Beratungs- und Informationsverarbeitungs GmbH Beratungs- und Informationsverarbeitungs GmbH: Die bundesweit bekannte Unbekannte
Thale/MZ. - Thebis? Kenn' ich nicht. Jürgen Commandeur wiederum kennt diese Reaktion. "Ja, die meisten Leute in der Region haben noch nie von uns gehört." Dabei gibt es die Firma in der Thalenser Wolfsburgstraße, deren Generalbevollmächtigter Commandeur ist, im Juli bereits zehn Jahre. Die Thaler Beratungs- und Informationsverarbeitungs-Service GmbH (Thebis) beschäftigt über 20 Mitarbeiter und erwirtschaftet rund zwei Millionen Euro Jahresumsatz. Ganz ordentlich für eine Unbekannte, die so unbekannt nun auch wieder nicht ist:
In Konzernen, vor allem in den alten Bundesländern, schätzt man die Experten von Thebis bei allen Fragen rund um Produkte des Software-Giganten SAP. Von ABB über Dr. Oetker, EADS (Airbus), Krupp-Mannesmann, Mitsubishi und Pirelli bis hin zu Siemens, Sat 1 und Unilever reicht die Kundenpalette. Angefangen hat alles im Rechenzentrum der Hütte: 1993 wurde die EDV-Abteilung der EHW Thale AG aus dem Unternehmen ausgegliedert (neudeutsch: outgesourct). Wolfgang Engler gründete aus dieser Ausgliederung die Thebis, heute ist er zusammen mit der Schunk AG Gesellschafter der Firma. "Anfangs kamen aber noch 60 bis 70 Prozent unserer Aufträge aus der Hütte", erinnert sich Engler.
Der erste Großauftrag für die junge Firma war daher auch die so genannte Migration (Umstellung) der SAP-Großrechner-Software R 2 auf R 3, einem Client-Server-System. "Die Hütte war dabei Pilotprojekt", erklärt Wolfgang Engler, "das sollte dann die Initialzündung für unsere Firma werden." Denn die Erfahrungen, die Thebis bei der Software-Umstellung im EHW sammelte, sollte bei Folge-Projekten in anderen Firmen von Vorteil sein.
Doch dabei sollte es nicht bleiben - die Thalenser begannen sich darauf zu spezialisieren, die EDV-Systeme ihrer Kunden auf sich ändernde Unternehmensstrukturen anzupassen. "Das ist unsere Marktnische, ohne die wir es wohl nicht geschafft hätten, zu überleben", sagt Jürgen Commandeur. Für diese Arbeit entwickelte die Firma eigene Programmierungs-Werkzeuge, so genannte Tools, die natürlich von Thebis selbst, aber auch von Hewelett Packard, T-Systems (Telekom) und EDS (General Motors) weltweit in Lizenz genutzt werden.
Die EDV-Anpassung ist ein Geschäft, das trotz Krise der IT-Branche und Auf und Ab der Wirtschaft immer läuft, so Commandeur. Der Markt sei größer, als ihn Thebis bedienen könne. Und: "Die Konjunkturschwäche tut uns eher gut, wir sind zumindest resistent", erklärt der 57-jährige Firmengründer, der wie Commandeur nach der Wende aus den alten Bundesländern nach Thale kam. Die beiden einzigen Wessis bei Thebis. Die Mitarbeiter kommen ansonsten allesamt aus der Region, was Commandeur und Engler als Stärke des Unternehmens verstehen:
Die Hälfte des Personals stammt aus den Rechenzentren der Hütte und des VEB Elektromotorenwerke Wernigerode, die andere Hälfte haben sich die beiden Firmenchefs in den vergangenen Jahren zum Beispiel aus Fachinformatikstudenten, die bei der Thebis ein Praktikum machten, herausgepickt. Auf dieser Basis soll die Firma auch künftig "organisch wachsen", so der 57-jährige Engler. Sprich altersbedingte oder anderweitige - eher geringe - Fluktuation ausgeglichen und das Personal vorsichtig ausgebaut werden.
"Ausbilden im klassischen Sinne geht bei unserem Unternehmen ja nicht, aber wir arbeiten sehr eng mit der Hochschule Harz zusammen", erklärt der Geschäftsführer.