Deutsches Fachwerkzentrum Deutsches Fachwerkzentrum: Außenstelle soll weitergeführt werden
Quedlinburg/MZ. - Nun ist es amtlich: Das Deutsche Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege im hessischen Fulda ist seit Donnerstag in der Insolvenz. Alle Vermittlungsbemühungen, das seit Juli angeschlagene Unternehmen zu retten (die MZ berichtete), seien fehl geschlagen, bestätigte am Freitag Insolvenzverwalter Andreas Schafft gegenüber der MZ. Für das Land Hessen sei das weitere unternehmerische Risiko in der jetzigen Struktur, mit den Außenstellen in Quedlinburg, Gernewitz, Potsdam und Schweidnitz, zu groß.
Dennoch: Die Quedlinburger Außenstelle in der Blasiistraße, das Deutsche Fachwerkzentrum, darf seinen Geschäftsbetrieb voraussichtlich bis zum Jahresende weiterführen. Die Ende vergangener Woche ausgesprochenen Kündigungen gegen die sechs Mitarbeiter seien formal erfolgt, um die Fristen einzuhalten, sagte Schafft. Möglich wurde der Weiterbetrieb, da die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) die laufenden Kosten seit Montag dieser Woche übernommen hat. Zu den laufenden Projekten gehören u.a. die Weiterführung der Jugendbauhütte, die Sanierung des Hauses der DSD in der Goldstraße 25 und das Pilotprojekt Stieg 15.
DSD und Insolvenzverwalter suchen nun nach einem Träger und eine geeignete Rechtsform, um das Fachwerkzentrum in Quedlinburg auf wirtschaftlich solider Basis weiter zu betreiben. Die Stiftung selbst werde nicht als Träger fungieren können. "Ich bin optimistisch, dass das Fachwerkzentrum in Quedlinburg mit dem vorhandenen Personal als eigenständige Einrichtung fortgeführt werden kann", betonte der Rechtsanwalt.
Die Quedlinburger Außenstelle habe nur eine Chance, wenn sich ein eigener Trägerverein oder eine GmbH gründet. Davon zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der DSD, Prof. Dr. Gottfried Kiesow überzeugt. Die DSD werde verstärkt mit dem Land Sachsen-Anhalt, dem Landkreis und der Stadt Quedlinburg, Gespräche führen, damit das Zentrum in der Welterbestadt eine Zukunft hat. Um die Wirtschaftlichkeit und damit das Überleben zu sichern, plädierte Kiesow für ein Handwerkerausbildungszentrum "in der hochkarätigen Fachwerkstadt Quedlinburg". Auch, wenn darüber "die Handwerkskammer mit Blick auf derzeitige Ausbildungsstätten im Land noch nicht begeistert" ist. Die Welterbestadt sei aus seiner Sicht nahezu prädestiniert, die Handwerksmeister praxisnah auszubilden.
Die Stiftung wolle auch weiterhin schwerpunktmäßig in die Weltkulturerbestadt Quedlinburg Aufträge vermitteln, begründete Kiesow das wirtschaftliche Fundament für ein eigenständiges Fachwerkzentrum. Die DSD habe über 21 Millionen Mark an Projektförderungen allein in Quedlinburg vergeben. Dem Denkmalschutzexperten schwebt auch der Aufbau einer Fachhochschule in der Fachwerkstadt vor. Darin sollten beispielsweise Spezialisten für die Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten an Baudenkmalen ausgebildet werden. Diese Spezialisten gebe es in dieser einzigartigen Form noch nicht. Architekten und Handwerksbetriebe könnten sich mit dem Zentrum eine Art wirtschaftliches Standbein sichern.