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Existenzgründung mit Hindernissen Existenzgründung mit Hindernissen: Kreis schließt «Das etwas andere Antiquariat»

Von Kerstin Beier 05.12.2003, 18:29

Aschersleben/MZ. - Die Begründung? Fast zwei Seiten lang. Das Fazit daraus: Bernd Malcherek hat keine baurechtliche Genehmigung für ein Antiquariat beantragt. Mit anderen Worten: Was laut Bauantrag Arbeitszimmer und Flur sein soll, nutzt Bernd Malcherek gewerblich. Anderen Bauherren gegenüber sei es ungerecht - so heißt es im Schreiben sinngemäß - würde das Amt hier nicht einschreiten. Und: Das als Antiquariat genutzte Gebäude entspricht nicht den geltenden Brandschutzbestimmungen. So sei zu befürchten, dass Besucher zu Schaden kommen könnten, wenn sie Bücher kaufen oder eine Lesung besuchen.

Bernd Malcherek fühlt noch immer einen Kloß im Hals. Mit dem Antiquariat wollte er sich eine Existenz aufbauen, was mühsam genug sei. "Die reden gar nicht mit einem, beraten und erklären nicht, sondern machen einem gleich den Laden dicht. Ohne Vorwarnung." Dass man neben der Gewerbegenehmigung - die er ja hat - auch eine Nutzungsänderung beantragen muss, war ihm neu. Und was den Brandschutz betrifft, da hätte er mit sich reden lassen, sagt er. Mit dem Schreiben der Verwaltung fühlt er sich jedenfalls in eine kriminelle Ecke gestellt - gerade so, als hätte er billigend in Kauf genommen, dass seine Kunden zu Schaden kommen könnten. "Sollte es hier wirklich brennen, ist die Ausgangstür zwei Meter neben dem Verkaufsraum. Der Flur hat Steinfußboden, und das Fenster liegt einen Meter über dem Erdboden", meint Malcherek kopfschüttelnd. Seine Freundin Susanne Drexhage-Leisebein hat noch etwas anderes festgestellt: "Die Sprache der Verwaltung ist eine ganz andere als die des Bürgers. In den Ämtern fehlt manchmal das Gefühl dafür, was sie mit ihrem unsensiblen Vorgehen anrichten. So etwas hat doch eine abschreckende Wirkung auf diejenigen, die sich engagieren wollen."

Inzwischen hat es ein Gespräch in der Verwaltung gegeben: Mit dem Ergebnis, dass der Existenzgründer zwar einen Antrag auf Umnutzung stellen kann. Die Lesungen allerdings werden versagt bleiben. Dies jedoch bringt das Geschäftskonzept ins Wanken: "Ohne die Lesungen geht es nicht." Hinzu kommt, dass ihm die Förderung gestrichen wird, wenn er nicht ganz schnell irgendwo anders wieder aufmacht.

Ein neuer Laden ist gefunden, am kommenden Donnerstag wird Eröffnung sein. Die Miete, die er dort zahlen muss, macht es ihm schwerer, überhaupt einen Gewinn zu erzielen - mit alten Büchern sind keine Reichtümer anzuhäufen. Aber der engagierte Malcherek sieht keine andere Wahl: entweder weitermachen oder zum Arbeitsamt gehen. Traurig ist er trotzdem, denn "das schöne, gemütliche Ambiente, das wir hier hatten, ist futsch. Ich bin mir sicher, dass manche Leute nicht wollen, dass hier was ist", meint er bitter. Deutlicher wird er nicht und winkt ab. Ist jetzt aber doch froh, dass ihn seine Freunde davon abgehalten haben, "die ganze Stadt zu plakatieren".