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Der Antreiber Der Antreiber: Hans-Michael Strube hasst Ausgegrenztsein

Von Regine Lotzmann 30.05.2018, 11:58
Hans-Michael Strube und sein Pendelordner. Der ist nun Geschichte.
Hans-Michael Strube und sein Pendelordner. Der ist nun Geschichte. Frank Gehrmann

Aschersleben - Seine Kinder konnten ihn wohl nicht mehr sehen, den sogenannten „Pendelordner“, der immer zwischen Hans-Michael Strube und dem Schulleiter des Ascherslebener Gymnasiums hin- und herwanderte.

Angefüllt mit wichtigen Unterlagen und Protokollen, Dingen, die es zu unterschreiben oder in den Terminkalender einzupflegen galt.

Und immer waren es die schulpflichtigen Kinder Strubes, die den Boten zwischen beiden Parteien spielen mussten.

Der Antreiber: Nach 12 Jahren ist Schluss

Der Mann mit der rahmenlosen Brille und dem kurzen dunkelblonden Haar lacht herzhaft, als er die Geschichte erzählt.

Doch die Zeiten des „Pendelordners“ sind nun wohl endgültig abgelaufen, denn der 51-Jährige legt den Vorsitz im Förderverein des Stephaneums nach zwölf Jahren nieder.

Das, gesteht er, sei einfach eine Frage der Zeit gewesen.

Denn der Vorstandsvorsitzende der Salzlandsparkasse sei insgesamt in der Region in fünf Stiftungsvorständen aktiv, darunter auch im Schloss Hoym.

Als ihm nun noch ein Platz in der Neo-Rauch-Stiftung angeboten wurde, musste er sich entscheiden.

„Und so sehr ich das Gymnasium auch liebe, ich habe mich zugunsten der überregionalen Sachen entschieden“, sagt er und meint: „Wenn mein Tag 36 Stunden hätte, wäre ich geblieben.“

Der Antreiber: Als Ratgeber jederzeit zur Stelle

Doch ganz verschwinden will er aus dem Schulverein nicht.

„Ich habe für einen Nachfolger gesorgt und stehe ihm jederzeit für Tipps zur Verfügung“, spricht er von Robert Bräuer, der einst selbst das Stephaneum besuchte und dessen Kinder heute dort Schüler sind.

Ihren alten Vereinschef vermissen werden Schulleiter Klaus Winter und Schatzmeisterin Heike Schikorra trotzdem.

„Er hat eine ganz tolle Art, Menschen für sich zu gewinnen“, findet seine Mitstreiterin.

„Er hat die Mitgliederzahl vervierfacht und als Jubiläumsmitglieder solche Persönlichkeiten wie den Oberbürgermeister, Heike Brehmer oder den Landrat gewonnen“, sagt der Schulleiter.

Dazu habe er eine Menge Sponsoren gefunden und zahlreiche Projekte umgesetzt.

Der Antreiber: Vieles auf den Weg gebracht

Es wurden Projektwochen und Studienfahrten unterstützt, die Schülerakademie und ein Jahrgangsbuch eingeführt, der beste Lehrer ausgezeichnet.

„Wir konnten Wettbewerbe durchführen für die Gestaltung des Schulhauses und eines Schullogos, einheitliche Kleidung für die Schülerfirma und die Redakteure der Schülerzeitung besorgen - und die digitalen Tafeln waren die ersten im Landkreis“, zählt Winter auf.

Viele Erfolge also.

„Das war leicht“, sagt Strube aber und lacht schon wieder. „Ich hatte hier viele Leute, die vieles können, und brauchte eigentlich immer nur sagen: Wir machen das jetzt!“

Der Antreiber: Eine Sache liegt ihm besonders am Herzen

Doch der 51-Jährige wird auch nachdenklich. Ganz besonders am Herzen lag ihm nämlich auch, dass der Verein dafür sorgt, dass kein Schüler bei einer Klassenfahrt aus finanziellen Gründen zu Hause bleiben muss.

Hier springt der Verein im Notfall ein und beteiligt sich an den Kosten.

„Wir waren fünf Kinder. Mein Vater war Lehrer, meine Mutter Hausfrau. Wir hatten einen kleinen Bauernhof mit 25 Hektar Land. Und ich durfte nie mit zu Klassenfahrten, weil meine Eltern kein Geld hatten.“

Was das in Kindern anrichte, könne er gar nicht in Worte fassen. Dieses Ausgegrenztsein, dieses hilflose Danebenstehen, wenn die Klassenkameraden von ihren Abenteuern berichten.

Eine solches Gefühl solle heute niemand mehr haben, findet Strube und hatte dafür stets auch die Unterstützung seiner Mitstreiter. (mz)