Weihnachten in der Ferne Eine Gaterslebenerin als Au pair in Kanada
Weihnachten 7.222 Kilometer entfernt von Zuhause. Linda-Sophie Gebbert erzählt, wie ihr Heiliger Abend ablaufen wird und was ein Au-pair-Jahr bringt.

Gatersleben/Alberta/MZ - „Vor drei Wochen ging mein Flug. Ich bin das erste Mal allein geflogen. Da habe ich gewusst, jetzt geht es los. Ich musste auch einmal umsteigen. Das war schon das erste Abenteuer. Ich war nur aufgeregt und habe versucht, nichts zu vergessen“, erzählt Linda-Sophie Gebbert aus Gatersleben. Sie absolviert derzeit ein Au-pair-Jahr in Alberta, Kanada. „Ich fand das Land so interessant. Vor allem die Natur ist so wunderschön. Es liegt auch viel Schnee und Menschen gibt es auch viel weniger, das ist auch nicht so schlecht“, begründet Linda schmunzelnd ihre Wahl.
Bei einem Au-pair-Jahr wohnt man bei einer Gastfamilie. „Man passt auf die Kinder auf und bekommt im Gegenzug Essen freigestellt und auch ein wöchentliches Taschengeld.“ Nebenbei könne man sich auch für Seminare in der Gegend anmelden und, wenn es klappt, sogar zur Schule gehen.
Guten Draht zur Familie
Einige Wochen ist Linda nun schon in Kanada und bis jetzt gefällt es ihr sehr. „Es ist nicht so, als würde es mich nicht manchmal müde machen, auf sechs Kinder aufzupassen, aber ich genieße es trotzdem“, erzählt Linda am Telefon. „Man baut ja auch eine Bindung zu den Kindern auf. Das ist etwas Besonderes. Wir waren schon alle zusammen bei einem Farm-Event und zusammen Urlaub gemacht haben wir auch schon.“
Die 18-Jährige versteht sich schon sehr gut mit ihrer Gastfamilie. „Das ist auch wichtig! Man lebt ja zusammen. Es ist wichtig, dass man sich wohlfühlt und man jemanden hat, mit dem man reden kann“, erklärt sie. „Die Kinder und ich haben einen guten Draht zueinander, auch wenn man mal etwas strenger werden muss.“
Besonders hat es die Gaterslebenerin, die in Aschersleben ihr Abitur abgelegt hat, gefreut, dass sie sogar die Großeltern der Familie kennenlernen durfte. „Das ist so schön, wenn man gleich mit eingebunden wird.“ Ein Grund für ihr Auslandsjahr war, dass sie nicht genau wusste, was sie später studieren will. Das Reisen hingegen schwebte ihr schon länger vor. „Ich habe auch vor, nach meinem Auslandsjahr noch alleine etwas zu reisen. Ein, zwei Länder habe ich da auch schon im Kopf, die ich gerne sehen möchte.“ Welche, verrät Linda noch nicht.
Vorliebe für Arbeit mit Kindern
Als Linda also die Idee kam, ins Ausland zu gehen, wusste sie schnell, dass es ein Au-pair-Jahr werden soll. „Durch meine Arbeit im Kirchenkreis Egeln habe ich schon immer viel mit Kindern gearbeitet.“ Neben dieser Vorliebe gab es noch weitere Gründe, die die Abiturientin von ihrem Abenteuer überzeugt haben. „Ich habe früher immer Videos von Youtubern geschaut, die ein Au-pair-Jahr gemacht haben, das hat mich schon immer total begeistert.“ Vor einem Jahr hat Linda ihren Wunsch dann schließlich ihren Eltern unterbreitet.
„Man muss sich natürlich bewusst sein, dass man seine Familie für einen längeren Zeitraum nicht sieht“, erklärt Linda. Auch Weihnachten wird sie dieses Jahr ohne ihre Familie verbringen müssen. „Weihnachten wird hier natürlich anders ablaufen“, so die 18-Jährige. „Heiligabend ist hier auch nicht so wie in Deutschland. Es ist eher so ein ruhiger Tag, wo man alles für den 25. vorbereitet. Geschenke gibt es nämlich erst am 25. Dezember – morgens sozusagen, gleich nach dem Aufstehen.“
Sprache und Kultur kennenlernen
Der Austausch sei einer der großen Vorteile eines Auslandsjahres. „Man kann seine Sprachkenntnisse verbessern, eine andere Kultur kennenlernen und im Gegentausch der Gastfamilie die eigene Kultur näher bringen“, so Linda.
Etwas ist ihr schon in den ersten Wochen aufgefallen: „Die Menschen hier sind wirklich sehr nett. Das ist schon richtig typisch kanadisch. Jeder ist total aufgeschlossen. Als ich mein Visum am Flughafen abgeholt habe, habe ich mich zum Beispiel noch sehr gut mit dem Polizisten unterhalten“, erzählt sie.
Eine Komplikation war der Anmeldeprozess, wie Linda zugibt. „Das Visum zu beantragen hat länger gedauert und auch die Familiensuche war schwieriger als gedacht“, offenbart die Abiturientin. Insgesamt habe ihre Anmeldung ein halbes Jahr gedauert.
„Ich kann trotzdem jedem ans Herz legen, ein Auslandsjahr, auch in Form eines Au-pair-Jahres, zu machen. Das sind ganz besondere Erinnerungen, die für immer bleiben. Ich weiß jetzt schon, dass ich nie vergessen werde, wie ich in dieses Flugzeug gestiegen bin.“