Cochstedt Cochstedt: Ein erster kleiner Sieg an der Grundwasserfront
COCHSTEDT/MZ. - An der Grundwasserfront in Cochstedt ist der erste kleine Sieg errungen worden. Seit Mittwoch hat zumindest die Familie Schulenburg in der Böklinger Straße die Gewissheit, dass ihr Haus nicht mehr davon bedroht ist, ein Opfer der Wassermassen zu werden.
Noch am Dienstag waren alle Vorzeichen darauf ausgerichtet, dass Angela und Nils Schulenburg vor den Trümmern einer jahrzehntelangen Sanierung und Modernisierung ihres Anwesens stehen könnten. 1985 hatten sie das Haus in der Böklinger Straße 13 gekauft und jede freie Minute genutzt, um Stück für Stück das alte Gemäuer auf Vordermann zu bringen. Literweise Schweiß wurden vergossen und auch finanziell das Machbare ausgeschöpft. "Wir fühlen uns wohl hier und sind stolz auf das bisher Erreichte", sagt Angela Schulenburg. Doch seit Montag, dem Tag, wo im Zuge der Straßenbauarbeiten vor ihrem Haus die Bagger anrückten, schien diese heile Welt innerhalb weniger Minuten zu zerbrechen.
Kaum war das Arbeitsgerät aus dem Boden, bildete sich in kürzester Zeit ein See vor dem Grundstück. Das Grundwasser trat in kleinen Bächen an die Oberfläche. Bei der 49-Jährigen schellten sämtliche Alarmglocken. Haben doch die Schulenburgs, wie viele Familien in der Hakelstadt, seit Monaten mit den Folgen des Grundwasseranstiegs zu leben. Feuchte Wände, erste Schimmelbildungen, Stockflecken und immer wieder zusätzliche Arbeit, um die Schäden einzudämmen. "Wir hatten alle Mühe, das Umfeld einigermaßen trocken zu gestalten", erklärt Nils Schulenburg. Dabei hatte der 50-Jährige zwei Probleme. So liegt sein Grundstück an einer Hanglage, womit der Wasserdruck sich in Richtung Haus erhöht, und das Gebäude ist nicht mit einem soliden Fundament ausgestattet. Die Unterlage besteht aus geschütteten und verdichteten Bruchsteinen. "Grundwasser, kein 100-iger fester Untergrund - uns kam sofort der Gedanke an Nachterstedt auf", begründet Angela Schulenburg, warum sie kaum noch ruhig schlafen konnte.
Und damit nicht genug. Nachdem der See vor ihrem Haus entstand, legte sich die Baufirma ins Zeug. Pumpte das Wasser ab und setzte vor den Mauern massenweise Beton ab. "Wir hatten die Befürchtung, dass dadurch ein Rückstau entsteht, der unser Haus endgültig dem Wasser ausliefert", so die Schulenburgs. Da fundierte Auskünfte nicht zu bekommen waren, legte sich die Familie in ihrer Hilfslosigkeit sogar mit den Bauarbeitern an. Doch dann die Entwarnung. "Wir haben in dem Bereich eine großflächige Drainage eingebaut, die in den neuen Regenwasserkanal mündet", erklärt Rüdiger Jelitto, Schachtmeister der Staßfurter Baubetriebe GmbH, die mit dem Ausbau der Böklinger Straße beauftragt wurde. Damit wird gewährleistet, dass das Grundwasser sich bei knapp einen Meter unter der Hauskante einpegelt. "Es wird auf diesen Punkt stehen bleiben", verspricht Rüdiger Jelitto, der auch überzeugt ist, dass dies eine Lösung ist, mit der alle leben könnten. Der eingebrachte Beton, der lediglich zur Stabilisierung der Straße dient, hätte keinen Einfluss auf das Grundwasser.
Dem vorausgegangen war eine Abstimmung mit dem Bau- und Ordnungsamt der Stadtverwaltung und dem Architekturbüro. Ohne zu zögern entschied die Verwaltung, dass die Mehrarbeiten notwendig sind und löste den Auftrag für die Drainage aus. Nach dem ersten Schreck sind jetzt auch die Schulenburgs erleichtert. "Es war eventuell doch gut, dass ausgebaggert wurde. Wir hätten das so bestimmt nie gemerkt", freut sich Nils Schulenburg.