Das Talent Das Talent aus Aschersleben: Joke Mika Maly

Aschersleben - Auf dem Sportplatz des SV Lok Aschersleben ist Ferienruhe. Aber nicht ganz. Ein Junge schleudert unter den Augen von Leichtathletik-Trainer Frank Löffler unermüdlich die Diskusscheibe. Joke Mika Maly könnte mit seinen Freunden baden, lesen oder am Computer spielen. Doch das macht er nicht. Statt dessen kommt er dreimal in der Woche aus dem kleinen Örtchen Wieserode (Stadt Falkenstein) zum Einzeltraining nach Aschersleben.
Berufung in die Landesauswahl in der Tasche
Mitte Juni ist Joke Mika Maly Landesmeister im Diskuswerfen und im Kugelstoßen geworden. Und das mit einem beachtlichen Vorsprung vor der Konkurrenz.
Der Zwölfjährige schleuderte die 750-Gramm-Scheibe 40,87 Meter weit und gewann mit sieben Metern Vorsprung. Die Drei-Kilo-Kugel stieß er 12,67 Meter weit und hatte am Ende drei Meter Vorsprung, obwohl die Konkurrenz in der M 13 auch schon mal einen Kopf größer war.
Nun hat er die Berufung in die Landesauswahl in der Tasche. Und eine Einladung zum Bundesländerwettkampf mit Thüringen und Sachsen im September.
In der Datenbank des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auf Platz eins
In der Datenbank des Deutschen Leichtathletik-Verbandes steht sein Name beim Diskuswerfen der Altersklasse M 13 auf Platz eins, beim Kugelstoßen an dritter Stelle. Und das gegen Konkurrenz aus den großen Clubs und bei Bedingungen, die in Aschersleben alles andere als optimal für das Diskuswerfen sind.
Doch mit viel fleißigem Training und Willen hat er sich in die deutsche Werfer-Elite vorgearbeitet.
Und wer weiß, dass Joke Mika mit Michel Maly (17) einen großen Bruder hat, der sich auch auf Diskus und Kugel spezialisiert hat und gerade erst an die Sportschule nach Berlin gewechselt ist, der ahnt, welche Vorbilder der junge Lok-Sportler hat und wo er gern hin möchte. „Wie bei den Hartings wäre es schon schön. Zwei Olympiasieger in einer Familie.“
Der Traum von den großen Meisterschaften
Joke Mika träumt von Europa- und Weltmeisterschaften. Landestrainerin Melanie Schulz hat schon angefragt, ob er nicht mit diesem Talent und seiner starken Technik an die Sportschule nach Halle oder Magdeburg möchte.
Doch da der große Bruder gerade nach Berlin gewechselt ist, will Joke Mika dies den Eltern nicht antun und noch drei Jahre in Aschersleben bleiben. Aber nach der zehnten Klasse an der Adam-Olearius-Schule in Aschersleben könnte er sich das schon vorstellen.
In die Fußstapfen des Vaters getreten
Svend Maly, der Vater der Jungs, ist auch an der Sportschule gewesen, weiß Frank Löffler aus der gemeinsamen Zeit in Berlin. Wer den Namen des Vaters sucht, findet ihn unter anderem bei Wikipedia als DDR-Meister mit der 4 mal 400-Meter-Staffel des SC Dynamo Berlin im Jahr 1989. „Und dann bringt er zwei Kerle, die solche Kreuze haben“, wundert sich Löffler über die Jungs des Läufers. Michel sei bereits fast zwei Meter groß, Joke Mika mit 1,74 bei gerade zwölf Jahren auf dem besten Weg in Richtung 1,90 Meter.
Bessere Trainingsbedingungen in Bernburg
Beim Training für die Wurf-Disziplinen legt Löffler, letztjähriger Deutscher Meister im Speerwerfen, der M 45, Wert auf die Schnellkraft der Beine und auf Kraft. Vor den Landesmeisterschaften fuhren sie zum Training auch mehrfach nach Bernburg, wo es bessere Trainingsbedingungen gibt.
Löffler meint einen Kugelstoßring mit Begrenzung statt Stahlring im Boden für den Schulsport und einen größeren Diskusring, wie er auch bei Wettkämpfen genutzt wird.
Der Verein hat nichts davon, dass er sein erstes Talent nach Berlin abgegeben hat. Wenn Joke Mika mal nach Magdeburg wechselt, könnten 200 Euro Prämie rüberwachsen. Für den Verein nicht viel, aber so eine Summe kostet die Abschlusskante des Kugelstoßrings. Aber Löffler sieht Geld nicht im Vordergrund. Er macht es für die Jungs und holt sein Talent zum Sondertraining schon mal von zu Hause ab.
Was ihn motiviert?
Joke Mika Maly muss nicht lange überlegen und grinst frech: „Dass man seinem eigenen Bruder nacheifern kann.“ Früher haben sich die Brüder die Diskusscheibe auf dem Sportplatz hin und her geworfen, zu Hause auch mal den Hang hoch. Und wer weiß, vielleicht kommen sie ja auch mal so hoch hinaus wie Robert und Christoph Harting.
Und wenn das mit dem Sport nichts wird - Joke Mika spielt auch Gitarre. Schon mit sechs hat er eine bekommen und besuchte drei Jahre die Musikschule. Zumindest seine Mitschüler können ihn schon bei Auftritten musikalisch erleben. (mz)