Drei-Schienen-Gleis Drei-Schienen-Gleis: Gernröder wollen Endpunkt bleiben
Straßberg/Gernrode/MZ - Nach Kenntnis von Wendt läuft derzeit die Projektierung bei der Deutschen Bahn. Das Unternehmen wolle in den nächsten zwei Jahren anfangen, hat Wendt erfahren. Die Anbindung von Quedlinburg und Bad Suderode dürfte "nach dem Wiederaufbau der Selketalbahn zwischen 1946 und 1950 das größte Projekt im Selketal sein", betonte Landrat Wolfram Kullik in seinem von Wendt verlesenen Grußwort.
Weniger begeistert zeigte sich Gernrodes Bürgermeister Werner Grundmann. "Bringt das überhaupt einen Nutzen", fragte er zweifelnd und fürchtet, dass dann letztlich "nur ein Triebwagen über den Acker fährt". Grundmann verwies auf die in Gernrode geschaffene Infrastruktur mit den Parkplätzen und meinte, dass es im Selketal mit den Bahnhöfen wichtigere Projekte gäbe. Schließlich könnten auch Busse die Reisewilligen aus den Hotels bis Gernrode bringen. Der Eisenbahnfreund Karl Eisermann aus Unterschleißheim bei München appellierte an den Gernröder, das Drei-Schienengleis nicht ohne Expertenrat negativ zu bescheiden.
Im schlechtesten Fall, so Michael Wendt, werde durch das dritte Gleis für die HSB eine "schwarze Null" erwartet. Wahrscheinlich sei jedoch, dass die zusätzlichen Fahrgäste aus Quedlinburg ausreichen würden, um das Betriebsergebnis der HSB zu verbessern. Das Selketal habe bislang mit rund 90 000 im Jahr die wenigsten Fahrgäste. Es wäre töricht, an Touristenmagneten, wie die Westernstadt Pullmann City oder die Weltkulturerbestadt Quedlinburg, vorbeizufahren, meinte Wendt.
Gernrode sei es zwar gewohnt, Ausgangspunkt der Bahn zu sein, doch Wirtschaftskraft erhält die Stadt nicht davon, "dass in Gernrode ein Prellbock steht". Wenn die Fahrgäste in Gernrode aussteigen, sehen sie die Stiftskirche nicht, argumentierte der Kreisverkehrsplaner. Wenn jedoch Kurzurlauber in Quedlinburg das Pfeifen einer Dampflok hören würden, und sie erfahren, dass die in wenigen Minuten in Bad Suderode, Gernrode oder im Selketal sein könnten, würden sie das Angebot nutzen.
Bei einer Anbindung Quedlinburgs rechnet Wendt mit Fahrgastzahlen, "die mindestens das Niveau von Nordhausen erreichen". Dort wurden im vergangenen Jahr 180 000 Fahrgäste befördert. Gegenwärtig müssten noch Detailfragen zwischen HSB und DB geklärt werden.