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Hitze und Trockenheit Derzeit kein Wasserentnahmeverbot für den Salzlandkreis in Sicht

Mehrere Landkreise in Sachsen-Anhalt haben bereits ein Wasserentnahmeverbot angeordnet. Warum das im Salzlandkreis derzeit trotz wenig Regen und viel Hitze noch kein Thema ist.

Von Enrico Joo 02.07.2025, 10:15
Auch im Salzlandkreis werden Felder künstlich bewässert. Das ist derzeit auch noch ohne Einschränkungen erlaubt.
Auch im Salzlandkreis werden Felder künstlich bewässert. Das ist derzeit auch noch ohne Einschränkungen erlaubt. (Foto: Detlef Anders/Archiv)

Salzlandkreis/MZ - Die ehrliche Freude war Katharina Elwert zwischen den Zeilen anzumerken. „Es regnet gerade in diesem Moment, in dem ich die Zeilen verfasse“, schreibt die Geschäftsführerin des Bauernverbands Salzland. Dazu setzt sie einen lächelnden Smiley. Die Nachricht ist bemerkenswert. Denn: „Es gibt nie genügend Niederschlag im Salzlandkreis. Zumindest nicht, seitdem ich hier beim Bauernverband arbeite“, meint Elwert.

Dazu kommen die hohen Temperaturen. Mehrfach wurde im frühen Sommer bereits die 30-Grad-Marke überschritten. Am Dienstag waren es bis 33 Grad, am Mittwoch sollen es 38 Grad werden. Was macht das mit den Flüssen, dem Grundwasser und der allgemeinen Verfügbarkeit von Wasser?

Landkreis gibt derzeit noch Entwarnung

Der Salzlandkreis gibt Entwarnung: „Momentan besteht für den Grundwasserpegel und auch für die Oberflächengewässer kein wasserrechtlicher Handlungsbedarf. Ein Wasserentnahmeverbot, über die geltenden Regelungen hinaus, ist daher aktuell nicht angeordnet“, teilt Kreissprecherin Marianne Bothe mit.

Dabei haben gleich mehrere Kreise in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Tagen reagiert. In Dessau-Roßlau gilt ab sofort ein Wasserentnahmeverbot zwischen 10 und 18 Uhr. Im Altmarkkreis Salzwedel und im Jerichower Land gelte das Verbot schon über eine Woche und im Landkreis Mansfeld-Südharz gilt seit Freitag ein Verbot für Pumpentnahmen aus Flüssen und Seen. Auch für den Landkreis Stendal ist eine ähnliche Verfügung geplant.

Im Salzlandkreis beobachten die Mitarbeiter der Kreisverwaltung die Lage genau. Der Kreis hatte in der Vergangenheit auch schon reagiert. Vom Sommer 2022 bis Februar 2024 galt im Salzland ein durchgängiges Wasserentnahmeverbot. Es war seinerzeit das am längsten geltende Verbot der Wasserentnahme im Land Sachsen-Anhalt.

Gewässerkundliche Daten im Blick

„In den zurückliegenden Jahren hat der Salzlandkreis Nutzungsverbote und Nutzungseinschränkungen für Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern und Brunnen ausgesprochen und seine Erfahrungen damit gemacht“, blickt Bothe zurück. „Art und Umfang einer ressourcenschonenden Nutzung des Wasserdargebotes ist mittlerweile Regelungsinhalt von wasserrechtlichen Erlaubnissen.“ Schon in den Jahren 2018 bis 2021 hatte es immer mal wieder Verbote für die Wasserentnahme im Salzland gegeben.

Wesentliche Grundlage von Entscheidungen seien die Daten der Bodenfeuchte sowie das Monitoring des gewässerkundlichen Landesdienstes. Es müsse bisher nicht reagiert werden. „Selbstredend werden alle relevanten Daten und Entwicklungen fortlaufend betrachtet und im zuständigen Fachdienst ausgewertet, so dass adäquate Entscheidungen für die Region getroffen werden können, sobald sie aus unserer fachlichen Sicht notwendig werden“, erklärt Bothe. „Unabhängig davon: Sparsam mit der Ressource Wasser umgehen, bleibt immer ein Gebot.“

Bauernverband: Bisher keine Probleme beim Bewässern

Besonders betroffen von Einschränkungen sind immer wieder die Landwirte in der Region. Sie brauchen die Niederschläge, das Wasser, damit die Ernten auch gut ausfallen. Das gelte vor allem im Kräuter- und Gewürzanbau, aber auch bei Zwiebeln, Kartoffeln und Gemüsekulturen. „Der Grundwasserspiegel im Salzlandkreis hat sich seit dem Dürrejahr 2018 noch nicht wieder auf das langjährige Mittel erholt. Auch der relativ feuchte Winter hat nicht genug Nässe gebracht, um das Defizit zu egalisieren“, teilt Elwert mit. Im Boden seien etwa 14 Prozent Bodenfeuchte: Dürre. So fällt auch das Fazit für eine aktuelle Messung am Bodenwassermessplatz in Bernburg aus.

Doch die Landwirte stellen sich darauf ein. „Bisher gibt es keine Probleme mit der Bewässerung, da die Landwirte wassersparend bewässern und es in diesem Jahr noch keine Einschränkungen für die Bewässerung gab“, erklärt Elwert.

In der Vergangenheit hatten die Bauern aber Probleme, nachdem der Salzlandkreis die Wasserentnahme verboten hatte. Es gab zwar Ausnahmeregelungen und Sondergenehmigungen, doch die Betriebe seien hart getroffen worden, hieß es.

Bauernverband beobachtet Situation im Salzlandkreis

Helfen könnte bessere Technik. Doch die gebe es freilich nicht umsonst. „In moderne Techniken zu investieren, um wassersparend zu bewässern, ist sehr kostspielig. Tröpfchenbewässerung aus Schläuchen gibt es bisher kaum“, so Elwert. Dabei ist die Tröpfchenbewässerung besonders sinnvoll. „Um Wasser zu sparen, wird vor allem in der Nacht und den frühen Morgenstunden bewässert. Hier sind dann die Anforderungen an das Zeit- und Arbeitsmanagement hoch, da eine Art Bereitschaft für Ausfälle der Bewässerungsanlagen eingeplant werden muss.“ Das Personal müsse also entsprechend bereit sein.

Übrigens: Im Jahr 2022 wurden laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft in Deutschland 554.000 Hektar Ackerfläche bewässert. Das sei knapp das Eineinhalbfache gegenüber 2012. Das Wasser spielt also eine immer größere Rolle. Trotzdem seien es insgesamt nur 3,3 Prozent der Ackerflächen, die in Deutschland bewässert werden.

Ob bewässert werden muss, hängt auch vom Boden ab. Und gerade in tiefen Schichten fehle das Wasser. So oder so: Der Bauernverband steht im Austausch mit dem Landkreis. „Im Moment gehe ich nicht von einer Allgemeinverfügung zu einem Wasserentnahmeverbot aus Oberflächengewässern im Salzlandkreis aus“, meint Elwert. „Wir stehen im ständigen Austausch mit der Behörde und haben uns erst vor kurzem getroffen.“ Dabei werden auch die Flüsse im Salzland beobachtet. Ende vergangener Woche sei nur ein Abschnitt der Bode unterhalb eines kritischen Wasserstands gewesen.