Einkaufsmeile in Aschersleben Einkaufsmeile in Aschersleben: Gähnende Leere in der Breite Straße

aschersleben/MZ - Die Breite Straße von Aschersleben könnte die ultimative Einkaufsmeile sein. Prachtvolle Gebäude künden vom Wohlstand früherer Generationen. Doch mit dem Wohlstand der heutigen scheint es nicht so gut bestellt. Ein Laden nach dem anderen macht dicht, zurück bleiben leere Schaufenster mit Botschaften wie „Miet mich“ und „zu vermieten“. Besonders im unteren Bereich, am Übergang zur Wilhelmstraße, zeigt sich ein trauriges Bild. Der Bierladen an der Ecke ist raus. Ein linierter Zettel im Fenster informiert über einen Umzug in den Halken. Das repräsentative Gebäude gegenüber: leer. Das gleiche Bild am Eingang zur Promenade. Zwei Geschäfte nebeneinander suchen hier einen neuen Mieter. Schräg gegenüber war bis vor kurzem ein Klamotten-Laden. Jetzt sind die Fenster grün verhangen. Der Holzspielzeug-Händler ist raus, der vietnamesische Gemüsehändler ebenso, und auch das russische Café hat sich offenbar nicht halten können. Genauso wenig wie der Tattoo- und der Handyladen gleich nebenan. Die seit langem leer stehenden Räume, in der vormals die Dresdner Bank residierte, haben bisher keinen neuen Mieter gefunden. Weiter oben wird es etwas erfreulicher. Immerhin sind Stempel-Reinäcker, Wermuth und das Café am Gewandhaus wieder belebt. Dafür ist das große Schuhgeschäft (ehemals Quenzel) schon wieder ausgezogen. Auch ein Nachfolger für den Glasbläser hat sich noch nicht gefunden.
Im Rathaus ist man sich des Problems bewusst, „auch wenn wir in Sachen Vielfalt und Qualität immer noch ganz gut aufgestellt sind“, findet Oberbürgermeister Andreas Michelmann. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt hält er für begrenzt, dennoch gebe es einige Stellschrauben. Dazu gehört zum Beispiel die Verkehrsführung. „Daran müssen wir was ändern“, sagt er, und offenbar seien auch die Parkplätze nicht gut genug ausgeschildert.
Martin Lampadius, Chef der Kaufmannsgilde, hat eine weitere Erklärung: „Das Internet ist nicht gerade der Freund der kleinen Städte“, sagt er und appelliert indirekt an das Nachdenken über das eigene Kaufverhalten. Seiner Meinung nach stimmt jeder mit seiner Kaufentscheidung darüber ab, in welcher Stadt er leben will. Darüber, ob es auch künftig noch einen attraktiven Ladenmix gibt, der zum Bummeln in der Innenstadt verführt und die Wohnqualität steigert.
In diese Richtung zielt auch die Aufkleber-Initiative von Günter Weihrauch, der ein Glas- und Porzellangeschäft betreibt. Die Kaufmannsgilde hat den gelben Aufkleber mit dem Slogan „Geh nicht fort, kauf hier im Ort“ überarbeitet. Für 2,50 Euro kann man ihn im Geschäft von Weihrauch erwerben. Mitglieder der Gilde bekommen ihn kostenlos. Doch das Interesse daran ist für Weihrauch enttäuschend. Bisher sind es sehr wenige Geschäfte, die sich der Initiative angeschlossen und eins der gelben Teile an ihre Ladentür gepappt haben. Auch seine Verkäuferin findet das schade. „Es wäre schön, wenn jeder so einen Aufkleber an der Tür hätte. Da würde man eine Einigkeit bei den Händlern sehen“, sagt Doreen Bertram.
Dass so viele Geschäfte so schnell wieder aufgegeben werden, liegt laut Weihrauch aber nicht nur am Einkaufsverhalten, sondern auch an den hohen Kosten. „Wenn man Besitzer der jeweiligen Immobilie ist, mag es noch gehen. Wenn nicht, wird es schwierig.“ Er selbst sieht zu, dass er möglichst alles in Aschersleben kauft. „Was ich hier kriege, kauf ich hier“, sagt er.
