Ehemaliger Rat der Stadt in Aschersleben Ehemaliger Rat der Stadt in Aschersleben: Bauaufsicht macht ernst: Abriss steht bevor

aschersleben/MZ - Das kann teuer werden. Zumindest für den Eigentümer des Gebäudes gegenüber dem Ascherslebener Bahnhof. Im schlimmsten Fall zahlt allerdings der Steuerzahler, also die Bürger, die Zeche. Passanten, die vielleicht angesichts der dort stattfinden Abrissarbeiten glauben, dass sich für das Grundstück des lange leerstehenden Hauses endlich ein Investor gefunden hat und dass dort in Kürze etwas Neues entsteht, sind höchstwahrscheinlich im Irrtum. Was mit dem Grundstück passiert, stehe weiter in den Sternen. So darf jedenfalls das Achselzucken des Ascherslebener Oberbürgermeisters Andreas Michelmann auf eine entsprechende Frage der Mitteldeutschen Zeitung gedeutet werden. Die Stadt sei über den aktuellen Stand der Sache nicht informiert. Von irgendwelchen Plänen des Besitzers sei bisher nichts bis in die Stadtverwaltung gedrungen.
Die angerückten Bagger reißen zumindest ganze Teile des Hauses ab - auf Veranlassung der Bauaufsicht des Landkreises. Den Teilabriss hatte deren Leiter, Hermann Alpers, schon vor einigen Wochen angekündigt. Jetzt wird er durchgezogen. Dass die von diesem Gebäude ausgehende Gefahr nicht von der Hand zu weisen war, zeigt allein der Umstand, dass der Landkreis trotz knapper Kassen gehandelt hat - oder handeln musste. Denn selbst wenn der Eigentümer irgendwann tatsächlich zahlen sollte, muss der Landkreis in Vorkasse gehen.
Grund für die sogenannte Ersatzvornahme ist die Tatsache, dass von dem baufällig gewordenen Gebäude Gefahr für Passanten ausging. Zunächst wurde das Haus für längere Zeit mit einer Absperrung notgesichert. Der Landkreis hatte den Besitzer aufgefordert, die nötigen Maßnahmen für eine endgültige Sicherung einzuleiten. Passiert ist daraufhin nichts. So sah man sich beim Fachdienst Bauordnung des Salzlandkreises veranlasst, den Abriss großer Teile des Gebäudekomplexes auszuschreiben und in Auftrag zu geben.
Noch im vergangenen Jahr gab es so etwas wie eine leise Hoffnung. Nach mehreren Besitzerwechseln wollten Insider gehört haben, dass an der Ecke Bahnhofstraße/Herrenbreite eventuell wieder ein Hotel entsehenen könnte. Angesichts der jüngeren Entwicklung und der Tatsache, dass sich der aktuelle Eigentümer nicht einmal auf die vom Landkreis verordneten Sicherungsmaßnahmen eingelassen hat, dürften sich diese Hoffnungen auf eine neue Nutzung des Grundstücks vorerst zerschlagen haben.
Das ehemalige „Bahnhofshotel“, - dann „Hotel Schmidt“ und „Coburger Hof“ - wurde 1831 erbaut. In der Zeit der DDR und kurz danach war dort der Rat der Stadt untergebracht, während im Rathaus der Rat des Kreises residierte. Nach dem Umzug der Stadtverwaltung ins Rathaus stand das Gebäude leer und verfiel. Daran änderte sich auch nichts, nachdem sich nacheinander mehrere neue Besitzer gefunden hatten. Das Haus habe übrigens nie der Stadt Aschersleben gehört. Die sei immer nur Mieter gewesen. Darauf machte am Donnerstag Ascherslebens Pressesprecherin Anke Marks aufmerksam. In den vergangenen Jahren diente die Fassade unter anderem dem Künstler Holger Beisitzer und den Schülern der Albert-Schweitzer-Schule als Schaufläche im Rahmen der Ascherslebener Drive Thru Gallery.
