Ein Standesamt voller Bräute
Aschersleben/MZ. - Denn ganze elf Brautpaare, eins hübscher als das andere - die Frauen zumeist in weißen und cremefarbenen Kleidern, die Männer chic im Anzug - versammelten sich genau dort.
Massenhochzeit in Aschersleben, ein plötzlicher Hochzeitsboom, Brautmodenschau der anderen Art? Weder - noch. Verheiratet sind die Eheleute allesamt schon länger, ob nun über 20 Jahre, zwei Jahre oder erst zwei Wochen. . . Doch egal, wie lange der schönste Tag im Leben auch zurückliegt, "Hauptsache verheiratet" ist das ausschlaggebende Kriterium, um auf dem von Peggy Jacobi ins Leben gerufenen Hochzeitsball tanzen zu dürfen. Viel zu schnell vergehe der Tag aller Tage, den die eigentlichen Hauptakteure oftmals gar nicht so richtig genießen könnten angesichts des Trubels, erläutert die Organisatorin den Hintergrund ihrer Idee. Das originale Hochzeitsoutfit zu tragen sei kein Muss, betont sie, nur ein i-Tüpfelchen.
Bevor es für die Paare hinaus in die Villa Westerberge ging, wo die rauschende Ballnacht nunmehr zum dritten Mal stattgefunden hat, wurden 16 schneeweiße Tauben in den Himmel entsandt. "Zurückgekommen sind die bisher immer", meint Wolfgang Schmidt vom gleichnamigen Blumenladen, der seine Vögel auf Wunsch zu Feierlichkeiten wie Hochzeiten in die Lüfte steigen lässt.
Doch der Überraschungen nicht genug, zogen alle um - ins Standesamt. "Nach einer gewissen Zeit entscheiden sich die meisten Paare für die verbindlichere Form des Zusammenlebens", weiß Standesbeamtin Petra Witzel, die in Zusammenhang mit der Ehe von einer "Entdeckungsreise" sprach, einer "schönen Aufgabe", gleichzeitig aber "großen Herausforderung".
Hannelore und Erich Brink, die diese seit fast 15 Jahren meistern, währenddessen Höhen und Tiefen durchlebten, ehrte sie besonders. Beide sind zum zweiten Mal verheiratet, haben in die Ehe je zwei Kinder mitgebracht. "Jede Liebe hat einen Anfang, manche auch ein Ende, niemand weiß das besser als ihr", wandte sich Marcus Olewicz, Sohn der Patchworkfamilie, an das Ehrenpaar. Eine zufällige Begegnung am Arbeitsplatz brachte die neue Liebe - "eine mit Belastungen" - ins Rollen. Gerechnet haben die Brinks nicht mit der Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wurde; genauso wenig wie mit der Anwesenheit ihres Sohnes, der mit halbem Fuß eigentlich schon im Urlaubsflieger nach Gran Canaria stand.
Es ist die Atmosphäre, die das Paar am Hochzeitsball schätzt, "wir haben nur innerhalb der Familie geheiratet", genießen sie nun das rauschende Fest im größeren Rahmen. Für einen Abend mal wieder "den eigenen Hochzeitstag aufleben lassen und in Erinnerungen schwelgen" Alexandra und René Schulz aus Mehringen. Geheiratet haben sie in Gernrode am 9.9.1999, ein markantes Datum, "damit er es auch ja nicht vergisst", lächelt die Braut.