Ein kurzer Blick in das Paradies
SCHNEIDLINGEN/MZ. - Trotzdem ist es schwierig. Selbst mit geschlossenen Augen ist es kaum möglich, sich das Nichts vorzustellen. Doch so soll es gewesen sein. In der Schöpfungsgeschichte. Die Schaffung des Universums aus dem Nichts. Und das wollen die Bewohner der Schneidlinger Klusstiftung an ihrem Jahresfest, das unter dem Motto "Gott macht alles schön" steht, darstellen. Sie haben ein Spielstück "Schöpfungsgeschichte" erarbeitet. "Gott schafft Himmel und Erde und Gott sprach, es werde Licht. Das Licht ist der Tag, die Dunkelheit die Nacht", spricht wieder die Stimme. Und so wird die schwarze Folie weggezogen, eine blaue erscheint. Sonne, Mond und Sterne werden am Rand der "Naturbühne" angebracht. Und dann kommt Adam...
"Sich das Nichts vorzustellen ist ebenso schwierig wie Gott. Unsere Bewohner haben das Stück seit einem halben Jahr vorbereitet", berichtet Helen Han, Leiterin der Einrichtung. Die Texte stehen nicht in der Bibel. Sie sind so erarbeitet, dass es die Bewohner und auch die Darsteller verstehen. Und die haben jede Menge Spaß. Auch ihre vielen Gäste, die sich beeindruckt zeigen von den herrlichen Masken, die die Spieler in der Kunst-Arbeitsgemeinschaft hergestellt haben. Blumen und Bäume, Elefanten, Tiger, Schlange, Krokodil, Affe und Schmetterlinge stellen sie dar, eben alles, was zum Paradies gehört. Eine dreiviertel Stunde geht das Stück und wird an keiner Stelle langweilig. Wenig Text und tolle Musik haben sie eingearbeitet. Unterstützt von Kantor Thomas Wiesenberg. Und als Adam mit dem Elefanten tanzt, da bekommt er viel Beifall.
Auch am Ende der Geschichte, als er mit Eva noch einmal durch das Paradies geht und nach dem Verzehr des verbotenen Apfels daraus ausgeschlossen wird. Nun geht für Adam und Eva das "normale" Leben los und für die Besucher kommt die Einladung zu einem paradiesischen Apfelkuchen zum Kaffee und zu einem Besuch eines der vielen Kreativstände, die im Garten der Klusstiftung aufgebaut sind. Da kann unter anderem gefilzt werden, Steine bemalt und Weidenkugeln geflochten werden.
"Das Stück war wieder ganz verständlich dargestellt", ist Besucherin Annett Haulitschke begeistert. "Wir sind sehr abwechslungsreich. Mal ist es etwas aus der kirchlichen Geschichte, mal was Weltliches", erklärt die Leiterin. Und jeder Bewohner könne dabei mitmachen und sich seine Rolle selbst aussuchen.
"Es ist toll, wie die Kinder und Jugendlichen hier gefördert werden. Jedes Jahr wird hier ein Stück gezeigt und jedes Jahr ist es sehr aufwendig. Die Masken waren einfach schön", erklärt Detlef König. Er und seine Frau Birgit sind seit fünf Jahren Besucher des Jahresfestes. "Da können Eltern einfach stolz sein", findet auch seine Frau.