Emotional und mit Schwung
ASCHERSLEBEN/MZ. - Katrin Tietzel (Sopran), Claudia Selisko-Lättig (Alt), Reinhard Malenke (Tenor, Klavierbegleitung, Einstudierung), Frank Selisko (Bass) und Thomas Wiesenberg (Bariton und Klaviersolo) boten wieder ein abwechslungsreiches Programm mit feinen dynamischen Abstufungen, großen Emotionen und voll sprühenden Temperaments.
Einige musikalische Kostbarkeiten konnten die Musikfreunde an diesen Konzertabenden für sich entdecken: die selten gesungenen, wunderschönen Lieder von Josef Haydn und die Duette und Sololieder von Robert Schumann, eine Hommage an den Komponisten, der vor 200 Jahren geboren wurde und dessen Werke im Jahre 2010 immer wieder in den Konzertsälen der Welt erklingen werden. "Die Lotosblume ängstigt sich vor der Sonne Pracht, und mit gesenktem Haupte erwartet sie die Nacht", berührende Texte mit schlichten, wunderbaren Melodien hinterließen einen tiefen Eindruck bei den Konzertbesuchern. Bei den von Kantabilität und intensiver Musikalität durchzogenen Interpretationen solcher Titel wie "Wünsche der Liebe", "Beredsamkeit" und "Lob der Faulheit" trug jeder einzelne der fünf Sänger gleichermaßen zum Gelingen des Liedvortrages bei.
Mit einer Meisterleistung bei der technischen Bewältigung Bachscher Musikstrukturen auf dem Klavier wartete Reinhard Malenke auf, wobei die Zuhörenden ihren besonderen Spaß an der szenischen Gestaltung der Arien aus der Kaffeekantate hatten, in der Katrin Tietzel und Frank Selisko nicht nur sängerische, sondern auch schauspielerische Glanzleistungen erbrachten. Zu einem Bravourstück gestaltete sich auch die Arie des Pan aus der Bachkantate 201, die sowohl dem Sänger als auch der Klavierbegleitung absolute Perfektion und schnellste Reaktionen abverlangte. Ein besonderer Höhepunkt am Ende des ersten und zu Beginn des zweiten Programmteiles wurde die Interpretation der Filmmusik aus dem Filmepos "Stolz und Vorurteil".
Beeindruckend subtil zelebrierte Thomas Wiesenberg die Tonschöpfungen von Dario Marianelli und zauberte Klänge mit einem nahezu unbegrenzten Gehalt an Farben und Tiefen, Klänge, die verführten, verhießen, befreiten, verlockten, flüsterten und jubelten, und denen man noch lange hätte lauschen können. Und obwohl zu vorgerückter Stunde das Sandmännchen (Ost) und zum Ausgleich das Sandmännchen (West) auf dem Wölkchen angeflogen kamen und der Abendsegen aus Engelbert Humperdincks "Hänsel und Gretel" erklang, zeigten die Ascherslebener Musikfreunde noch keinerlei Müdigkeit.
Sie ließen sich bereitwillig nach Surabaya, zu den Capri-Fischern und in die Kirche Santa Lucia entführen, bis es nach fast zwei Konzertstunden hieß "... aber jetzt ist wirklich Schluss!"