pickelhelme beliebt oder aber Schmuck im Jugend- und Art-Deco-Stil sowie Uhren namhafter Hersteller wie etwa IWC oder Glashütte. Thurisch und Hübner nutzten die Stippvisite im Ascherslebener Museum aber auch mit dem Hinweis, dass die Antikkenner keine Allwissenden sind.
Sendungen wie „Bares für Rares“ hätten ihnen zwar einen regen Kunden-Zulauf beschert. Nichtsdestotrotz „können auch wir nicht alles wissen“, verwies Henry Thurisch auf einen trügerischen Eindruck, den die Sendung vermittele. Denn die „Experten“ hätten gewiss einen langen Vorlauf, meinte Thurisch und wird außerdem mit bereits vorhandenen Informationen der Besitzer „beliefert“. (mz)
