Kinder, Senioren, Familienfeiern Breite Straße in Aschersleben: Was das Kirchspiel im ehemaligen Kaufhaus Quenzel plant

Aschersleben - Die Euphorie ist Anne Bremer und Holger Holtz ins Gesicht geschrieben. Die Pfarrerin und der Pfarrer des Evangelischen Kirchspiels Aschersleben brennen darauf, endlich loslegen zu können.
Loslegen mit der Einrichtung - aber auch dem Ausbau und dem späteren Betreiben - des künftigen Gemeindezentrums in der Breiten Straße 3 in Aschersleben - dem historischen Gewand- und ehemaligen Kaufhaus „Quenzel“.
Drei ehemals eigenständige Kirchgemeinden nutzen Räume
Dabei wurde in den vergangenen Monaten schon viel Arbeit geleistet. Inzwischen liegt nämlich die Konzeption zur künftigen Gemeindearbeit in dem neuen Gemeindezentrum auf dem Tisch. Sie wurde am Dienstag in einer Pressekonferenz vorgestellt.
Das Konzept sei nicht etwa im stillen Kämmerlein, sondern in zahlreichen Gesprächen, Umfragen, Beratungen und Diskussionen mit den Gemeindemitgliedern entstanden, erklärt Anne Bremer.
Am Ende soll ein von allen lange gehegter Traum in Erfüllung gehen. Für die Mitglieder der drei ehemals eigenständigen Ascherslebener Gemeinden, die sich im Kirchspiel vereint haben, habe die räumliche Not endlich ein Ende, so Holger Holz.
Öffentlichkeit soll künftig mehr in Gemeindearbeit einbezogen werden
Bisher habe ihnen für die Durchführung von Veranstaltungen nämlich lediglich der in die Jahre gekommene sogenannte Tie-Saal zur Verfügung gestanden. Zu wenig, um den Anforderungen der Zeit gerecht werden zu können.
Mit dem Kauf des Gewandhauses und dessen Umgestaltung zu einem Gemeindezentrum soll sich alles ändern. Am sichtbarsten werde die Hinwendung zu viel mehr Öffentlichkeit sein, gibt die Konzeption zu verstehen.
Das Gemeindezentrum werde ein für jedermann offenes Haus sein. Wie von den Gemeindemitgliedern immer wieder gewünscht - in zentraler Lage, gut erreichbar und barrierefrei. Wobei „barrierefrei“ durchaus in einem doppelten Sinn verstanden werden kann.
Zentrum soll auch Menschen ohne Glauben offenstehen
Barrierefrei für körperlich gehandicapte Menschen - aber auch für diejenigen, die mit Kirche bisher nichts am Hut hatten, soll es keine Schranken geben. Im Gegenteil, man setze bei der Nutzung des Hauses auf Partnerschaft. Beispielsweise mit Vereinen, Unternehmen, Organisationen, Schulen und städtischen Einrichtungen.
Eine gute Gelegenheit, die Ascherslebener und ihre Gäste einzuladen, werde unter anderem ein „Café der Begegnung“ bieten, das im ehemaligen „Café am Gewandhaus“ eingerichtet werde. „Wir wollen zunächst versuchen, das Café mit Ehrenamtlichen zu betreiben“ erklärt Anne Bremer.
Saal soll für Familienfeiern oder an Vereine vermietet werden
Das Erdgeschoss des eigentlichen Gewandhauses bietet dagegen als großer Saal mit seiner Empore beste Voraussetzungen für größere öffentliche Veranstaltungen, aber auch für Gottesdienste. Mit Vermietungen - beispielsweise für Familienfeiern oder Vereinsveranstaltungen - wären sogar Einnahmen zu erzielen, die zum Unterhalt des Hauses beitragen würden, sagt Anne Bremer.
Dazu kommen große helle Räume in der ersten Etage. In denen werde die Gruppenarbeit stattfinden, die bisher nie gleichzeitig gemacht werden konnte. Dann könnten sich die Mitglieder der einzelnen Gruppen, die bisher mehr oder weniger im eigenen Saft geschmort haben, auch wieder begegnen und sich austauschen.
Dachgeschoss soll für Kinder und Jugendliche ausgebaut werden
Und für die Kinder und Jugendlichen werde das Dachgeschoss ausgebaut. Dort werde es auch einen Raum geben, in dem die Band proben kann, so die Pfarrerin. Die wagt dann auch schon einmal einen Ausblick und sagt, dass noch in diesem Jahr erste Nutzungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen sollen.
Ansonsten seien jetzt erst einmal die Bauplaner am Zug, um nötige Umbauten vorzubereiten. Außerdem seien weitere Ideen zur Nutzung gefragt. „Und wir hoffen auf viele, die mithelfen wollen“, so Bremer.
Es sollen Netzwerke entstehen. Innerhalb der Gemeinde - aber auch außerhalb. Dazu heißt es: „Entscheidend für das offene Konzept der Gemeinde wird sein, wie die Netzwerkarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus gelebt wird ... Dies geschieht zum Beispiel nach außen durch regelmäßige Andachten in Seniorenheimen, Kindertagesstätten und Schulen der Stadt.“
Außerdem werden eine inhaltliche Kooperation zu Fragen der Integration und Foren zu Auseinandersetzungen mit gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Themen angestrebt. Dabei gehe es immer um Fragen und Themen, die die Stadt Aschersleben und die Menschen, die hier leben, betreffen.
Vorstellen könne man sich - gemeinsam mit Künstlern, Ärzten oder Mitarbeitern der Stadtverwaltung Gesprächsreihen, Vorträge und Ausstellungen zu Themen wie Diakonie, Tod, Sterben und Trauer. Aber auch die Organisation von kultur- und kunsthistorischen Veranstaltungen. (mz)
